#93 - Die Delete-Strategie für mehr Produktivität und ein gesundes Arbeitsumfeld in Unternehmen und anderswo mit Martin Gaedt
20.09.2024 45 min
Zusammenfassung & Show Notes
In dieser Episode spreche ich mit dem Keynote-Speaker und mehrfachen Buchautor Martin Gaedt über sein neues Buch "Smart Arbeiten mit der Delete-Strategie".
Wir sprechen über die positiven Auswirkungen des Streichens von unnötigen Aufgaben, Prozessen und Abläufen.
Wir sprechen über die positiven Auswirkungen des Streichens von unnötigen Aufgaben, Prozessen und Abläufen.
- Martin erklärt, wie die Delete-Strategie Unternehmen hilft, effizienter und profitabler zu werden und den Fachkräftemangel zu bekämpfen.
- Er teilt im Podcast und in seinem Buch praktische Methoden und Übungen, die jeder sofort anwenden kann.
- Du hörst beeindruckende Beispiele aus verschiedenen Branchen, die zeigen, wie das Streichen von Aufgaben zu mehr Erfolg, Profit und Zufriedenheit führt.
- Du bekommst handfeste Tipps, wie du und dein Unternehmen mit der Delete-Strategie in deinem Unternehmen starten kannst.
Website von Martin Gaedt: https://martingaedt.de
Hier kannst du das Buch bestellen: https://martingaedt.de/buecher/
Der Podcast ist das Audio zum #pHoch3 Live-Talk auf LinkedIn vom 18.9.2024.
Wenn du uns live und und in Farbe sehen möchtest, kannst du das auf meinem YouTube-Kanal oder direkt hier auf LinkedIn tun.
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Wenn du eine Frage oder einen konkreten Themenvorschlag für meinen Podcast hast, schreib mir eine E-Mail an pHoch3@claudiahuempel.com.
Du möchtest dein Unternehmen als großartigen Arbeitgeber im pHoch3-Podcast vorstellen oder mit deiner Expertise mein Gast sein? Bewirb dich per Mail an pHoch3@claudiahuempel.com.
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Ich danke dir für deine Unterstützung.
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Transkript
Hand aufs Herz. Wie oft fragst du dich, ob die Aufgaben, die du jeden Tag machst,
ob die sinnvoll sind und wofür sie sind?
Du hast wahrscheinlich wie viele andere Menschen eine unglaublich lange To-Do-Liste,
wo gefühlt ständig neue Aufgaben hinzukommen, neue Regeln, neue Vorschriften
und ganz wenig wegfällt.
Das geht ganz vielen Menschen so und zwar völlig egal, in welchem Job sie sind,
völlig egal, ob sie im Unternehmen arbeiten, im Krankenhaus oder in der öffentlichen Verwaltung.
Es kommt immer mehr dazu und es fällt eigentlich fast nichts weg.
Wer stellt denn mal die grundsätzliche Frage, bringt das was oder kann das weg?
Ich habe heute jemanden bei mir, der diese Frage schon öfter gestellt hat und
der diesem Thema nun ein ganzes Buch gewidmet hat.
Bei mir zu Gast, und ich freue mich unglaublich, ist heute Martin Goethe,
Keynote-Speaker, mehrfacher Buchautor, ich will mal sagen, kreativer und innovativer Ideengeber.
Hallo Martin, schön, dass du da bist.
Hallo Claudia, vielen Dank für die Einladung und dass ich schon wieder in deiner Sendung sein darf.
Ja, schon wieder. Du, ganz ehrlich, wenn du jedes Jahr ein Buch,
wenn du jetzt im Jahrestag Bücher schreibst, dann können wir uns ja schon mal
für nächstes Jahr verabreden.
Weil ich glaube, es ist jetzt fast genau ein Jahr her, dass du hier bei mir im Live-Talk warst.
Und dein Buch, ich habe ja vorhin schon eingangs gesagt, vier Tage Woche,
worüber ja inzwischen in ganz
Deutschland und überhaupt generell im ganzen Dachraum gestritten wird.
Aber darum soll es heute gar nicht gehen, Sondern es soll um das Thema gehen,
was in deinem neuen Buch thematisiert wird. Genau.
Smart arbeiten mit der Delete-Strategie.
Das ist im Prinzip eher dein neues Buch, aber was hat dich tatsächlich motiviert,
so kurz nach dem Buch Vier-Tage-Woche dieses Buch hinterherzuschieben?
Das klingt jetzt ein bisschen abfällig, das meine ich gar nicht so,
sondern was hat dich bewegt dazu? Was war die Motivation?
Ja, also es gibt drei Gründe. Das eine ist, dass ich in der Beschäftigung mit
der Vier-Tage-Woche, ich habe ja alles über Interviews mir beigebracht quasi.
Ich habe Unternehmerinnen, Unternehmer interviewt zur Vier-Tage-Woche und das
Gemeinsame, was die alle verbindet, sie finden mehr Fachkräfte,
sie machen häufig mehr Umsatz und Gewinn und sie haben aber alle zuerst gestrichen.
Das ist der eigentliche Clou der Vier-Tage-Woche. Die funktioniert immer dann,
wenn die Unternehmen zuerst ihre Prozesse aufgeräumt haben.
Und das hat mich so fasziniert, weil ich
das seit 20 Jahren in meinen Innovationsworkshops immer schon vermittle.
Und die Übung in meinen Workshops, die am meisten geliebt wird, ist das Streichen.
Und das mache ich seit 20 Jahren. Und dann habe ich die beiden Dinge einfach verbunden,
nämlich die Erfahrung der Unternehmen, die ihre Prozesse aufräumen,
habe angefangen, selber die Lead-Workshops zu geben in Unternehmen und das zusammen
war dann ja mehr oder weniger direkt auf meinem Teller,
die Zutaten waren da und das Buch ging dann relativ schnell von der Hand.
Das heißt, es ist so etwas wie ein Erfahrungsbericht. Das heißt,
du verbindest da auch viele Methoden natürlich, die du in deinen Workshops hast,
die man praktisch machen kann.
Das ist das, was ich genial finde an dem Buch, dass man das in jeder Situation anwenden kann.
Und gleichzeitig eben auch dann die Erfahrungsberichte der Unternehmen,
die so etwas schon gemacht haben. Ist das richtig? Richtig?
Exakt. Genau, es sind wieder 244 Geschichten. Ich liebe ja Geschichten von erfolgreichen Unternehmen.
Und das, ich muss ja gar nichts erfinden, sondern es ist ja alles da draußen.
Die erfolgreichen Unternehmen sind ja da.
Und ich habe halt jetzt natürlich, präsentiere halt 244 Beispiele,
wo Unternehmen gestrichen haben.
Und so wie du es gerade gesagt hast, ist es das erste Buch, also von meinen
fünf Büchern, Das erste mit 40 konkreten Übungen, die jede und jeder sofort
anwenden kann und auch ganz genial,
also ich bin deswegen so froh, weil ich diesen Zeichner sozusagen in letzter
Sekunde gefunden habe, mir ein Grafiker halt auf wunderschöne Grafiken zu den Übungen gemacht hat.
Das heißt, es ist auch vom Stil her für mich ein komplett neues Buch,
aber der Tenor der Geschichten, die vermitteln, wie es geht,
das ist halt das, was alle meine Bücher verbindet.
Ja, genau. Also ich habe schon auch selbst, ich habe das Buch nicht in der gedruckten
Version, sondern ich habe das so als E-Book und habe gedacht, okay,
das ist vom Stil her wieder ähnlich wie deine anderen Bücher, aber mit den Methoden
Und eben auch einfach mit diesen Grafiken.
Die das nochmal besonders verdeutlichen, schon auch ein bisschen anders.
Das heißt, man kann das auch wirklich
Richtig gut als...
Also als Methodenbuch sich einfach auf den Schreibtisch legen.
Ich habe eine Frage zu diesem Delete oder wenn ich es übersetze mit streichen, löschen und so weiter.
Würdest du streichen tatsächlich mit vereinfachen gleichsetzen oder hat das
unterschiedliche Aspekte?
Das Ergebnis wird etwas Vereinfachtes sein.
Das Streichen geht für mich aber tatsächlich weiter, als was ich zunächst mal
unter Vereinfachen verstehen würde,
weil es geht für mich wirklich darum zu gucken,
welche Tätigkeiten übe ich aus in meinem Arbeitsalltag und welchen Wert hat
eigentlich diese Tätigkeit für den Erfolg meines Arbeitgebers, meiner Firma,
meiner Selbstständigkeit?
Welchen Wert hat diese Tätigkeit dafür?
Und ich werde feststellen, dass von meinetwegen sieben, acht oder neun Tätigkeiten
werde ich immer eine Tätigkeit finden, die gar keinen Wert mehr hat.
Vielleicht hatte die mal einen Wert. Das entwickelt sich ja auch.
Und sie hat jetzt aber keinen Wert mehr oder kaum noch einen Wert.
Und dann ist es die Tätigkeit, die ich streichen kann.
Also natürlich kann ich sie auch, ich könnte auch sagen, ich reduziere sie.
Ich mache sie weniger. Ist auch eine Option, definitiv. Aber viele sagen halt
wirklich, dann streichen wir doch diese Tätigkeit und geben uns damit Raum und
Zeit für Fokus und Energie für die anderen wertvollen Tätigkeiten.
Und insofern ist Streichen für mich schon wirklich so, dass ich dazu anrege,
Dinge komplett wegzulassen.
Und im Ergebnis ist dann mein Arbeitsalltag einfacher, tatsächlich.
Aber Streichen ist Streichen. Rausschmeißen, ausmisten, entmüllen.
Okay, diese Frage, welchen Wert hat eigentlich meine Aufgabe oder welchen Wert
trägt sie bei für die Firma, fürs Unternehmen?
In der Verwaltung sind das dann teilweise ja noch andere Fragen oder im Krankenhaus
ist es ja etwas anderes, als wenn ich meinetwegen in einem Startup oder so unterwegs bin.
Kannst du da mal ein Beispiel nennen, was dir dazu, genau dazu vielleicht gerade einfällt?
Ja, 244.
Nimm eins.
Also, das, was viele überrascht ist, Bäckereien jammern, dass sie keinen Nachwuchs finden.
Es gibt immer mehr Bäckereien, die öffnen erst um sechs oder um sieben,
also fangen die erst an zu backen und verkaufen dann erst ab zehn, elf oder sogar 14 Uhr.
Jetzt würde der Klasse, die klassische Reaktion ist dann, ja,
aber ich will ja um sechs meine frischen Brötchen. Ja, die gibt es dann halt nicht.
Und interessanterweise sind das die Unternehmen, die am schnellsten wachsen.
Die finden nämlich am schnellsten neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Sie backen dann häufig auch natürlich andere Waren.
Sie backen eben nicht das frische Brötchen für sechs Uhr, sondern sie backen
dann hochwertigere Backwaren, machen damit mehr Umsatz.
Und es gibt zum Beispiel die Brotpuristen, die haben richtig einen Online-Plan,
wann sie welches Brot backen, sodass du direkt, wenn dein Lieblingsbrot gebacken
wird, kannst du hinrasen und es dir kaufen.
Und all diese Bäckereien sind erfolgreicher als vorher, aber sie haben sich
halt getraut zu sagen, das klassische Aufstehen um drei Uhr oder Backen um drei
Uhr streichen wir komplett.
Und dann gibt es zum Beispiel einen 44-jährigen Bäcker, der in einem Interview
gesagt hat, wisst ihr, ich habe mit 14 meine Ausbildung begonnen.
Ich backe seit 30 Jahren.
Jetzt bin ich zum ersten Mal in einer Bäckerei, wo ich erst um sechs anfangen muss zu arbeiten.
Endlich mit 44 Jahren kann ich auch mal bei einem Geburtstag länger bleiben
und muss nicht um 18 Uhr gehen, um um 19 Uhr zu schlafen und um 1 Uhr aufzustehen.
Das ist Lebensqualität durchstreichen.
Das heißt, das hat dann nicht nur für die Bäckerei, also für das Unternehmen einen Wert gebracht,
also dass sie eben genauso viel, wenn nicht mehr verdienen eben,
sondern auch für jeden Einzelnen, der dort arbeitet, insbesondere,
also ich meine, ja gerade Bäcker und es gibt ja viele solche Berufsbilder, wo man immer denkt, oh,
wenn ich mir vorstelle, ich müsste irgendwie 30 Jahre lang jeden Morgen um drei
aufstehen oder zumindest in der Arbeitswoche.
Also ich glaube, die meisten, insbesondere hier in der LinkedIn-Bubble,
können sich das, glaube ich, nicht wirklich vorstellen, wie das ist.
Ich frage in jedem Vortrag seit zehn Jahren, wer von euch möchte gerne drei Uhr morgens backen?
Meldet sich nie irgendjemand. Und dann wundern wir uns, wenn die Bäcker keinen finden.
Und das ist halt, das ist ja so mein Grundkredo. Wenn du einen Mangel hast,
nenne es, ob es Fachkräftemangel ist oder irgendeinen anderen Mangel,
dann ändere dein Angebot.
Und alle die, die ihr Angebot ändern, finden auch wieder Fachkräfte,
weil Fachkräfte dahin gehen, wo sie attraktive Arbeitsbedingungen finden.
Und das ist völlig normal und das ist auch völlig legitim.
Ja. Ja.
Und aus deiner Sicht und aus deiner Erfahrung, ich meine, du beschäftigst dich
wirklich schon so lange damit, hast so viele gute Beispiele zusammengetragen
und wir haben ja vorhin im Vorgespräch gerade auch über positive Geschichten,
über positive Narrative gesprochen.
Trotz allem habe ich so das Gefühl, die allermeisten tun sich unglaublich schwer
mit genau mit diesem Thema vereinfachen, streichen, mit Veränderungen,
auch mit Dingen, die plötzlich oder in der Entwicklung anders sind als früher,
Fachkräftemangel oder die Veränderung des Arbeitsmarktes, so will ich es mal
nennen, ist ein gutes Beispiel dafür.
Aus deiner Sicht, warum tun tun sich Verwaltungen, Unternehmen und wir selber
uns ja auch, warum tun wir uns so schwer mit dieser Art von Veränderungen?
Weil wir es uns nicht vorstellen können. Deswegen ist ja auch dieses,
ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Wenn du eine Veränderung willst,
dann mach eine Testphase.
Also alle, die zum Beispiel eine Viertagewoche erfolgreich umgesetzt haben,
haben zuerst eine Testphase gemacht.
Da konnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erst mal erleben,
wie ist es denn eigentlich? Und wenn man das einmal erlebt hat, will keiner zurück.
Aber es ist und bleibt ein Risiko. Es gibt halt kein Risiko ohne Risiko.
Und ich glaube, das hält viele ab, dass sie nicht hundertprozentig wissen,
wie ist es denn danach. nach.
Und selbst wenn alle sagen, es ist danach besser, weiß ich es existenziell in
mir ja nicht, dass es wirklich danach besser ist.
Und ich glaube, dass dieses Nicht-Wissen und Nicht-Sehen, also deswegen finde
ich auch dieses Wort Vorstellungskraft,
das ist eine Kraft, etwas zu sehen, was noch nicht da ist und die können wir
trainieren und dann freuen wir uns auch, können wir uns viel mehr freuen auf
die Dinge, die wir verändern, aber diese Diese Kraft gilt es halt zu entwickeln.
Und wenn die nicht vorhanden ist, dann habe ich halt Angst vor dem, was da kommt.
Ja, nochmal zurückkommt, weil ich finde dein Beispiel mit den Bäckereien,
das ist ja wirklich etwas, was ein grundlegendes Prinzip gestrichen und verändert hat.
Hast du auch, haben Bäckereien, die das gemacht haben, erfolgreich gemacht haben,
Hast du da mit Inhabern gesprochen, wie das gelaufen ist, was sie für ein Gefühl
hatten und ob das immer so easygoing war oder ob sie da Schwierigkeiten hatten?
Oder vielleicht aus einem anderen Beispiel, hast du da aus dieser Zeit der Veränderung
auch Erfahrungswerte gesehen?
Naja, also das sind ja hunderte von Veränderungen, die ich im Buch beschreibe,
aber auch jetzt bei der Vier-Tage-Woche sind es ja inzwischen in Deutschland
alleine schon 34.000 Unternehmen, die es machen und die sagen,
natürlich war das nicht einfach,
also es war nicht einfach.
Du musst mit allen Mitarbeitenden reden, du musst ihre Ängste und Sorgen ernst nehmen.
Und du bist ja dann in so einer Schwebephase, du weißt ja selber nicht,
wie es wird. Du hoffst halt, dass es anders und besser wird, aber du weißt es nicht.
Und gleichzeitig hast du die Mitarbeitenden 20, 30, vielleicht 400,
die auch nicht wissen, wie es wird. Und das musst du natürlich aushalten können.
Das heißt, es ist nie einfach.
Einige Bäcker haben ja zum Beispiel so vor fünf, sechs Jahren mussten ihre Dächer
sanieren, haben dann gleich Solarpanels raufgebaut, sind erstmal mega ins Risiko
gegangen, haben mega investiert.
Ja, zwei Jahre später Energiekrise waren sie die einzigen, die keinen teuren
Strom bezahlen mussten, die sogar die Löhne erhöhen konnten in der Zeit,
wo andere halt riesige Kosten für Energie hatten.
Also, aber dieses ins Risiko gehen ist, glaube ich, nie einfach.
Auch für positive Menschen ist und bleibt Risiko Risiko, weil ich weiß nicht, wie es wird.
Und deswegen bin ich ein großer Fan von Experimenten, Ausprobieren, Testen.
Es gibt immer mehr Kliniken, zum Beispiel Krankenhäuser, wo ja angeblich eine
Viertagewoche nicht geht. Die probieren es einfach aus.
Die sagen, wir machen es jetzt mal in einem Bereich. Ja, zum Beispiel in Fürth,
im Klinikum Fürth haben sie angefangen, es im OP zu machen und haben festgestellt,
es passt, diese vier Tage Woche passt viel besser zum Rhythmus im OP.
Sie müssen keine Überstunden mehr machen. Die Mitarbeitenden haben drei Tage frei, sind erholter.
Dadurch steigt die Planungssicherheit. Also es gibt so lauter Effekte,
die man gar nicht alle durchdenken kann.
Die muss man halt erleben. Und deswegen Pilotprojekte. Auch beim Streichen,
ja, einfach mal ausprobieren, wie wäre es denn, wenn wir mal,
jeder streicht ein Meeting pro Woche.
Geht es uns dann schlechter? Das hat ja Shopify gemacht, die haben es noch ein
bisschen anders gemacht, da hat ein Softwareentwickler ein Plugin für den Chrome,
einfach für den Browser Chrome entwickelt,
dass man sozusagen, wenn man ein Meeting einberufen hat, und dann waren da zehn
Leute in dem Empfänger und im Verteiler,
Dann hat man daneben direkt die Kosten gesehen.
Zehn Leute, zwei Stunden, Lohnkosten, Lohnnebenkosten, Raumkosten,
Cateringkosten, Energiekosten, buff.
Und dann haben die meisten gesagt, oh nee, was, wie, das wusste ich gar nicht,
das ist ja teurer als ein Abendessen für 500 Dollar.
Das kostet ja teilweise 1.500, 2.000 Dollar.
Nee, also dafür lohnt sie dann doch kein Meeting. So, und so spart Shopify alleine
322.000 Arbeitsstunden pro Jahr durch ein simples Google-Plugin,
transparent machen der Kosten. Und deswegen als Experiment kann jede Firma sagen,
okay, jeder darf jede Woche ein Meeting streichen, mal sehen,
ob es uns dann schlecht oder besser geht.
Und die Wahrscheinlichkeit ist einfach sehr hoch, dass es den Leuten dann besser geht.
Also dieses Beispiel mit dem Plugin in Google Chrome, das finde ich ehrlich gesagt genial,
weil ich weiß gar nicht, wie oft ich mich schon gefragt habe,
und zwar seit, ich weiß ja nicht, ich arbeite ja schon mehr als 35 Jahre,
wie oft ich in Meetings gesessen habe und immer denke, diese vielen hochbezahlten Manager,
rechnet irgendjemand mal aus, was das hier kostet und dann kommt kein Ergebnis heraus.
Also es geht ja nicht darum, grundsätzlich zu sagen, jedes Meeting ist überflüssig
oder so etwas. Aber ich glaube tatsächlich, dass auch bei so etwas wie Meetings,
diese Frage, die du eingangs gestellt hast, nämlich, was ist der Wert,
den das hier dem Unternehmen bringt?
Ich glaube, das würde alleine schon die Zahl der Meetings reduzieren,
weil man sich auf das Wesentliche konzentriert und auch nur die Leute einlädt,
die unbedingt für eine Entscheidung oder whatever da besprochen wird,
irgendwie dazu gebraucht werden oder so.
Und das ist das, was mich auch an öffentlichen Debatten ärgert.
Da wird dann zum Beispiel argumentiert, die Deutschen seien faul und nicht mehr innovativ und träge.
Und meine Beobachtung ist eine ganz andere, abgesehen mal von den Zahlen.
Die nackten Zahlen sagen ja, die Deutschen haben in den letzten Monaten rein
von den Arbeitsstunden her so viel gearbeitet wie nie zuvor.
Also man muss ab und zu auch mal in die Statistiken gucken.
Die nackten Zahlen erzählen nämlich eine andere Geschichte als die öffentlichen
Behauptungen. Aber, das lassen wir mal dahingestellt, das Entscheidende ist
doch, wenn Menschen überlastet sind, haben sie keine Kapazitäten, innovativ zu sein.
Wie denn auch, wenn jemand 120 Prozent seiner Zeit oder auch 100 Prozent seiner
Zeit mit Standardtätigkeiten verbringt, wann bitte soll diese Person innovativ sein?
Nein, innovativ sein eines Menschen und einer Firma bedeutet,
ich als Führungskraft sorge dafür,
schaffe den Rahmen, dass Menschen, von denen ich möchte, dass sie innovativ
sind, von ihren 100% Arbeitszeit von mir aus nur noch 80% für Standardaufgaben
einsetzen und 20% für Innovation.
Dann wird ein Schuh draus. Aber einfach so alle komplett zuzuschütten mit Standardaufgaben
und dann zu behaupten, sie seien nicht innovativ, ist Bullshit.
Ja, also vor allen Dingen Statistiken. Das eine sind die Arbeitsstunden und
das andere ist ja, wir haben da letztes Jahr schon mal drüber gesprochen,
die Zahlen bemüht, die hohe Zahl oder die höchste Zahl der sozialversicherungspflichtig
angestellten, arbeitenden Menschen in Deutschland,
wenn man sich das anguckt. Das ist in anderen Ländern ja auch.
In Österreich auch, in der Schweiz auch, das ist in allen Ländern.
Und von daher müsste man ja denken, dass unglaublich viel geleistet wird.
Aber das ist für mich gleichermaßen wieder ein Zeichen dafür,
dass natürlich unheimlich viel Zeit verplempert wird und damit eben wirklich auch Geld flöten geht,
weil halt eben viele mit unnötigen und unnützen Aufgaben beschäftigt sind.
Denn es ist ja in den letzten 30, 40 Jahren unglaublich viel passiert in Sachen
Automatisierung, Prozessoptimierung und so weiter.
Das haben wir ja um die Jahrtausendwende in vielen Branchen schon in der ersten
Phase, will ich mal sagen, durch.
Kommt jetzt die nächste Phase. Aber von daher sind wir ja heute sowieso produktiver
noch als vor 30, 40 Jahren oder auch als vor 20 Jahren.
Und es kann bis auch so weit gehen, das eine ist sozusagen die Produktivität
oder die Automatisierung, das andere ist auch die Haltung.
Ich habe kürzlich vor zwei Wochen von einem Hotel, von einem Hotel sage ich
schon, von einem Krankenhaus erfahren in Thüringen, die verstehen sich als Hotel.
Machen das seit vier, fünf Jahren. Alles, was sie tun, tun sie in der Haltung,
wir sind ein Hotel, wir haben Gäste, wir sind die Gastgeberinnen und Gastgeber.
Und dieses Hotel, also in Klammern Krankenhaus, hat die Arbeitszeiten innerhalb
von fünf Jahren von 40 auf 35 Stunden reduziert, bei vollem Lohn.
Aber vor allen Dingen gewinnen sie mit dieser Haltung, wir sind Gastgeberinnen
und Gastgeber, Fachkräfte, die besten Fachkräfte in Thüringen.
Und das ist sozusagen eine Mischung aus, natürlich sind da auch die Abläufe
optimiert, die setzen die neuesten Technologien ein und so weiter und so weiter.
Und hinzu kommt aber die Haltung. Und die entscheidet halt auch.
Ja, das ist ja auch so ein Paradigmenwechsel. Das ist ja wirklich so ein kompletter Perspektivwechsel.
Fast genauso disruptiv wie der Bäcker, der gesagt hat, es wird nicht um drei
gebacken, sondern wir fangen erst um sechs an,
ist eben genauso, dass man sich eben verändert und seine Haltung verändert und
sagt, okay, in einem Krankenhaus, das sind unsere Gäste.
Wenn man jetzt noch in öffentlichen Verwaltungen irgendwie überall flächendeckend
die Haltung bekommt, wir sind die Dienstleister der Steuerzahler und unserer Bürger.
Also in vielen Bürgerbüros ist das tatsächlich so. Das habe ich auch persönlich
schon erlebt, aber häufig hat man ja auch da immer noch den Eindruck,
ja, es geht eigentlich nur um irgendwie Bürokratie.
Auch das ist ja ein Aspekt, den du in deinem Buch zumindest auch mit aufgreifst,
was Bürokratie, Gesetze und so weiter angeht.
Kannst du da auch nochmal so ein bisschen, weil wir machen jetzt so ein ganz
weites Feld auf, aber ich glaube, das ist etwas, wo ja gefühlt auch jeder sagt,
mag das Bürokratieabbau.
Ich denke dann immer, ja, mach doch.
Also ganz grob mal skizziert.
Ich mache dich mal groß.
Ja.
Es ist halt so, ich schreibe im Buch halt, dass man immer gucken muss,
in welchem Einflussbereich bin ich unterwegs.
Kann ich etwas deleten, was meine persönliche Tätigkeit ist?
Kann ich etwas deleten, was sozusagen die Firma tun muss für mich,
was meine Führungskraft für mich tun muss oder auch für alle im Unternehmen?
Oder ist es etwas, was die Branche deleten kann oder sogar der Staat?
Da muss man halt einfach gucken, wo sind meine Einflussmöglichkeiten.
Und es gibt dieses absolut faszinierende Beispiel vom Hartmann-Bund,
die haben das ausgerechnet, in der Pflege leisten ja Pflegekräfte inzwischen
über 30 Prozent ihrer Arbeitszeit für Dokumentationen.
Das ist in Teilen wichtig, in großen Teilen überflüssig. Viel zu viel.
Und der Hartmann-Bund hat ausgerechnet, würde man diese Dokumentationspflicht nur halbieren.
Es geht in dem Fall tatsächlich nicht darum, sie abzuschaffen,
weil irgendwas muss ich dokumentieren.
Aber sie zu halbieren, hätte man über Nacht in Deutschland 100.000 zusätzliche
Vollzeitpflegekräfte.
Und dann hätten wir keinen Pflegekräftemangel. Also deswegen ist ja eine Kernfrage
im Buch auch, haben wir zu wenig Zeit, haben wir zu wenig Fachkräfte oder haben
wir nicht viel zu viele veraltete Aufgaben.
Und alle in der Branche wissen das und es wäre Aufgabe des Gesetzgebers, das zu ändern.
Und deswegen schreibe ich im Buch auch ganz klar, die,
die öffentlich sich hinstellen und sagen, die Deutschen seien faul,
nämlich viele Gesetzgeber, die sind eigentlich in der Pflicht,
den Menschen die Zeit nicht zu stehlen. Also Beispiel Deutsche Bahn.
Alle schimpfen über die Deutsche Bahn und ich fahre immer Deutsche Bahn und kenne das Dilemma.
Und der Staat, also in Person die Verkehrsminister, Minister,
in dem Fall muss man ja nicht mal gendern, das waren alles Minister,
die Verkehrsminister der letzten zwei Jahrzehnte haben es versaut mit einer
Autozentrierung und stehlen mir und Millionen anderen Menschen jeden Tag Milliarden Stunden Zeit.
Dabei sind sie ja der Inhaber. Also der Staat ist ja der Inhaber dieses Unternehmens.
Sie haben geschworen, für das deutsche Volk zu arbeiten, aber sie stehlen uns
jeden Tag Milliarden Stunden Zeit.
Da muss man auch mal umdrehen und wirklich fragen, wer stört denn hier eigentlich
wen und wer ist denn eigentlich faul?
Die Deutschen sind es definitiv nicht, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
nicht in der Fläche. Ja, das ist,
Ich wollte gerade sagen.
Das ist ja immer so dieses Problem im Diskurs und in der Diskussion,
dass viele Dinge einfach verallgemeinert werden.
Also man hat irgendwie ein Beispiel oder zwei Beispiele oder drei negative Beispiele
und dann wird irgendwie der große Topf aufgemacht und wird verallgemeinert,
ohne genau hinzugucken und ohne auch eben nach den vielen positiven Beispielen zu suchen,
die in der Regel ja in der Mehrzahl sind.
Das ist ja bei ganz vielen Themen so.
Ja, genau. Und was ich zum Beispiel jedem empfehle, also und das ist zum Beispiel
auch ein Kern meiner Delete-Workshops, die ich mit Firmen mache.
Also erstens, es muss von der Geschäftsführung oder von Führungskräften ausgehen.
Es nützt nichts, wenn es ein Einzelner für sich macht, weil der größere Gestaltungsrahmen
ist einfach eine Organisation, sei es eine Firma, ein Verein oder eine Stiftung.
So, das heißt, die setzen sich
zusammen und definieren und das ist relativ simpel, einfach mal auf einem
Auf einem weißen Blatt Papier, jeder malt seine Tätigkeiten auf und hier diese
verschiedenen großen Kreise symbolisieren die Zeiteinheit, die ich dafür einsetze.
Und dann habe ich auf einem Blatt, und ich bin ja ein Fan von einem Bild,
sag mehr als tausend Worte, habe ich auf einem Blatt alle meine Tätigkeiten
und die Zeit, die ich dafür einsetze.
Jetzt bin ich 100% ausgelastet. Jetzt will der Arbeitgeber ja,
dass ich innovativ bin, also muss ich Platz schaffen oder ich soll mich fokussieren,
also muss ich Platz schaffen.
Dann male ich mit einer anderen Farbe in die Zeitkreise, wir hatten schon drüber
gesprochen, welchen Wert liefert eigentlich diese Tätigkeit.
So, und jetzt habe ich quasi zwei Farben.
Ich habe einmal die Farbe schwarz für die Zeit, die ich einsetze und grün für
den Wert, den ich damit für die Firma stifte oder auch für das Land,
für den Service, für die Kundinnen und Kunden.
Und jetzt sieht man ganz eindeutig, es gibt Tätigkeiten, die haben einen hohen
Wert und es gibt Tätigkeiten, die haben einen niedrigen Wert.
Und jetzt würde ich halt ganz klar hingehen und sagen.
Diese Tätigkeit, die offensichtlich keinen Wert mehr bietet,
die wird einfach gestrichen.
Und zack, habe ich ein Fünftel meiner Arbeitszeit, die ich neu verteilen kann.
Ich kann meinen Fokus auf die wertvollen Tätigkeiten legen.
Ich kann in diesem Fünftel der Zeit innovativ werden.
Ich kann neue Projekte anstoßen. Aber dieses immer mehr und immer mehr funktioniert halt nicht.
Ja, ich nenne es ja auch dieses zu viel von allem. Wir haben auch zu viel von
Optimierung, zu viel von Tools.
Wir kriegen jetzt fünf Millionen KI-Tools und so weiter.
Wenn ich das ernsthaft alles integrieren will, muss ich zuerst aussortieren.
Ja, also ich finde es wichtig, dass du jetzt gerade nochmal darauf hingewiesen
hast, gerade in Unternehmen, dass
es eben von der Geschäftsführung und den Führungskräften ausgehen muss.
Weil du hattest vorhin ja auch gesagt, man muss eben auch bei allen Themen immer
gucken, okay, was liegt in meinem Einflussbereich, was liegt nicht in meinem Einflussbereich.
Also wo kann ich selber etwas tun? Und gerade in Unternehmen finde ich es super
wichtig bei solchen Dingen, Das ist ja bei ganz vielen Veränderungen dort,
dass man eben wirklich die Unterstützung und eigentlich auch die Initiative
von der Geschäftsführung, vom Vorstand, von den Führungskräften eben haben muss,
damit so etwas dann auch,
damit das dann eben auch funktioniert.
Und ich finde ganz wichtig, weil du vorhin das nochmal gesagt hast mit diesem
Ausprobieren oder auch dieser Unsicherheit, die mit solchen Veränderungen verbunden ist.
Und ich finde da ganz einfach nochmal wichtig, diese Haltung,
die ich eben auch dann als Führungskraft oder als Inhaberin oder Geschäftsführerin
habe, so dieses auch zuzugeben, dass ich nicht genau weiß, ob das Ganze so erfolgreich sein wird.
Dass ich eben auch in meiner Kommunikation zwar schon Sicherheit vermittle im
Sinne von, das ist jetzt der Weg und wir probieren das aus, aber eben auch sage,
ich weiß noch nicht, wohin das führen wird, aber ich bin mir sicher,
wir werden einen guten Weg finden, weil ihr seid ja die Experten und gemeinsam schaffen wir das.
Also so in diesem Sinne auch diese Kommunikation darauf auszurichten.
Ja, und halt auch nie zu sagen, wir streichen jetzt alles, sondern wir fangen
halt einfach mal mit der Tätigkeit pro Person an, die am wenigsten Wert stiftet
und diese wird einfach mal weggelassen.
Und dann können wir, sehen wir ja, erleben wir ja, einen Geschäftsführer in
einer großen Holding, die haben 40 Beteiligungen und der muss sozusagen jeden
Monat einen 50-seitigen Bericht schreiben.
Der sagte dann zu mir, irgendwann hat er einfach mal nur ein Drittel geschickt.
Hat sich keiner, keiner hat sich gemeldet. Seitdem schickt er immer nur ein
Drittel. Sparzt ein Drittel der Zeit.
Also das sind halt so Dinge, oder ein großer Star, richtig bekannt in Thüringen,
ein Handwerksmeister, Rocco Funke, Bautrocknung ist ja leider gerade ein sehr aktuelles Thema.
Der sagt, der Standard in seiner Branche ist es, für eine große Fläche,
also große Lagerhallen zum Beispiel, wenn die getrocknet werden müssen, 64 Löcher bohren.
So, dann ist sein Kind geboren, er macht das seit 25 Jahren,
dann wurde sein Kind geboren und er hat dem Kind versprochen,
ich habe ab jetzt mehr Zeit für dich und für die Familie, ich weiß noch nicht wie, aber ich will.
Und dann hat er experimentiert mit seinem Team und hat festgestellt,
mit 32 Löchern schaffen sie dasselbe Ergebnis.
32 Löcher gestrichen.
Es hat halt vorher niemand experimentiert. Und insofern, deine Eingangsfrage
war ja, streichen oder vereinfachen. In dem Fall haben sie tatsächlich gestrichen und damit vereinfacht.
Und er kann jetzt seinen Mitarbeitenden anbieten, ihr arbeitet nur noch 32 Stunden.
Statt 40 zum vollen Gehalt in der Viertagewoche und die Firma macht mehr Umsatz und Gewinn.
Nenne es Zauberei, ist mir egal, aber es funktioniert.
Und das ist halt immer da, wo Firmen anfangen, die Steuerkanzlei,
die haben die stillen Stunden eingeführt von 10 bis 12 und 14 bis 15 Uhr klingelt
kein Telefon. E-Mails werden nur zweimal am Tag zugestellt.
Da wird eben nicht gesagt, hüser Mitarbeiter, schau nicht ständig auf dein Handy,
sondern die haben als Organisation die Rahmenbedingungen geschaffen,
dass E-Mails nur zweimal am Tag zugestellt werden.
Zack, sagen die Mitarbeitenden, in 34 Stunden statt 40 schaffen sie mehr stressfreier als vorher.
Ja, und das ist ja auch das, was eigentlich mein Job ist als Führungskraft oder
als Geschäftsführerin oder so, ist es mein Job, dafür zu sorgen,
dass meine Mitarbeitenden, dass die eben ihre Ziele gut erreichen können und
eben auch in die Arbeitsbedingungen irgendwie passen.
Was hat das, gibt es dazu auch Auswirkungen oder hast du dazu auch Zahlen,
was das für die Erfahrungsberichte, was das für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet?
Du machst ja auch so ein bisschen dieses Thema mit der Gesundheit auf.
Aber was für Auswirkungen hat das, neben dem, dass die Arbeitszeit vielleicht
reduziert wird und ich genauso viel Geld verdiene oder vielleicht sogar noch mehr hinterher?
Was für Auswirkungen hat das auf die mentale und körperliche Gesundheit von
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern?
Ja, da kommen zwei Faktoren rein. Also die Unternehmen, die aufgeräumt haben,
haben natürlich dafür gesorgt, dass die Aufgaben, die sozusagen übrig bleiben,
die jetzt mit mehr Fokus und Energie gemacht werden können,
ja auch die sinnvolleren sind, die sinnstiftenderen.
Und niemand steht doch morgens auf und sagt, ich gehe heute in die Firma und
will den Schaden. Sondern die Leute gehen zur Arbeit, ist meine tiefe Überzeugung,
um was Positives zu leisten.
Und dann stellt sich wieder die Frage, sind die Rahmenbedingungen geeignet,
etwas Positives zu leisten oder nicht?
Wenn ich durch das Streichen von den sinnlosen Tätigkeiten oder wertlosen Tätigkeiten
mehr sinnvolle, wertvolle Tätigkeiten tun kann, habe ich erstmal ein positiveres
Arbeitserlebnis und hinzu kommt dann natürlich,
wenn ich gleichzeitig auch Arbeitszeit verkürze bei vollem Lohn,
machen halt alle Unternehmen die Erfahrung,
die Mitarbeitenden sind gesünder, weil erholter, erholtere Mitarbeiter sind
leistungsfähiger und die machen,
also das heißt, es geht den Menschen besser, dann geht es der Firma besser.
Es ist eigentlich relativ simpel.
Das klingt jetzt so.
Also für mich, dein aktuelles Buch habe ich noch nicht ganz zu Ende gelesen,
aber ich beschäftige mich ja auch mit dem Thema, erscheint mir völlig logisch
und auch völlig logisch, dass diese Unternehmen, die genau so agieren,
viel einfacher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden, die leiden nicht unter
dem Fachkräftemangel, das kommt
alles automatisch, aber es klingt so ein bisschen ganz einfach. Einfach.
Jetzt, du hast ja vorhin schon gesagt, es ist trotzdem mit einem Weg verbunden,
es ist mit Risiko verbunden und so weiter.
Wenn jetzt hier jemand zuhört und sagt, ja, das klingt ja gut,
aber wo fange ich denn an? Wie fange ich denn an?
Wenn jetzt Unternehmen auf dich zukommen, was empfiehlst du da?
Also erstens gibt es im Buch ja tatsächlich diese 40 Übungen,
die jeder für sich alleine erstmal machen kann.
Es gibt einen kompletten Workshop, also der komplette Workshop,
den ich mit Firmen mache, der ist im Buch, den kann ich einfach nachmachen als
Geschäftsführung in meinem Unternehmen. nehmen.
Entscheidend ist, überhaupt zu realisieren, dass wir in dieser zu viel von allem
Welt leben, dass es auch nicht weniger wird.
Es werden immer mehr Tools, es werden immer mehr Apps, es wird immer mehr KI,
es wird immer mehr und dadurch wird die Überforderung wachsen und wir müssen,
das ist sozusagen eine neue Kulturtechnik, wir müssen dieses Löschen von Aufgaben,
von Tools, von Dingen aktiv lernen. Wir haben es nie gelernt.
Das ist auch gar kein Vorwurf. Wir haben es, glaube ich, einfach schlicht nie
gelernt, weil wir es nicht brauchten, jetzt brauchen wir es,
und deswegen, also meine Empfehlung ist tatsächlich immer, fang mit einer Sache
an, was auch immer dich am meisten nervt,
überlege, hat es einen Wert oder nicht und wenn nicht, dann streiche es.
Man kann aber auch so weit gehen,
ein Personalverantwortlicher hat mir erzählt, der steht auch im Buch,
Es gab eine Zeit, da konnte er nicht mehr aufs Klo gehen, weil er von Meeting zu Meeting gerannt ist.
Und das erzählen ja auch Lehrerinnen und Lehrer aus der Schule.
Wenn die sechs Stunden hintereinander haben, kommen sie nicht auf die Toilette.
Dieser HRler, dieser Personalleiter hat dann gesagt, okay, ich mache jetzt mal
ein Experiment. Ich streiche, ich lösche alle Termine aus meinem Kalender.
Die, die wichtig sind, werden schon wiederkommen. Und er sagt,
bis heute ist sein Terminkalender dann nicht mal halb so voll wie vorher.
Das wiederum führt dazu, dass er halt mega viele Freiräume hat,
um neue Konzepte zu bearbeiten, dass er mega viele Freiräume hat,
wenn etwas Spontanes kommt, wenn ein Mitarbeiter, eine Mitarbeiterin spontan
ein Anliegen hat, hat er spontan Zeit.
Also es hat sich für ihn verbessert, aber es hat sich für die gesamte Firma verbessert.
Und ja, und deswegen wer anfangen will, soll einfach mit einem Element mal anfangen,
es ausprobieren. Was mich total
glücklich macht ist, ich war ja zehn Jahre Innovationstrainer in Firmen.
Wir haben neue Produkte entwickelt, neue Prozesse entwickelt.
Dann habe ich zehn Jahre selber Firmen gegründet im HR-Bereich,
hatte 60 Mitarbeitende und so weiter.
Und das war halt immer so, das waren lange Prozesse. Bei dem Deleten stelle
ich fest, wenn eine Firma einmal damit angefangen hat, hören die nicht mehr auf.
Das heißt, die Firmen, wo ich vielleicht vor anderthalb Jahren war,
nur ein einziges Mal war, die haben dann Woche für Woche angefangen auszusortieren,
weil sie sofort den Effekt gemerkt haben, weil sie sofort den Mehrwert gemerkt haben.
Und sie stellen jetzt tatsächlich jede Woche die Frage, was können wir noch weglassen?
Und erst recht, wenn etwas Neues kommt, eine neue Aufgabe, ein neues Projekt,
was wird zuerst gestrichen?
Und ich sage immer, die Haut ist schlau. Die Haut macht es uns ja vor.
Wir haben ja alle 28 Tage eine neue Haut.
Würde die Haut so dumm sein wie wir in vielen Prozessen, hätten wir in zehn
Jahren 120 neue Häute drumherum.
Aber die Haut schmeißt zuerst die alten Hautpartikel raus, bevor die neuen nachwachsen.
Und das passiert alle 28 Tage komplett.
Und das kann halt sinnbildlich für unsere Firmen sein, für unsere Prozesse,
für unsere Organisationen, erst rauszuschmeißen und dann wieder etwas Neues zu tun.
Ja, also das ist schon wirklich beeindruckend, dieses Beispiel auch von dem HR-Verantwortlichen.
Das klingt ja mehr oder weniger erstmal revolutionär, aber das ist zum Beispiel
was, wo ja jeder auch einzeln bei sich anfangen kann, nämlich zu gucken,
okay, was passiert denn, wenn ich das einfach weglasse?
So wie mit dem Bericht, mit irgendwelchen Meetings, wenn ich das streiche oder so.
Was war denn, als du das Buch geschrieben hast, Und zusammengestellt hast auch
die Beispiele. Was ist für dich persönlich das Beispiel, was dich am meisten
eigentlich beeindruckt hat?
Naja, am meisten beeindrucken mich persönlich tatsächlich die Beispiele aus
der Pflege, weil Pflegekräfte in Deutschland ja auf Platz 1 der Krankenstatistik stehen.
Das heißt, wie unser System, das wir in Deutschland haben, verheizt gute Pflegekräfte.
Es ist ja in Dänemark, in Schweden, in den Niederlanden, in der Schweiz ganz
anders. Sogar auch in Spanien könnte man sich abgucken, wie es besser funktioniert.
So, wie verheizen die? Und deswegen berühren mich solche Beispiele,
wo jetzt zum Beispiel ein Krankenhaus sagt,
wir sind jetzt ein Hotel und das wirkt sich eben auch auf die Mitarbeitenden
aus oder deutsche Rote Kreuz Sangerhausen, die seit 2018 angefangen haben,
die ganz Schrittchen für Schrittchen die Arbeitsbedingungen so zu verbessern,
dass sie heute einer der attraktivsten Arbeitgeber dort sind.
Und das berührt mich am meisten, weil es halt zeigt, dass selbst in Themengebieten, wo es ja,
wenn man das groß betrachtet, sich nicht viel bewegt, merkt man eben an den
einzelnen Agierenden, es geht sogar in diesen Branchen.
Oder es gibt einen Pflegeanbieter in Lübeck, der hat es geschafft,
dass seine Mitarbeitenden alles digitalisiert haben.
Damit hat er es faktisch geschafft, die Dokumentationspflicht quasi zu halbieren
und gibt jetzt aber den Mitarbeitenden zusätzlich Zeit zur Fortbildung.
Das heißt, die Pflegekräfte trainieren aktuell KI-Tools.
Cool. Und das ist richtig cool und das macht mich besonders glücklich,
weil es halt in einer Branche oder sozusagen in einer Branche ist,
wo halt die Menschen leider aufgrund des Systems wirklich leiden.
Und das ist nicht notwendig. Das ist halt das Tolle.
Ja, und ich finde, dieses Buch ist mit den vielen Geschichten,
also sowohl aus der Vier-Tage-Woche aus dem Buch als auch aus diesem Buch,
das ist wirklich auch so ein Fundus für positive Narrative, wo man einfach eben
gucken kann, sich gute Beispiele angucken kann, selbst wenn man die nicht eins
zu eins umsetzen kann auf das eigene Unternehmen,
aber wo man vielleicht auch Ideen bekommt,
wo man starten kann, um dann mit den Methoden und wenn man dann auch seine ganze
Belegschaft irgendwie mal angesteckt hat, wo man dann sich eben auch einen großen
Schritt weiter bewegen kann.
Was möchtest du, meine letzte Frage zu diesen Tausenden,
und wir werden natürlich auch die Seite und eben auch den Link zum Buch Das
werde ich alles in die Shownotes packen und hier auch unter dem Beitrag verlinken.
Aber was wünschst du dir, was dein Buch bewegen soll?
Ich hoffe halt wirklich auf dieses, die Verselbstständigung.
Also wenn man zum Beispiel, es gibt ja schon eine Reihe von Rezensionen auch
zum Buch, wo dann Leute schreiben, wir sind direkt ins Handeln gekommen.
Das wünsche ich mir und das scheint zu passieren, dass Menschen es direkt anwenden
können, direkt in ihre Teamsitzung mit reinnehmen, direkt ihren Vorgesetzten
geben und sagen, guck mal, hier, so kann es auch funktionieren.
Also das ist wirklich, Bewegung klingt so groß, aber ich glaube,
wir brauchen eine Löschbewegung.
Wir brauchen dieses Grundverständnis, einfach um Freiraum zu gewinnen für wertvolle Tätigkeiten.
Und es ist nicht banal, aber es ist machbar und das ist halt das Tolle.
Ich wünsche mir auch, dass genau das erreicht wird.
Und ich finde, ich bin sogar davon überzeugt, weil das, was du von deinen Workshops berichtet hast,
was jetzt, wenn die einmal angesteckt sind, was dann eben passiert und wo sie
jetzt einfach das Buch lesen können und dann die Methoden und hinten eben auch
diesen Workshop, das habe ich mir angeguckt.
Da werden ja auch die Ergebnisse, du hast ja dann auch die Ergebnisse dort mit
veröffentlicht, was da diese Löschlisten, die dabei rauskommen.
Einfacher geht es ja gar nicht. Von daher kann ich jedem nur empfehlen,
der das Buch noch nicht hat und noch nicht gelesen hat, dieses Buch tatsächlich
auch sich zu besorgen, zu lesen und als Arbeitsbuch mit in die Firma, in die Organisation,
ins Krankenhaus, wo auch immer mit hinzunehmen.
Und was mich halt wirklich auch stolz macht, ist, ich habe nicht die klassischen,
Viele Bücher haben ja dann Beispiele von Google und Apple und sonst wie.
Ich habe vorhin gesagt, ich habe Shopify drin, aber das ist auch der einzige große Konzern.
Alle anderen 243 Beispiele sind halt wirklich aus dem Mittelstand und aus dem
deutschen österreichischen Mittelstand, aus dem Handwerk.
Und das macht mich auch stolz, weil das sind wirklich die Innovationstreiber.
Das sind die Innovationstreiber. Und wenn man sich anguckt, wie viele,
also wie viele Unternehmen sind denn wirklich große Konzerne?
Das ist ja gemessen an der Anzahl der Unternehmen im Dachraum ist das ja eher
klein und von daher sind die 0,09
Prozent.
Genau, ganz genau. Das ist eben immer nur so, weil dort so viele Menschen arbeiten,
aber die Großzahl der Unternehmen hat weniger, hat 50 und weniger Mitarbeiter.
Weiter.
Genau. Martin, ich danke dir sehr und ich hoffe jetzt natürlich und vertraue
drauf, dass du da so weitermachst und wir im nächsten Jahr dann wieder so treffen können.
Aber erstmal geht es darum, das, was du in diesem Buch beschrieben hast,
wirklich auch zu lesen, in die Tat umzusetzen und damit wirklich auch Freiraum
zu schaffen und vor allen Dingen die Grundvoraussetzungen dem Fachkräftemangel
intelligent zu begegnen.
Dem Fachkräftemangel, den es ja eigentlich gar nicht gibt.
Das ist ein schöner Wunsch.
Genau. Und bis ganz bald. Bis dahin und bis zum nächsten Mal. Tschüss.
Martin
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