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#126 - Vom Chef-Büro im 18. Stock in die Wüste: wie Katrin Moser ihr Leben neu erfand

04.07.2025 44 min

Zusammenfassung & Show Notes

Was passiert, wenn man nach fast 20 Jahren in einer gut bezahlten HR-Management-Position alles hinter sich lässt, um in einem anderen Land ein völlig neues Leben zu beginnen?

In dieser Folge spreche ich mit der Karriere- und Business-Beraterin Katrin Moser über ihren beeindruckenden Lebensweg: 
Vom HR-Top-Job in der Schweiz zum Neustart in Ägypten – mitten in der Pandemie und mit Familie.

Katrin teilt ihre Beweggründe, ihre Learnings aus der Selbstständigkeit, ihre Sicht auf Transformation und Sinnsuche im Beruf sowie ihre Erfahrungen mit Unternehmen, die gute Mitarbeitende gewinnen und halten wollen.

Wir unterhalten uns über:
  • Den Wendepunkt im 18. Stock eines Schweizer Management-Büros
  • Wie man sich mit Sicherheitsnetz selbstständig macht
  • Warum viele Frauen denken, sie müssten „froh sein“ über einen Job
  • Was gute Unternehmen heute wirklich auszeichnet
  • Wie Arbeitgeber*innen durch kluge Maßnahmen zum Magnet für Fachkräfte werden
Katrins Credo lautet "Beruflichen Erfolg gestalten: im eigenen Business oder im Traumjob".

Mehr über Katrin Moser findest du auf www.karriereweg.com oder bei LinkedIn unter https://www.linkedin.com/in/katrin-moser-karriereexpertin/

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Transkript

Wie ist es, nach fast 20 Jahren seine gut bezahlte Management-Position aufzugeben und in einem fremden Land auf einem anderen Kontinent nochmal völlig neu anzufangen? Und wie ist es, sich in der Pandemie oder kurz davor nebenher selbstständig zu machen und auch das dann in dem fremden Land weiter fortzuführen? Darüber spreche ich heute mit meinem Gast. Sie hat in der Schweiz eine klassische Management-Karriere im HR gemacht. Sie hat in 20 Jahren mehr als 2000 Mitarbeitende eingestellt, internationale Teams aufgebaut und hatte das, was man so landläufig eine erfolgreiche Karriere nennt. Sie hatte eine sehr, sehr gute bezahlte Management-Position und hat das doch alles aufgegeben. Heute ist sie als Unternehmensberaterin und Consultant tätig. Sie bezeichnet sich selbst als Katalysatorin für beruflichen Erfolg im Traumjob oder im eigenen Business, lebt in El Guna, in ihrer Wahlheimat in Ägypten und pendelt zwischen Südbaden, der Schweiz und eben ihrer Wahlheimat hin und her. Ich möchte mit ihr heute genau über ihren Weg, aber auch über diese Transformation sprechen, in der wir uns gerade befinden und die ihr eigenes Leben ja auch sehr stark geprägt hat. Bei mir zu Gast ist Katrin Moser und ich freue mich sehr, dass sie da ist. Hallo Katrin, schön, dass du bei mir heute zu Gast bist.
Katrin
00:01:59
Ja, hallo liebe Claudia und ich freue mich sehr über die Einladung. Vielen herzlichen Dank.
Claudia
00:02:05
Katrin, ich habe gerade schon so ein bisschen etwas angerissen über deine Veränderungen und ich finde es schon sehr bemerkenswert, nach so einer Karriere, nach diesen 20 Jahren so etwas aufzugeben. Was war für dich eigentlich der Auslöser, dein Leben zu ändern und vor allen Dingen auch diese Karriere, die du hattest, diese Position an den Nagel zu hängen?
Katrin
00:02:30
Ja, das hört sich jetzt, als ich das gerade gehört habe, was du erzählt hast über mich, dachte ich, wow, es hört sich ja echt sehr, sehr mutig an. Ich bin eigentlich gar kein so mutiger Mensch. Und um nochmal weiter vorne anzufangen, ich bin eigentlich Naturwissenschaftlerin gewesen und habe dann schon mal so einen Bruch gehabt, weil ich unbedingt in HR wollte. Und dann habe ich das auch geschafft und war da ja fast 20 Jahre. Ich habe das geliebt. Also HR war schon so mein Traumjob ganz lange Zeit. Ich war auch zwölf Jahre davon im selben Unternehmen.
Claudia
00:03:02
Ja, ich habe es gesehen.
Katrin
00:03:03
Bei der Messe, darf man ja auch sagen, ist ein sehr dynamisches Umfeld. Marketing, weißt du, tolle Leute. Dann hatten wir die Art Basel, die sehr bekannt ist. In drei Zeitzonen habe ich da Teams begleitet und aufgebaut. Es war einfach so spannend, dass ich nie das Gefühl hatte, gehen zu wollen. Und dann irgendwann erinnere ich mich noch, also wir hatten im Messeturm, Das war damals sogar das höchste Gebäude der Schweiz, so ein Prestige-Gebäude. Da hatte ich da mein schönes Büro, ich glaube im 18. Stock, so Einzelbüro und schaute so über den Messeplatz und es regnete. Und dann hatte ich irgendwie so einen Moment, wo ich dachte, was machst du hier eigentlich? Also ich kann es dir gar nicht genau beschreiben, woher das kam, aber es war wie so, ja, was machst du hier eigentlich? Und ich hatte schon früher systemische Coaching-Ausbildung gemacht und das Thema Coaching hat mich schon immer fasziniert und begleitet. Und irgendwie so in mir schlummerte schon der Wunsch, eigentlich möchte ich das ja auch mal noch machen in meinem Leben. Und ich wollte schon immer an einem Ort leben, an dem immer die Sonne scheint. Und das war, glaube ich, so der Wendepunkt zu sagen, jetzt hast du ja so alles erreicht irgendwie, relativ jung auch noch. Und jetzt kann ich das wie abhaken, so kam es mir vor.
Claudia
00:04:20
Also war das, ich finde das total interessant. Ich hätte jetzt glatt gedacht, weil das habe ich gerade eben vergessen bei der Anmoderation zu sagen, du hast ja auch zwei Kinder und ich hätte jetzt darauf wetten können, dass du mir die Geschichte erzählst, als du dann dein erstes oder zweites Kind gekriegt hast, ist dann so eine Veränderung gekommen. Aber ich finde es total spannend, dass du mir die Geschichte erzählst. Dir dieser Gedanke eigentlich an dem Ort deines größten beruflichen Erfolgs, also zumindest wenn man so von außen drauf guckt, ist das ja, wer möchte nicht in so einem Prestige-Büro sitzen mit so einer genialen Aussicht, also das ist ja so alles, was sich, ich sag's jetzt mal, vor allen Dingen Männer immer vorstellen, dass das so der letzte Schrei ist und wenige Frauen es erreichen, das finde ich jetzt tatsächlich spannend. Ist das ganz plötzlich gekommen oder ist das Woher schon gereift?
Katrin
00:05:13
Nee, es kam so, das war das erste Mal, dass ich so dachte, ist jetzt das wirklich das Leben und ist das jetzt das, was mich auch erfüllt, bis ich jetzt eben in Rente gehen werde? Und da war die zweite Tochter noch gar nicht da. So zwischen den beiden ist ein relativ großer Abstand, fast sieben Jahre. Da war von der noch keine Spur sozusagen. Ja, aber dieser Gedanke, ich hatte das schon als Jugendliche, dass ich immer dachte, eigentlich würde ich gerne am Meer wohnen, aber ich habe so keinen Bezug dazu und wie komme ich denn da hin? Und aber so einfach so dieses Gefühl des Innere, ist das jetzt die Erfüllung und ist das auch das, was ich dann meinen Enkeln mal erzählen möchte später? Du saßt halt in diesem Prestige Büro oder kommt da noch was? Und irgendwie dachte ich, da muss noch was kommen auf jeden Fall.
Claudia
00:06:00
Ja. Und wie ist es dann weitergegangen? Also wann war dieser, vielleicht einfach für die zeitliche Einordnung, wann war dieser erste Gedanke? Und wie ist es dann weitergegangen? Wie lange hat es dann noch gedauert, bis du eben so wie jetzt am Meer lebst?
Katrin
00:06:17
Ja, und was ich auch sagen musste, in dieser Zeit, als ich diesen ersten Gedanken hatte, da habe ich meinen Mann schon gekannt und er hat ja in Ägypten gelebt. Und der hatte so das komplett andere Leben wie ich. Also der hat ganz jung als Unternehmer seinen eigenen Reitstall gegründet, hatte dann für so ein Fünf-Sterne-Schweizer-Hotel, hatte er da, durfte er seinen Stall da führen, hatte immer ganz tolle Kunden, also alles Schweizer, die extra zu ihm kamen zum Reiten. Also der hatte ein Traumleben jetzt aus meiner Sicht. So ein bisschen Cowboy und Freiheit. Und ich habe ihn ja kennengelernt und wir haben uns verliebt. Das ist ja fast schon so rosamunde Pilcher-mäßig. Und dann habe ich ja dreieinhalb Jahre eine Fernbeziehung mit ihm geführt. Also entweder kam er zu Besuch zu mir oder meistens ich zu ihm. Und ich war ja auch Reiterin. Und dann dachte ich, Mensch, das ist eigentlich so dieses Gefühl auf dem Pferd. Dann, wenn wir abends nach Hause ritten, wie so Cowboys, drei Pferde links, drei Pferde rechts. Und man kommt dann so total dreckig, glücklich am Stall an. Dann dachte ich, das ist eigentlich das richtige, wahre Leben, ja. Und da sind wahrscheinlich diese Gedanken oder der Wunsch nach Freiheit und so, ist da auch in mir gereift, glaube ich.
Claudia
00:07:30
Ja, also von daher kommt das jetzt nicht so ganz von ungefähr. Das heißt, es spielen so ganz viele Facetten eben eigentlich oder ganz viel. Das ist ja wie so ein Puzzle, was sich dann irgendwie so zusammengesetzt hat.
Katrin
00:07:47
Und die Zeitachse ist auch spannend, weil also von diesem ersten Gedanken, dann kam nämlich erst mein Mann noch nach Deutschland. Da haben wir sechs Jahre gewohnt auch noch. Also das ging schon ziemlich lange von dem ersten Gedanken, bis das dann soweit war. Also dann waren wir so ganz klassisch in Deutschland als Paar mit der Tochter, die schon da war. Und dann kam eben die Kleine noch. Und dann habe ich mich erst selbstständig gemacht. Also das, weil man denkt ja immer so, man hat diesen Impuls und dann setzt man das sofort um. Aber die Zeit muss ja auch reif sein.
Claudia
00:08:18
Ja, und das heißt, du hast dich da schon selbstständig gemacht. Ich habe mich so ein bisschen gewundert, oder was heißt gewundert? Ich habe natürlich gesehen, du hast praktisch diese klassische HR-Karriere, kennst dich ja sehr gut aus, eben auch im Unternehmensumfeld, aber hast dann eben Karriereberatungen aus Outplacement, ist im Prinzip so das gewesen.
Katrin
00:08:48
Also Karriereberatung für Privatpersonen, also Fach- und Führungskräfte und Outplacement ist ja dann, das gibt es in der Schweiz ganz häufig, wenn jetzt eine Firma, eine Mitarbeiter sich trennen muss aus irgendeinem Grund und schenkt dann noch so einen, eigentlich auch eine Karrierecoaching, damit die Person wieder Fuß fassen kann. Es ist aber eigentlich technisch gesehen auch ein Karrierecoaching.
Claudia
00:09:10
Ja, genau.
Katrin
00:09:12
Und die Idee kam eben, weil ich immer sah bei diesen tausenden Bewerbungsgesprächen, bei denen ich ja anwesend war, und ich sah dann immer so, die machen alle dieselben Fehler. Manchmal taten die Leute mir schon richtig leid und ich dachte so, Mensch, das müsste denen doch einfach jemand sagen, diese Fehler nicht zu tun oder das nicht so zu formulieren, das ist ja nicht so schwierig. Und so entstand die Idee für diese, ja, sage ich mal, Geschäftsidee.
Claudia
00:09:40
Ja, und welche Fehler sind das aus deiner Sicht? Was hast du immer wieder gesehen?
Katrin
00:09:44
Also erst mal bei den Unterlagen fängt es schon an, dass, also wenn du heutzutage keine Unterlagen hast, wo du wirklich rausstichst aus der Masse, dann gehst du eben in der grauen Masse unter. Ich sage immer so im Spaß, also mit so einem schwarz-weiß-Wörth-Lebenslauf wirst du heute halt keinen Blumentopf mehr gewinnen. Es muss schon ein bisschen netter daherkommen. Und dann auch im Gespräch, im Interview, vor allem bei Gehaltsverhandlungen, wie man sich selbst präsentiert. Also da sah ich immer, da gibt es noch ganz viel Nachholbedarf. Und dann dachte ich, das werde ich angehen. Und war das schwierig für dich.
Claudia
00:10:23
Gleich Kunden zu finden und gleich auch davon leben zu können? Wie ist das gewesen, die ersten Schritte so in die Selbstständigkeit?
Katrin
00:10:33
Ja, also ich habe tatsächlich dann mein Business angemeldet 2017 und da war dann die Kleine geboren und ich habe wirklich diese Elternzeit, die man ja in Deutschland haben darf, genutzt, um zu sagen, okay, dann habe ich wenigstens noch ein kleines Einkommen. Ich bin nämlich kein so mutiger Mensch. Und dann habe ich das so genutzt, um zu sagen, gut, habe ich schon mal ein paar Kosten damit gedeckt und dann ist der Druck nicht so hoch. Aber ich würde lügen, wenn ich jetzt sagen würde, das ging alles ganz einfach. Also ich hatte da schon Momente, wo ich auch irgendwie mein Kopfkissen geheult habe und dachte, was habe ich da bloß gemacht. Und ich habe aber auch viele Coachings gebucht, habe mich ganz viel mit Marketing, mit Sales, also für mich neuen Themen auseinandergesetzt, habe wirklich viel gelernt an Know-how und es ging Stück für Stück, also auch das Angebot ändert sich dann ja oft noch, weil man dann merkt, ja, ich habe mir so toll das ausgedacht am Reißbrett, aber die Kunden brauchen was ganz anderes. Also viele, viele Learnings, die ich da in den ersten Jahren hatte. Und dann war ich auch noch Freelancer, also als angestellter Coach sozusagen für ein paar Stunden in der Woche. Und ich glaube, ab 2020 war dann der erste Moment, wo ich so keinen anderen Auftraggeber nichts hatte und wirklich sagte, so jetzt, also nach drei Jahren eigentlich.
Claudia
00:11:55
Ja, also ich finde das total interessant, weil das ähnelt so ein bisschen eben auch meiner Geschichte, weil, also bei mir waren es jetzt nicht 20 Jahre, aber ich habe nach 15 Jahren ja im Prinzip das Unternehmen verlassen und eben auch so, ich war Geschäftsführerin und wir sind dann in ein anderes Land gezogen geworden. Und habe mich selbstständig gemacht und habe auch immer gedacht, ich bin aber nicht so mutig. Ich hatte halt eben einfach schon Beratungsaufträge und sonst hätte ich das, glaube ich, nie gemacht. Also das war wirklich so dieses, wie so eine Hängematte halt eben auch zu haben. Wie ist es dann bei euch? Ich hatte ja vorhin gesagt, du hast es mir im Vorgespräch erzählt. Ihr seid ja dann in der Pandemie nach Ägypten gegangen. Ja. Also eigentlich so zu so einem Zeitpunkt, wo man denkt, okay, auch interessant. Wie seid ihr darauf gekommen? Und vor allem, ja genau, wie ist es dazu gekommen?
Katrin
00:12:50
Das war schon Abend, das Jahr 2020 war sehr abenteuerlich für mich, weil da hatte ich dann wirklich, ich weiß noch genau, ich habe auf März 2020 meine letzten Aufträge, die ich so noch hatte, gekündigt und habe gesagt, ich will jetzt nur noch selbstständig sein, voller Tatendrang. Und ich glaube, 1.4. war ja dann so mein erster Tag. Und die Pandemie ging am 10.4. los, sowas. Und die Kindergärten waren zu und die Schule war zu. Und ich dachte so, um Gottes Willen, was hast du dir da denn angetan? Und wir hatten das schon geplant mit dem Auswandern. Also wir haben wirklich ein Jahr vorher angefangen zu planen. Und es war dann auch klar, dass wir dann mal gehen. Aber wir sind dann etwas früher tatsächlich geflogen, weil wir nämlich nicht wussten, ob es noch Flugzeuge überhaupt gibt. Und ich sagte ja, was mache ich jetzt mit den Kindern zu Hause? Und ich habe die ganzen Kunden-Calls und Akquise-Gespräche und habe da ein kleines dreijähriges Kind und irgendwie ein neunjähriges geht ja gar nicht, ne? Und dann sind wir tatsächlich im August losgeflogen mit einem der letzten Flugzeuge. Und viele haben uns gesagt, ja spinnt ihr? Seid ihr verrückt in so einem Land, Ägypten? Und was ist mit medizinischer Versorgung? Und da wusste man ja auch noch nicht genau, was bedeutet jetzt dieses Corona? Wir haben einfach so auf unser Bauch gehört und haben gesagt, wir machen das jetzt. Und ich muss auch sagen, wir wussten, dass es eine kleine Schweizer Privatschule gibt, die offen hat. Also das hat uns dann auch noch mal bestärkt, das jetzt einfach zu tun. Und die war auch die ganze Zeit offen und das ist aber so eine Minischule. Also da sind fünf, sechs Kinder in einer Klasse und viele sind noch Geschwister. Also da kann jetzt auch nicht viel passieren. Und das hat sehr geholfen natürlich für die Selbstständigkeit und dann kamen ja keine Touristen mehr. Also man muss sich vorstellen, wir waren da am Strand, alles war leer, wenn du im Restaurant warst, du warst meistens der einzigste Gast. Also dann haben wir immer so gesagt im Spaß, ja wo sollen wir uns denn anstecken, ist ja gar niemand da. Und so gesehen waren wir eigentlich wie in unserem Safe Space, also wie auf so einer einsamen Insel. Da hatte auch keiner jetzt in Hurghada, wo wir waren, El Guna, hatte auch keiner Corona. Wir haben das dann erst alle bekommen, als die Flüge wieder aufgingen und die Touristen wieder kamen. Aber, sag mal, ganz lange Zeit, mehrere Monate war das ja. Wenn ich jetzt nicht gewusst hätte von meinen Eltern und Freunden und so, dass es das gibt, hätten wir das gar nicht mitbekommen. Ja.
Claudia
00:15:22
Wobei ihr ja, also ich meine, die Einwände kann ich schon total nachvollziehen, weil als ihr dann geflogen seid oder als ihr eben dorthin gefahren seid, waren ja schon die Bilder sowohl aus Italien als eben auch die hohen Krankenzahlen in den Krankenhäusern und so weiter. Also von daher, die Bedenken, wahrscheinlich eurer Familie und Freunden und so weiter, kann ich schon total verstehen. Aber ihr habt ja dann wirklich so, wie du gesagt hast, wie in so einem Kokon gelebt.
Katrin
00:15:54
Ja.
Claudia
00:15:54
Natürlich ist die Berichterstattung, vermute ich, in anderen Ländern natürlich auch komplett anders, als es hier ist,
Katrin
00:16:01
Oder? Das einmal. Also ich muss schon sagen, Medien sind nicht mehr meine besten Freunde, seit ich so auch schon vorher, als ich dann gehört habe, was jetzt bei meinem Mann in Ägypten, was da in den Medien kommt und teilweise dieselben Storys ganz anders dargestellt werden. Oder ist ja schon nur, wenn man mal CNN oder BBC vergleicht mit Tagesschau und so, merkt man ja schon, da hat es Diskrepanzen. Und dann habe ich so für mich gemerkt, ich traue gar nicht mehr so den Medien oder bilde meine Meinung nicht mehr aufgrund von Medien, sondern aufgrund von Fakten. Und da hat auch geholfen, dass meine letzte angestellte Stelle war im Unispital im HR. Bevor ich komplett selbstständig war, hatte ich da noch ein Teilzeitmandat. Und die Ärzte waren relativ relaxed und haben dann immer gesagt, ja, Sterblichkeit ist so ein Prozent vielleicht. Ich weiß jetzt nicht die genaue Zahl, aber es war sehr niedrig, 1,1,5 Prozent. Und dann dachten wir so, wir sind ja jetzt nicht krank. Wir sind relativ jung, also wir vertrauen mal, dass wir es einfach überleben. Also da habe ich einfach auf mein Bauchgefühl gehört.
Claudia
00:17:06
Ja, als ihr dort gelebt habt oder ihr dort hingezogen seid, gab es dann gerade in der ersten Zeit, ich meine, das ist jetzt ja schon fünf Jahre her oder im August wären es dann ja fünf Jahre, Hast du jemals Zweifel gehabt oder eben den Wunsch, wieder zurückzukehren?
Katrin
00:17:26
Noch nie. Ganz ehrlich, wir sind da angekommen. Gut, am Anfang war es ein bisschen schwierig, weil wir hatten ein Haus gemietet. Das war dann gar nicht geputzt. Und so Erlebnisse hatten wir halt manchmal in Ägypten. Dann haben wir erst mal selber noch putzen müssen, weil das war nicht so wie abgemacht. Haben wir das nicht so bekommen, wie wir es dachten. Und so Kleinigkeiten, wo man sich da mal ärgert oder sagt, Mensch, es gibt schon Dinge, die funktionieren dann nicht so wie in Europa, weil die Mentalität eben auch ganz anders ist. Aber so rein vom, als ich da angekommen bin, dachte ich eigentlich vom Anfang, wir sind zu Hause angekommen. Und wir haben ja unseren Kindern gesagt, also wir bleiben mal ein Jahr und gucken. Und wenn es einem nicht gefällt, brechen wir sofort ab. Und die Kinder haben dann aber wirklich nach ungefähr drei Monaten gesagt, nee, wir gehen nicht mehr zurück. Also das war für alle so klar, dass es eigentlich ein gutes Leben da ist. Und wir leben ja in, das ist El Guna, ist ja so ein bisschen so ein geschlossener Compound, kann man sagen. Also wie so eine gut behütete Stadt. Und die Kinder können sich halt komplett frei bewegen. Die können da mit ihrem E-Roller rumfahren, die können einfach ganz, ganz frei sich bewegen. Es hat ein Riesensportangebot. Es ist wie so ein kleines Städtchen, wo alles sehr, sehr sicher ist und wir haben eine tolle Expert-Community, also sehr international. Und irgendwie hat sich das gleich so nach zu Hause angefühlt.
Claudia
00:18:54
Ja, das klingt gut. Das heißt, ihr hattet irgendwie im Prinzip so gar nicht diesen Impuls. Ich finde es gut, dass ihr diese Regel aufgestellt habt, wenn es einem nicht gefällt, dann gehen wir zurück, weil es ist ja gerade schon mit Familie und Kindern irgendwie wichtig, dass man eben wirklich, dass sich auch alle wohlfühlen und alle das Gefühl haben, dass sie dort am richtigen Platz sind.
Katrin
00:19:18
Ja, meine Tochter-Liebe... Ich wollte noch eine Sache anfügen. Also für die neunjährige Tochter war es, glaube ich, am schwierigsten, weil die ja schon so Freunde hatte und dann sagte, ich will nicht wegen meinen Freunden. Und dann hat sie irgendwann mal was ganz Erstaunliches zu mir gesagt und meinte, Mama, weißt du, dann haben wir mal richtig Zeit füreinander, um uns richtig kennenzulernen. Und das war so ein schrecklicher Satz, kannst du dir vorstellen, als Mutter, weil ich dachte, ich habe ja so viel gearbeitet. Ihr meistes Leben war ich ja in dieser Managementrolle. Und die hat mich ja immer nur abends zum ins Bett bringen und am Wochenende gesehen. Und dann dachte ich, oh mein Gott, wenn dein Kind sowas zu dir sagt. Und sie hat eigentlich dann so gemeint, sie lässt sich mal drauf ein auf das Abenteuer, damit wir mal so richtig Familienleben haben können. Und das ist mir natürlich auch durch Mark und Bein, also diese Aussage.
Claudia
00:20:16
Ja, das kann ich mir vorstellen. Ich kann mich erinnern, mein Sohn hat irgendwann mal zu mir gesagt, da war er elf oder so, Mama, so wie du lebst, möchte ich später mal nicht leben, weil du bist ja die ganze Zeit am Arbeiten. Ja, wobei das lustig ist, mein Sohn ist ja inzwischen erwachsen und der hat im Prinzip inzwischen die gleiche Art zu arbeiten, die ich hatte, auch in dieser Lebensphase, also als ich so alt war wie er oder auch viele Jahre dann eben auch.
Katrin
00:20:45
Da wächst man halt rein, ja.
Claudia
00:20:48
Ja, du hast ja selber wirklich diese, auch wenn du sagst, du bist nicht so mutig, klar, wenn man deine Geschichte hört, dann ist das natürlich in Schritten und so ein bisschen auch natürlich mit einem Sicherheitsnetz darunter und so weiter. Ihr hättet ja auch jederzeit sicherlich nach Deutschland zurückkommen können, wenn es jetzt nicht gut gewesen wäre und so weiter. Aber du begleitest ja eben Menschen auf ihrem Weg, du sagst im beruflichen Erfolg, aber eigentlich ist es eine Transformation, die du begleitest, oder?
Katrin
00:21:20
Ja.
Claudia
00:21:21
Wie muss ich mir das vorstellen? Was sind das für Menschen, die zu dir kommen und wie arbeitest du mit ihnen?
Katrin
00:21:27
Ja, also ich habe schon so gemerkt, die meisten Kunden, die mich finden, sind schon so ab 40, also vielleicht sogar ab 45, die dann auch diese Sinnfrage haben, ja, was gibt es denn da noch? Ich möchte entweder vielleicht was ganz anderes ausprobieren oder mehr die Sinnfrage, weiß aber nicht genau, was jetzt für mich passt. Und ganz wenige haben so klare Vorstellungen. Die wissen eher dann, was sie nicht wollen, aber noch nicht klar, was sie wollen. Und dann habe ich ja noch die anderen, die schon selbstständig sind. Also bei Traumstelle kann ja auch heißen, ich habe mein eigenes Business, wo es irgendwo klemmt. Ja, und vielleicht auch noch nicht so ganz klar ausgerichtet oder sie merken, irgendwo klemmt es noch, aber sie wissen nicht, wo. Also alle sind ja irgendwas am Suchen. Und ich merke dann immer wieder bei allen, ihr habt einen guten Rucksack. Also eigentlich an Ausbildung, Weiterbildung, Studium ist das alles gut gefüllt. Aber die meisten denken immer, es fehlt ihnen noch was. Also ganz interessant, es ist ja oft so eine Mindset-Geschichte. Und dann eben zu sagen, guck mal, es ist eigentlich mehr, weil du dein Ziel noch nicht klar hast und dann kannst du ja auch nicht darauf zugehen, weil du ja gar nicht weißt, wo du hingehen sollst. Also mit denen eine Strategie zu entwickeln und auch den Mut vielleicht zu geben oder zu sagen, das schaffen wir schon, weil ich hatte ja ganz viele ähnliche Fälle, da hat es auch geklappt. Es gibt dann auch Mut und dann eben gemeinsam, wenn es klar ist, wohin, dann auch umzusetzen, loszugehen. Also ich bin auch relativ stark, mit ihnen Dinge umzusetzen. Und ja, bis jetzt hat es ganz gut geklappt. Und dann immer, wie du sagst, die Transformation, wenn man am Ende der Reise dann schaut, was ist passiert, was ist das jetzt für ein Mensch? Da hat sich auch immer persönlich was geändert bei den Kundinnen und Kunden.
Claudia
00:23:18
Ja, ich finde es, ist das etwas, wo du Unterschiede erkennst zwischen Männern und Frauen? Ob man das Gefühl hat, dass noch etwas fehlt oder so? Ist das eher bei Frauen so oder ist das unabhängig vom Geschlecht?
Katrin
00:23:33
Ich glaube, das mit dem Fehlen ist tatsächlich unabhängig. Sorry, aber bei Frauen merke ich oft, dass die sich ein bisschen schlechter verkaufen, ein bisschen tiefer stapeln, dass man dann so Sätze hört. Ja, eben, ich bin ja Mama, ich muss ja froh sein, wenn mich jemand einlädt oder ich muss ja froh sein, wenn ich eine Arbeit finde, wo ich dann immer denke, warum? Also ich habe Frauen vor mir gehabt, die promoviert waren, ganz tolle eigentlich Vitas hatten und trotzdem das Gefühl hatten, sie reichen nicht oder sie müssen ja froh sein. dann dachte ich auch, woher kommt es denn? Und ich glaube, das ist halt schon tief in der Gesellschaft verankert, dass man ja als Frau, so ab 45, sage ich mal, gehöre ich ja auch dazu, hat man ja oft so gesagt bekommen als Kind, sei mal nicht so laut, ja, sei mal zufrieden mit dem, was du hast. Also ich glaube, das sind so tiefe Glaubenssätze, die man da vorfindet.
Claudia
00:24:30
Ja, und spannend, dass du sagst, dass viele deiner Kundinnen und Kunden eben so auch dieses ab 45, das ist ja so, und bei mir fing das auch zu dem Zeitpunkt an, beziehungsweise ich bin auch mit 45 dann praktisch, habe ich mein Leben nochmal geändert. Das ist ja irgendwie so wirklich diese Phase, wo man nochmal hinterfragt, okay, wie habe ich bis jetzt gelebt und so weiter. Hast du das Gefühl, dass wenn du zurückblickst, du bist jetzt ja dann schon wirklich acht Jahre selbstständig und arbeitest acht Jahre schon mit Menschen... Dass das jetzt noch mehr wird, dass jetzt noch mehr Menschen diese Sinnfrage stellen angesichts auch, wir haben vorhin über diese krasse Transformation gesprochen, angesichts der, ja, ich will mal sagen, der Themen, die uns alle gerade irgendwie beschäftigen. Und wenn man auf die Welt blickt, wo man denkt, das gibt es ja irgendwie gar nicht.
Katrin
00:25:28
Hast du das Gefühl.
Claudia
00:25:28
Dass es mehr geworden ist?
Katrin
00:25:29
Habe ich schon das Gefühl, weil es ist ja seit, nach dieser Pandemie kamen ja noch einige Krisen, also was die Menschen als Krisen empfinden und wo man sich ja dann vielleicht auch nochmal hinterfragt. Und was ist meine Rolle jetzt hier auf der Welt? Und ich arbeite viel mit dem Ikigai, das ist ja so japanisch, so ein Modell, das heißt Lebenszweck. Und da frägt man ja immer die Menschen, was kannst du gut? Und dann eben, was liebst du? Womit kann man Geld verdienen, ist die dritte Frage. und die vierte ganz wichtige Frage, was willst du denn auf der Welt hinterlassen? Also was braucht die Welt? Was ist so vielleicht der energetische Fußabdruck, den du hier mal hinterlassen möchtest? Ich merke, es gibt so zwei Arten Menschen. Die einen, für die ist ein Job einfach nur ein Job. Also die brauchen mich auch nicht, weil die gehen einfach dahin, machen das und denen ihr Leben fängt dann um 17 Uhr an und die haben ganz ausgeprägte Hobbys oder Sport oder irgendwas, wo die drin aufgehen. Und die anderen, die aber sagen, nee, ich möchte schon eigentlich diese Zeit, die ich ja bei der Arbeit bin und es ist ja viel Zeit, auch glücklich sein. Also ich glaube, das sind so verschiedene Typen.
Claudia
00:26:38
Ja, glücklich sein und vor allen Dingen, was ich schon feststelle, ist dieses, ich möchte damit auch etwas bewegen. Ich möchte irgendwie einen positiven Fußabdruck hinterlassen, etwas bei Menschen bewegen oder eben auch für den Planeten oder für was auch immer. Ja, jetzt ist es ja interessant, dass wir selber uns ja in dem Unternehmertum, in dem man sich befindet, auch immer weiterentwickelt und du... Bist jetzt auch gerade, hast dein Business nochmal, ich will mal sagen, etwas neu ausgerichtet. Hat sich das so ergeben? Kannst du gleich nochmal was dazu erzählen? Aber hat sich das so ergeben oder war das jetzt eine bewusste Entscheidung?
Katrin
00:27:19
Ja, ich glaube, ich hatte wieder mal so einen Aha-Moment. Und interessant, du kennst es bestimmt mit diesen Siebener-Schritten, dass man ja alle sieben Jahre was Neues. Und es würde jetzt auch bei meinem Lebensalter, habe ich jetzt so eine Siebener-Sprung. Und bei meinem Business ist es ja auch über sieben Jahre. Und dann hatte ich wieder so einen Moment, wo ich dachte, Mensch, jetzt helfe ich Leuten in Unternehmen reinzugehen. Und ich sehe aber, so viel läuft da schief, also auch beim Bewerbungsprozess. Das ist ja dein Spezialgebiet auch. Was muss man tun, sagst du ja, damit Mitarbeiter bei dir Schlange stehen. Dass ich dachte, eigentlich müsste ich jetzt wieder den Unternehmen helfen, zu zeigen, wie man das besser machen kann, weil da so viel schiefläuft. Und ich sehe ja immer das direkte Feedback, dass meine Kunden dann sagen, du, jetzt habe ich mich da beworben. Ich habe seit zwei Monaten aber nichts von denen gehört. Also ich könnte dir ein Buch schreiben mit Negativbeispielen, wo ich immer denke, also Leute, das geht ja gar nicht. Und dann muss ich sagen, auf meiner Reise, ich habe ja Selbstständige schon und dann gibt es natürlich auch Kunden, die schon ein paar Mitarbeiter haben und die so auf der Schwelle sind zum Unternehmertum. Und jetzt habe ich aber so gemerkt, ja, die größeren Firmen waren bis jetzt halt noch nicht in meinem Portfolio oder so mittlere, größere Firmen. Und dann hatte ich auf einmal den Wunsch, ich möchte eigentlich denen auch mal Feedback geben und sagen, schaut mal, ich habe so viele Beispiele gesammelt. Und ihr jammert jetzt über Fachkräftemangel, aber eigentlich müsstet ihr ja nur die Menschen gut behandeln. Und da habe ich jetzt auch wieder ein neues Angebot daraus entwickelt. Also einerseits die CEOs, die Geschäftsführer zu coachen und auch so ein bisschen hin zu der Freiheit, die ich lebe, weil viele sagen ja, ich fühle mich selber auch so im Hamsterrad, obwohl ich der CEO bin. Und dann kommt man ja relativ schnell, warum bist du im Hamsterrad? Ja, weil ich mich auf meine Mitarbeiter nicht verlassen kann, sagen die dann. Also sprich, an allen Schräubchen drehen, am Mindset des CEOs, wie auch zu sagen, Mensch, da müssen wir auch bei Mitarbeitern ansetzen, bei deinen Prozessen, bei deinem Employer-Branding und so bin ich da gerade wieder am neue Dinge erfinden.
Claudia
00:29:39
Ja, und da hilft dir natürlich auch so wirklich dein ganzheitlicher Blick. Also interessant, da kannst du dann wieder auf das zurückgreifen, was du über Jahre ja eben auch in den Unternehmen gemacht hast. Also dieses klassische Handwerkszeug, was du aus dem HR mitbringst, aber verbunden dann eben mit deiner eigenen Erfahrung und diesem Feedback, das du bekommen hast, eben von den Menschen, die du ja als Angestellte oder aber eben auch auf dem Weg in die Selbstständigkeit begleitet hast. Also von daher bietest du ja da wirklich so ein Rundumpaket. Wie sieht das aus, wenn ich jetzt so jemand wäre und sagen würde, ja, ich muss ja irgendwie um viele Dinge mich selber kümmern, kann mich auf meine Mitarbeiter nicht so wirklich verlassen. Das heißt, ich arbeite 60 oder 70 Stunden oder 80. Ich würde gern weniger machen. Aber wie würdest du mit mir arbeiten? Wo fängst du an und wie stellt sich das dar?
Katrin
00:30:38
Also ich habe einmal wirklich, dass ich mit dem Geschäftsführer oder der Geschäftsführerin dann anfange zu arbeiten. Entweder die können online mit mir arbeiten oder sie können tatsächlich auch zu mir kommen. Ich biete ja auch so Retreat-Wochen und Klarheitswochen in Elguna, was eigentlich noch sehr gerne genutzt wird, weil dann kann man sagen, man ist mal weg vom Alltag. Wir gehen auch immer in die Wüste zum Beispiel. Es ist ja so ein meditativer Ort, wo man sagt, da fällt mal alles von einem ab und man hat kein Handy, kein Handyempfang. Man ist wirklich mal so ein, man merkt dann auch, wie gewaltig, riesig ist diese Wüste, wie klein und unbedeutend bin ich da eigentlich. Also es macht schon ganz viel mit einem. und das wird sehr gerne genutzt und das ist dann oft so ein Startpunkt, um zu sagen, jetzt hat der Unternehmer so seine Klarheit und dann kann man eben umsetzen, ja, und ich bin ja immer so Umsetzungscoach auch und dann gehe ich auch gerne mit ins Unternehmen für mal Interviews mit den Mitarbeitern. Spreche mit denen, hey, was wünscht ihr euch, was läuft gut, was läuft schlecht und was ich eben auch immer finde, man muss auch Menschen mögen, wenn man, Unternehmen hat und wenn man führt, muss man das auch aushalten, dass halt jeder ein Individuum ist mit seinen Belangen, mit seinen Problemen und muss da auch sagen, ja, ich habe ja nicht nur Human Resources eingestellt, sondern echte Menschen und die haben Bedürfnisse und wenn ich die halt gut möglichst erfülle, dann kriege ich ja auch was, dann ist es ein Geben und Nehmen, man kriegt was zurück und das ist so mein Bestreben, so diese Partnerschaft zwischen Mitarbeitern und Unternehmern auch wieder zu stärken. Weil oft sagen die einen dann, ja, ich bin unterbezahlt, ich werde nicht gewertschätzt, ich kann mich nicht entwickeln. Und der Unternehmer sagt, ich kann mich auf die nicht verlassen, die denken nicht mit. Denke ich, schade, weil es muss ja nicht so sein. Weil alles sind intelligente Menschen, wenn man mit jedem Einzelnen spricht. Die müssen eigentlich nur besser zusammenfinden. Und ja, man kann ja auch, gerade in mittelständischen Unternehmen hat es so viele Chancen, tolle Modelle zu machen, ja zu sagen, wir können ja, es hat ja keiner uns vorgeschrieben, wie wir zu arbeiten haben oder was wir für Benefits haben. Das kannst du ja als Unternehmer alles selbst festlegen.
Claudia
00:32:57
Es gibt so viele Möglichkeiten und so viele intelligente und kluge Lösungen. Ich denke immer, es ist einfach wichtig und du bestätigst das so ein bisschen, dass tatsächlich eben dieses Vertrauensverhältnis oder dass man miteinander redet, also dass man wirklich miteinander redet und eben auch seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fragt, was sie sich wünschen. Also so etwas, wenn du bei Benefits bist, so etwas hat ja auch immer etwas mit der Lebensphase zu tun. Das ist natürlich irgendwie komplett anders, wenn ich noch keine Kinder habe, als wenn ich Kinder habe oder als wenn ich in so einem Alter bin, wo ich zum Beispiel wieder, weiß ich nicht, mich dann mehr um meine Eltern oder Schwiegereltern oder so etwas dann irgendwie kümmern muss, um da vielleicht auch ein bisschen Zeit zu brauchen oder irgendwie solche Dinge halt eben auch.
Katrin
00:33:42
Ich habe auch Beispiele, also ein Steuerberater, mit dem ich gearbeitet habe, der hat dann einfach, da kamen wir drauf, seine Zielmitarbeiterinnen, also die halt immer sich bewerben, wenn überhaupt, sind immer eigentlich jüngere Mamas und immer ein Riesenstress mit dieser Kinderbetreuung. Und da hat er mal das Pferd von hinten aufgezäumt und hat einfach vier Betreuungsplätze gemietet, die ganz schwierig zu bekommen sind. Und als dann die Frauen ins Interview kamen und sagten, ja, aber eben, ich müsste halt erst eine Betreuung finden, meint er, ich habe vier Plätze. Und dann hat der natürlich ruckzuck vier gute Mitarbeiterinnen gehabt. Und der hat übrigens die Plätze auch bezahlt, möchte ich auch nochmal sagen. Und wer kündigt dann? Also wenn du sagst, ich habe so einen tollen Chef, der bezahlt den Betreuungsplatz, der nicht günstig ist, auf den Lohn obendrauf. Dann hat er gesagt, aber wenn sein Laden läuft, kann er ja viel mehr Kunden annehmen, weil der musste nämlich vorher Aufträge ablehnen, weil er keine Mitarbeiterinnen hatte.
Claudia
00:34:43
Ja, es gibt ja wirklich so Branchen, Steuerberater gehört dazu, also gute Fachkräfte für Steuerberatungskanzleien zu finden, egal ob jetzt mit Buchhaltung oder Personalverrechnung oder eben auch wirklich Steuersachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter. Das ist so, so schwierig. Also erfahre ich immer auch von einem langjährigen Steuerberater, den ich kenne aus Hannover, bei dem ist das auch so. Und das ist wirklich eine ganz kluge und intelligente Lösung, die ihr da entwickelt habt. Das finde ich total cool.
Katrin
00:35:19
Und dann gibt es ja auch noch Dinge, wenn jetzt jemand sagt, um Gottes Willen, das könnte ich mir nicht leisten. Also es muss auch nicht immer viel kosten. Vielleicht kannst du auch einfach schon sagen, du, die eine Dame darf halt am Freitag von mir aus um zwei gehen, der nächste braucht einen Firmenparkplatz, also der nächste hat halt diesen Belang, ja, also das kann man ja auch individuell anschauen und dann wird dir das jetzt auch nicht so wehtun, wenn einer halt dann mal um zwei geht, also.
Claudia
00:35:47
Genau. Und ich finde, du hast vorhin was ganz, ganz Wichtiges gesagt, weil man muss Menschen mögen. Also ich glaube, man muss einfach Menschen mögen und sich für sie interessieren. Und dann sind viele Dinge, ich will nicht sagen, ergeben sich von selbst, aber sind viel einfacher. Sind viel einfacher zu erkennen und auch umzusetzen. Aber das ist irgendwie so diese Grundvoraussetzung, finde ich, die sowohl für Führung als eben auch, wenn man als Unternehmer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellt, man muss einfach Menschen mögen.
Katrin
00:36:16
Ja, und ich hatte auch ein Beispiel von einem tollen Bekannten von mir, auch einen Coach, mit dem ich zusammenarbeite. Der hat schon, als er selber noch Unternehmer war, einfach ein Wohnmobil gekauft. Und dann konnte jeder, der wollte, sich einschreiben und dann ein Wochenende oder eine Woche dieses Wohnmobil nehmen und remote arbeiten. Und das war noch zu einer Zeit, wo gar niemand dieses Remote kannte man da noch gar nicht. Und dann dachte ich, ja, erfinde doch vielleicht auch mal was, wo du sagst, das ist so toll, da sprechen auch alle drüber und, Die kommen dann vielleicht auch gerne zu dir und es ist auch gleichzeitig eine Werbemaßnahme.
Claudia
00:36:54
Ja, genau, das ist irgendwie echt, also es gibt wirklich so kluge Ideen, die man da entwickeln kann. Und ich finde immer dieses, für mich ein gutes Beispiel ist der Martin Goethe. Ich weiß nicht, ob du den kennst, er hat inzwischen schon mehrere Bücher geschrieben, unter anderem eben auch eins über die Vier-Tage-Woche, wo er Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz besucht hat Und der hat aus allen Branchen, weiß ich nicht, 250 Beispiele da zusammengetragen, die einfach dazu geführt haben, ganz individuell, dass die Unternehmen deutlich mehr und bessere Bewerbungen bekommen, dass die Leute dort gesünder sind, glücklicher sind, da bleiben und so weiter. Man muss nicht alles vorschreiben und man sollte auch nicht alles über einen Kamm scheren, aber es gibt einfach so viele gute individuelle Lösungen.
Katrin
00:37:45
Aber witzig, dass du jetzt dieses Buch erwähnst, weil der mit dem Wohnmobil, den ich gerade erwähnt habe, also ich kann ja sagen, ist der Uli Zimmermann und der hat nämlich ein Buch geschrieben, das heißt die Ein-Tage-Woche. Eine lustige Brücke und er hilft eben heute Unternehmern, sich auch zu befreien aus diesem Hamsterrad und sagt eben, eigentlich solltest du nur noch einen Tag die Woche kommen müssen und die sollten alle wissen, was sie zu tun haben, die Leute.
Claudia
00:38:13
Ja, und ganz ehrlich, das ist, glaube ich, für die allermeisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch total erfüllend zu arbeiten, zu wissen wofür, zu wissen, zu sehen, dass man einen wichtigen Beitrag leistet. Natürlich ist nicht jeder so und will Unternehmer werden und nicht jeder will auch irgendwie so viel Verantwortung haben oder so etwas. Aber auch da sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder, die Menschen sind ja so individuell verschieden, dass man auch das gut rausfinden kann und im Prinzip eigentlich so dafür sorgen kann, dass jeder genau den Platz im Unternehmen hat, ich will mal sagen, wo er den größten möglichen, besten Impact hat und dann auch noch glücklich und zufrieden arbeitet. Das sollte eigentlich das Ziel sein.
Katrin
00:38:56
Ja, ich habe zwei Workshops aufgesetzt. Einer heißt eben Mitarbeitende zu Markenbotschaftern machen. Das geht ja in diese Richtung. Und der andere Kurs heißt Mitarbeiter von Zwergen zu Riesen machen. Und da geht es eben darum, die Menschen so zu befähigen und dass die auch diese Verantwortung tragen können, wenn jetzt der Chef halt eben gar nicht da ist und nichts schiefläuft und dann fühlt sich eigentlich auch jeder gut, wenn er seinen eigenen Verantwortungsbereich hat. Ja, genau.
Claudia
00:39:27
Wenn jetzt jemand... Lust hat und Interesse mit dir, sich darüber auszutauschen und vor allen Dingen auch über deine Angebote zu sprechen und die vielleicht wahrzunehmen. Wo kann man dich am besten, wo und wie kann man dich am besten erreichen?
Katrin
00:39:43
Also meine Hauptplattform, wo man mich täglich findet, ist ja LinkedIn. Da kannst du mich unter katrinmoser.karriereexpertin finden oder www.karriereweg.com, also meine Webseite.
Claudia
00:39:56
Genau, ich werde auf jeden Fall dein LinkedIn-Profil, deine Webseite und natürlich auch deinen Podcast, weil du hast auch einen ganz großartigen Podcast. Ich durfte ja selber schon zu Gast sein bei dir, aber du hast immer so viele spannende Themen und Gäste, dass auch da, glaube ich, ganz tolle Impulse einfach auch da sind. Und das werde ich alles in die Shownotes packen. Aber wenn jetzt jemand mit dir direkt Kontakt aufnimmt, am besten über LinkedIn oder direkt Nachrichten über LinkedIn.
Katrin
00:40:22
Bei meiner Webseite gibt es auch einen WhatsApp-Button und einen E-Mail-Button und man kann mich anschreiben, anwhatsappen oder eben bei LinkedIn schreiben. Und ich freue mich immer, einfach mit jemandem ein Gespräch zu führen, also unverbindlich natürlich.
Claudia
00:40:38
Ja, genau, einfach um zu sehen, ob die Chemie stimmt. Aber ich kann das ja sagen, ihr hört uns ja jetzt nur, aber Katrin hat einfach, und das sieht man auch bei deinen LinkedIn Lives und man spürt es auch in deinen Podcasts, finde ich, du hast so eine positive Ausstrahlung, dass es alleine schon da fühlt man sich total wohl, weil du eben wirklich diese positive Ausstrahlung so mitbringst und alleine das finde ich schon extrem inspirierend.
Katrin
00:41:05
Und auch vielen Dank, das kann ich natürlich nur zurückgeben. Und wir sind ja auch ähnlich unterwegs, wo ich dann auch immer denke, man weiß ja nie, ob es uns auch mal irgendwann wir zusammen was auf die Beine stellen können.
Claudia
00:41:18
Ja, ich bin ja nicht so der See- und vor allen Dingen Sonnenanbieter-Mensch für mich. Also ich würde maximal im Winter kommen.
Katrin
00:41:28
Genau.
Claudia
00:41:29
Aber wenn ich Wüste höre, dann ist es natürlich schon auch sehr, sehr interessant. Und sehr spannend.
Katrin
00:41:37
Ja, da muss ich auch sagen, man denkt ja immer so an Meer. Wenn man an Ägypten und rotes Meer denkt, denkt man ja gar nicht an die Wüste. Aber ich liebe auch das Meer. Aber wenn ich jetzt so Transformationsprozesse finde, da passiert in der Wüste irgendwie Meer mit einem, ne? Ja, wenn du das sagst.
Claudia
00:41:56
Dann und du wirst es beobachtet haben, natürlich auch bei deinen Kundinnen und Kunden, dass das eben auch wirklich so eine große transformative Kraft hat. Apropos transformative Kraft, ich würde dir gerne noch eine Frage stellen. Das ist so eine Frage, die ich ab und zu meinen Gästen als letzte Frage stelle. Das Motto meines Podcasts heißt ja People, Purpose, Profit. Was verbindest du mit diesen drei Begriffen People? Purpose, Profit?
Katrin
00:42:27
Spannende Frage, ja. Also ich glaube, ich bin, weil du vorher sagtest, man muss Menschen mögen. Ich glaube, ich bin schon wirklich Menschenfreund. Und wenn ich das mir so anhöre, dann denke ich, egal, ob jetzt jemand für jemanden arbeitet oder mit jemandem, ich finde es immer schön, wenn man auch den Profit irgendwie teilt. Und weil es ist ja oft so, dass dann Mitarbeiter sagen, ich fühle mich halt ausgenutzt, wo ich bin. Wenn du es schaffst, eben ein Umfeld zu schaffen, wo man Purpose und Profit auch miteinander teilen darf, also wo man sagt, ich habe Erfolg und ich gebe auch gerne das weiter, das ist eigentlich für mich so das Ideale. Mache ich auch so mit meinen Mitarbeitern. Also wenn es dann gut läuft, bin ich auch immer die Erste, die sagt.
Claudia
00:43:10
Du kriegst jetzt
Katrin
00:43:11
Mehr Gehalt oder einen Bonus oder was auch immer.
Claudia
00:43:15
Ja, ein schönes Schlusswort. Und das passt einfach so wunderbar auch zu deiner Haltung und Einstellung. Katrin, vielen Dank dafür. Vielen Dank, dass du bei mir zu Gast warst und dir die Zeit genommen hast. Und wir sind ja sowieso in Verbindung und werden uns sicherlich das eine oder andere Mal weiter über den Weg laufen. Vielen Dank für deinen Besuch. Vielen Dank für die Einladung, liebe Claudia. Tschüss.

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