#107 - Job-Midlife-Crisis - Berufliche Neuorientierung in der Lebensmitte mit Franziska Ambacher
Lebensmitte als Chance: Entdecke deine berufliche Vision
27.12.2024 48 min
Zusammenfassung & Show Notes
Bist du 45+ und hast immer öfter das Gefühl, dein Job passt nicht mehr zu dir?
Willkommen in der Job-Midlife-Crisis.
In dieser Folge spreche ich mit Franziska Ambacher, Autorin des gerade erschienenen Buches „Job-Midlife-Crisis – Neuorientierung in der Lebensmitte“.
Gemeinsam tauchen wir in die Herausforderungen und Chancen dieser Lebensphase ein.
Willkommen in der Job-Midlife-Crisis.
In dieser Folge spreche ich mit Franziska Ambacher, Autorin des gerade erschienenen Buches „Job-Midlife-Crisis – Neuorientierung in der Lebensmitte“.
Gemeinsam tauchen wir in die Herausforderungen und Chancen dieser Lebensphase ein.
Du erfährst
- Warum die Job-Midlife-Crisis viele von uns in der Lebensmitte trifft.
- Warum der Blick auf Werte, Muster und die eigene Biografie der Schlüssel zur Neuorientierung ist.
- Wie Rückblick und Wertekompass neue Perspektiven eröffnen.
- Wie du deine berufliche Vision mit Sinn füllst und neu durchstartest.
- Wie sich Unternehmen in der Mitarbeitergewinnung und -bindung aufstellen sollten
Entdecke Franziskas Buch für deine berufliche Neuorientierung und werde, was in dir steckt!
Das Buch ist bei Gabler-Springer erschienen, überall im stationären oder Online-Buchhandel erhältlich und gibt es auch als E-Book .
Webseite von Franziskas Unternehmen changeify.
Podcast von Franziska:
Auf LinkedIn kannst du dich direkt mit Franziska vernetzen.
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Wenn du eine Frage oder einen konkreten Themenvorschlag für meinen Podcast hast, schreib mir eine E-Mail an pHoch3@claudiahuempel.com.
Du möchtest dein Unternehmen als großartigen Arbeitgeber im pHoch3-Podcast vorstellen oder mit deiner Expertise mein Gast sein? Bewirb dich per Mail an pHoch3@claudiahuempel.com.
Wenn dir der #pHoch3-Podcast gefällt, freue ich mich sehr, wenn du den Podcast in deinem Netzwerk weiterempfiehlst und bei iTunes oder Spotify mit 5 Sternen bewertest.
Ich danke dir für deine Unterstützung.
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Transkript
Bist du schon durch? Oder gerade mittendrin? Oder kurz davor?
Die Rede ist von der Lebensmitte.
Jener Phase des Lebens, wo man das erste Mal feststellt, Mist,
die Hälfte meines Lebens ist vorbei.
Und sich fragt, lebe ich so weiter wie bisher? Passt mein Job noch zu mir?
Möchte ich das, was ich gerade tue, noch die nächsten 20 Jahre machen?
Oder orientiere ich mich nochmal um?
Vor dieser Frage stehen ganz viele Menschen und stellen sich diese Fragen gerade
und insbesondere in der Lebensmitte.
Und damit hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Episode des P hoch 3 Podcast.
Den Titel der heutigen Podcast-Episode habe ich natürlich mit Bedacht gewählt.
Er heißt Job Midlife Crisis Neuorientierung in der Lebensmitte und ist,
glaube ich, zum jetzigen Zeitpunkt so aktuell wie nie.
Und ich habe mir zu diesem Thema heute einen Gast eingeladen.
Ich bin total froh, dass sie da ist, freue mich sehr darüber,
denn sie hat genau zu diesem Thema ein Buch geschrieben, das jetzt gerade veröffentlicht
wurde und ist absolute Expertin im Bereich Neuorientierung in der Lebensmitte.
Bei mir zu Gast ist heute Franziska Ambacher.
Sie begleitet seit vielen Jahren als Jobcoach, Karriereberaterin und Change-Management-Consultant
Menschen in Veränderungsprozessen und hier insbesondere in der beruflichen Neuorientierung.
Ihr Credo lautet, werde was in dir steckt.
Und auf diesem Weg möchte sie ihre Leserinnen und Leser mit ihrem Buch begleiten.
Ich freue mich sehr, dass du da bist. Hallo und herzlich willkommen, liebe Franziska.
Vielen Dank, Claudia. Danke für deine Einladung.
Ja, Franziska, du bist Podcasterin, du bist jetzt Autorin, du bist vor allen
Dingen Coach und Beraterin und begleitest und berätst seit vielen Jahren Menschen
45 plus bei der beruflichen Neuorientierung.
Meine allererste Frage, als ich das gesehen habe, Es gibt ja wirklich viele
Ratgeber zur beruflichen Neuorientierung.
Was unterscheidet Deinen von den anderen?
Die anderen schreiben eben allgemein über die berufliche Neuorientierung und
ich konzentriere mich auf die Menschen,
die eben in dieser berühmten Lebensmitte stecken und dabei eben in diese Job-Midlife-Crisis kommen.
Denn du findest ganz viele Ratgeber zum Thema Midlife-Crisis,
aber du findest keinerlei Ratgeber zum Thema Job-Midlife-Crisis.
Deswegen ist der Unterschied zu den anderen bereits in meinem Titel ersichtlich.
Ja, ich finde es insofern spannend, weil ich habe da auch irgendwie so drüber nachgedacht.
Midlife-Crisis bekommt ja jetzt auch nicht jeder. Das ist ja auch irgendwie
so etwas, was auch hochgepusht wird.
Und Job-Midlife-Crisis kann ja auch ganz, ganz unterschiedliche Gründe haben.
Was sind das aus deiner Erfahrung auch für Gründe, die dazu führen,
dass man eben in diese Job-Midlife-Crisis kommt?
Das ist tatsächlich sogar wissenschaftlich belegt.
Das hat die Lebenslaufforschung herausgefunden, dass wir in der Lebensmitte, also zwischen dem 40.
Und durchschnittlich dem 50. oder 55. Lebensjahr, in diesem Zeitraum tatsächlich
eine Art inneren Sinnanruf erhalten.
Das heißt, wir stellen plötzlich alles auf den Prüfstand.
Wir schauen zurück, wir ziehen das erste Mal Bilanz im Leben und fragen uns,
ob das, was wir uns ursprünglich, also vor diesem 40.
Lebensjahr oder 50. Lebensjahr, je nachdem, was wir uns davor vorgenommen haben,
ob wir das denn eigentlich auch umgesetzt haben.
Und wenn wir diese Bilanz dann eher als negativ empfinden, und es ist bei fast
allen Menschen so, dass wir sie negativ empfinden,
dass wir da, wo wir jetzt sind, nicht das Gefühl haben, dass wir richtig sind,
dann wird dieser innere Sinnanruf immer stärker.
Und dadurch stellen wir eben vor allem dann auch nicht nur das Privatleben,
sondern vor allem auch das Berufsleben so richtig in Frage.
Denn, was ja viele oft gar nicht wissen, ich habe das mal in Zahlen zusammengefasst,
wir haben bei einem durchschnittlichen Berufsalltag von, sagen wir mal,
40 Lebensjahren, in denen wir arbeiten,
haben wir im Dachraum bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von Männern
bei 78 Jahren, Frauen bei 83 Jahren, haben wir elf Jahre, die wir nur in Anführungsstrichen
für den Beruf aufwenden.
Das sind über 90.000 Arbeitsstunden.
Und diese elf Jahre sollten wir dann nicht absitzen an einem Platz,
wo wir uns gar nicht wohlfühlen,
sondern sollten tatsächlich darauf achten, ob wir da auch die Erfüllung und
das Sinnhafte dazu empfinden,
dass wir tatsächlich einen Beitrag leisten können, der auch mit unserer Herzensbildung übereinstimmt.
Ja, ich finde das so schön, dass du dieses Thema Sinn und Herzensbildung ebenso
auch in diesen Kontext stellst.
Dieses Thema, was du gerade erläutert hast, das ist ja etwas,
was dich schon sehr lange bewegt.
Wir haben ja dazu auch schon mal eine Podcast-Episode oder damals einen LinkedIn
Live aufgenommen und darüber gesprochen.
Was hat dich jetzt bewogen, dazu ein Buch zu schreiben?
Ja, das war auf der einen Seite die Vision, ein Buch schreiben zu wollen.
Das hatte ich schon von Kindesbeinen an.
Aber auch als ich 2015 mein Unternehmen Changeify gründete, war sofort diese
Idee da, ein Buch schreiben zu wollen.
Das habe ich natürlich nicht sofort umgesetzt, sondern eben jetzt erst viele Jahre später.
Aber die Idee als solches war immer da.
Da habe ich immer schon vermutlich groß gedacht.
Und auf der anderen Seite war die Idee aber meine eigene Geschichte.
Denn als ich 40 war und mitten in dieser Job-Mitlife-Crisis steckte,
da wurde ich von meinem damaligen Arbeitgeber betriebsbedingt gekündigt.
Und nicht nur ich, sondern hunderte anderer Mitarbeiter.
Und da spürte ich bei mir selbst als auch bei allen anderen,
dass es ein großes Tabuthema ist.
Dass das zwar sehr viele Menschen trifft, dass sie von jetzt auf gleich auf
die Straße gekehrt werden, wie so eine alte Zigarettenkippe nach so einer durchzechten Nacht.
Aber dass sie nicht drüber sprechen können und dass es dazu noch nicht unbedingt
eine Selbstverständlichkeit gibt, das auch nicht als Makel anzusehen.
Ja, sondern eher als sowas wie das persönliche Scheitern oder so.
Ist das nicht dieses Gefühl, was man dann hat, gerade wenn man irgendwie so
von jetzt auf gleich so etwas erlebt?
Absolut. Das ist das Gefühl des Scheiterns. Und ich habe auch festgestellt an
meiner eigenen Geschichte, aber das erzählen mir auch sehr viele Kunden, denen das genauso ging,
dass du dann von den eben noch Kollegen oder Mitarbeitern plötzlich sozusagen angezeigt bist.
Die zeigen mit dem Finger auf dich und plötzlich bist du eine Person im Krater.
Eben noch warst du ein Teil dieser Gruppe und jetzt wirst du wie so ein Spreisel
aus dem Fleisch gedrängt.
Und das macht die Sache nicht einfacher und es fühlt sich wirklich an,
als hättest du einen großen Scheitermoment, als läge es an dir persönlich,
dass du jetzt da bist, nämlich außerhalb der Werkstore und nicht mehr dazu gehörst.
War das denn damals bei dir so, dass du vorher schon deine Arbeit,
deinen Job so ein bisschen infrage gestellt hast?
Oder war es so, dass das sozusagen erst dann gekommen ist, als du diese einschneidende
Erfahrung gemacht hast?
Das war tatsächlich schon vorher. Also wir ahnten ja durch den Managementwechsel
als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass sich da vieles tun wird.
Wir wussten, dass das Unternehmen in Schieflage ist. und wir ahnten,
dass da natürlich vielleicht auch größere Einschnitte kommen.
Und ich fing zu dem Zeitpunkt schon an, erstmal alles zu hinterfragen und hatte
den Eindruck, ich bin hier nicht mehr richtig,
konnte mich mit dem Geschäftsinhalt, konnte mich mit der Art,
wie Geschäfte gemacht wurden, auch überhaupt nicht mehr identifizieren und fing
damals schon an, mich zu bewerben.
Habe aber nur Absagen bekommen. Heute weiß ich, warum.
Ich habe nämlich zwischen den Zeilen reingeschrieben, wie sehr ich mit diesem
Unternehmen und wie sehr ich mit meinen Mitarbeitern verwoben bin,
wie sehr die mir im Herzen liegen und dass ich da eigentlich gar nicht weg will.
Und ich stelle das heute auch in Bewerbungsunterlagen fest, dass viele das zwischen
den Zeilen mit reinschreiben und sich dann wundern, warum sie Absagen kriegen.
Das war bei mir damals genauso. Das war eine steile Lernkurve und da habe ich
tatsächlich den Eindruck gehabt, es hat sich bei mir innerlich etwas verschoben.
Und das war eben genau auch dieser innere Sinn an Ruf, von dem ich eben vorhin
sprach, dass ich mich verändert habe,
dass sich auch Teile meiner Werte verändert haben und mir Dinge plötzlich wichtiger
waren als je zuvor und dadurch konnte diese Passung nicht mehr stattfinden.
Mhm.
Ja, ich finde es total interessant, dass alles das, was sich bei dir danach
ergeben hat, sich eigentlich dort in dieser Entlassung, in dieser Kündigung
ihren Anfang genommen hat.
Also eigentlich ja im Nachgang gesehen fast ein Glücksmoment,
den du aber in dem Moment natürlich so nicht gesehen hast. Und ich vermute,
dass das wahrscheinlich auch vielen deiner Kundinnen und Kunden so geht.
Und wenn ich Menschen treffe, die in so einer Situation sind,
können sie natürlich, wenn sie mittendrin sind, das so gar nicht sehen.
Wie schaffst du das, auch in deiner Arbeit, wir kommen gleich darauf,
wie du das auch in dem Buch gestaltest, aber wie schaffst du das,
dass Menschen da den Perspektivwechsel hinbekommen?
Also das Allerwichtigste ist erstmal überhaupt anzuerkennen,
dass jegliches, was im Außen passiert, zuerst innere Arbeit benötigt.
Das heißt, du musst innerlich aufgeräumt sein, damit du außen wieder zu neuen
Erfolgen aufbrechen kannst.
Und dieses Prinzip aus der Natur kommend, dass eben alles in der Natur nur von
innen nach außen wächst, heißt, dass du deine innere Arbeit erstmal beginnst, inner work sozusagen.
Und darauf fußend beginnt etwas, was gerade in der Lebensmitte ja auf dem Prüfstand
steht, nämlich dein eigenes Ich.
Die Frage, die den meisten Menschen dann auf den Nägeln brennt,
ist, wer bin ich eigentlich?
Und diese Frage wird als erstes geklärt.
Und dadurch ergibt sich ein starker Perspektivwechsel, denn plötzlich erkennt
man Zusammenhänge, warum man über Jahre schon so unglücklich im Job war.
Warum sich bestimmte Dinge so entwickelt haben, wie sie sich entwickelt haben.
Und warum vielleicht auch das eigene Lebensgefühl sich deswegen verändert hat.
Und diese Erkenntnis führt automatisch zu diesem Perspektivwechsel,
weil jetzt kann plötzlich auch der Schwung genommen werden, in die Zukunft zu
denken und da andere Wege einzuleiten,
als das bisher möglich war.
Ja, das finde ich total interessant und spannend, dieses Thema mit der inneren Arbeit.
Und ich verstehe jetzt auch eine Sache,
denn ich durfte ja bereits einen Blick in dein Buch werfen und ich finde es
insofern besonders hilfreich und wertvoll, dass das jetzt nicht nur,
ich sage das jetzt in Anführungsstrichen,
ein üblicher Ratgeber ist mit Hintergrundwissen, sondern dass du mit deinen
Leserinnen und Lesern dort
einige deiner wichtigsten Methoden aus deiner Arbeit, aus deiner Coaching-Arbeit auch teilst.
Und zwar einmal dieses Thema Biografiearbeit, also der Blick nach hinten in
den Rückspiegel und diese Arbeit oder dieser Wertekompass.
Wie bist du darauf gekommen, das jetzt so zusammenzustellen?
Weil als du gerade das mit der inneren Arbeit gesagt hast, habe ich gedacht,
dafür braucht man normalerweise einen Sparringspartner.
Ich finde es extrem schwer, mit mir selber innere Arbeit zu machen,
um das jetzt mal so flapsig zu formulieren.
Da braucht man, glaube ich, immer jemanden an seiner Seite und wenn es eine gute Freundin ist.
Aber wie bist du darauf gekommen und was ist das Besondere und Wertvolle an
dieser Zusammenstellung, so wie du es auch in deinem Buch hast?
Also letztlich ist das alles eigene Erfahrung, nämlich eben in der Situation,
als ich gekündigt wurde, dann in diesem 40.
Lebensjahr tatsächlich nochmal das Gefühl gehabt zu haben, ich kann doch nichts,
ich weiß doch nichts, ich stehe jetzt bei Null, am Nullpunkt und fange wieder ganz von vorne an.
Das hat mit meiner persönlichen Biografie zu tun, nämlich nie studiert zu haben,
nie eine Ausbildung gemacht zu haben und jetzt mit 40 sozusagen beruflich wieder
Fuß fassen zu wollen, was sich damals für unmöglich hielt.
Und es dauerte übrigens nur sechs Wochen, bis ich dann tatsächlich wieder den
neuen Arbeitsvertrag unterschrieb.
Also da siehst du mal, was in diesen sechs Wochen an innerer Arbeit tatsächlich passiert ist.
Und da habe ich das erste Mal die Biografiearbeit kennengelernt.
Und ich hätte mir damals unbedingt einen Ratgeber gewünscht oder einen Sparingspartner,
genau wie du sagst, dass ich mich austauschen kann, weil es eben so ein Tabuthema
war und weil man nicht gerne über sein Scheitern spricht,
was kein wirkliches Scheitern ist, aber es fühlt sich eben so an.
Und da habe ich die Biografiearbeit kennengelernt und habe angefangen.
Sehr intensiv einzusteigen in verschiedene Übungen der Biografiearbeit und habe
das mit mir selbst durchexerziert, um tatsächlich einen Schritt weiter zu kommen,
um mich sozusagen innerlich neu aufzustellen und innerlich gut aufgeräumt in
den neuen Job zu gehen und nicht zurückzuschauen und immer noch in diesem Groll
zu sein, in dieser Wut zu sein, in diesem Unverständnis zu sein.
Und dann war die nächste Position bei mir eine Unternehmensberatung in München,
wo ich die rechte Hand der beiden Geschäftsführer war.
So war meine Aufgabe ursprünglich konzipiert, dass ich die Strukturen des Hauses
nochmal neu durchleuchte und zusätzliche Marketingkanäle auftue,
also so ein bisschen am Unternehmen zu arbeiten.
Und da war ich nur wenige Wochen und wurde dann von meinen beiden Geschäftsführern
damals auf ihre, wie ich das so nett nenne, auf ihre Besetzungscouch gesetzt.
Und dann sagten die zu mir, ja, liebe Frau Ambarer, Sie sind ja jetzt erst ein
paar Wochen bei uns, aber wir glauben, wir müssen uns eine neue Assistentin suchen.
Und ich bin vom Glauben abgefallen. Ich war total geschockt.
Ich dachte, um Gottes Willen, jetzt bist du gerade beim vorherigen Arbeitgeber rausgefallen.
Jetzt geht es hier anscheinend gerade so weiter. Du hast ja einen richtigen Lauf.
Währenddessen grinsten die mich so an, als sie das sagten. Und ich merkte irgendwie,
wahrscheinlich bist du auf dem Holzweg. Die wollen irgendwie anders hin.
Und dann haben sie mir so eröffnet, dass sie mein Talent erkannt haben.
Das Talent, als Beraterin und Coach aktiv zu sein.
Und dass sie es Perlen vor die Säue fänden, wenn ich mich weiterhin mit der
rechten Hand sozusagen abgebe und nicht das tue, was in mir steckt.
Siehst also, das ist mein Slogan, der heißt ja, werde, was in dir steckt.
Das hat also ganz eigene Entwicklung, meine eigene berufliche Entwicklung.
Und das erste Mal in meinem Leben habe ich es erlebt, dass jemand meine Fähigkeiten,
mein Talent A gesehen hat und dass meine Führungskräfte das dann auch gefördert haben.
Ich bin dann in-house ausgebildet worden in dieser Unternehmensberatung und
habe das erste Mal in meinem Leben von Wertearbeit erfahren.
Mitbekommen, dass das Herzensbildung ist und dass das der wahre Sinn für Führungskräfte ist,
ihre Mitarbeiter auf den Weg zu bringen, an den richtigen Platz zu setzen,
da wo sie am meisten bewirken können, eben überhaupt erstmal das Interesse für
den Menschen, den einzelnen Mitarbeiter zu haben,
herauszufinden, was kann er am besten und wo kann er am besten wirken im Unternehmen.
Ja, also eine wirklich großartige Geschichte.
Ich meine, ich denke immer im Rückblick auf meine berufliche Karriere,
dass ich so viel Glück hatte, weil ich an vielen verschiedenen Stellen immer,
ich will mal sagen, die richtigen Förderer hatte zum richtigen Zeitpunkt.
Und ich finde es, wenn ich dann so Geschichten wie deine höre,
denke ich mir, ja, das ist so großartig, so etwas zu erkennen,
aber eigentlich sollte es Standard sein.
Eigentlich sollte das jeder erleben können und dürfen.
Denn so ein bisschen ist das natürlich, auch wenn man auf deine Geschichte guckt,
die Kombination aus deinem eigenen Handeln oder das Leben wieder in die eigenen
Hände zu nehmen, aber trotzdem dieses Quäntchen Glück, was es braucht,
um dann zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein.
Und die richtige Person zu haben, die dein Talent erkennt, weil das hätte ja
auch anders ausgehen können.
Richtig. Also da können wir jetzt vortrefflich drüber streiten,
ob es den Zufall gibt oder nicht oder ob es Fügung war, ob es hat so sein sollen.
Ich glaube, durch die Kündigung war ich erst in der Lage, Türen aufzustoßen,
überhaupt zu erkennen, welche ich da aufstoßen sollte, die dann auch möglich
waren, für mich hindurchzuschreiten.
Das wäre vorher so nicht, ich wäre nicht in der Lage gewesen dazu.
Ich war viel zu sehr in meinem Daily Business verstrickt und habe mich viel
zu sehr mit dem Klein-Klein meiner Führungsaufgabe beschäftigt und habe die
Führung auch unter einem vollkommen falschen Vorzeichen gesehen.
Ich hatte keine guten Vorbilder, ich hatte keine Mentoren.
Ich bin da einfach wie ins kalte Wasser geworfen worden.
Und dann habe ich halt irgendwie angefangen zu schwimmen. Aber es war eine Art
von Führung, die ich nie wollte.
Und wo ich dann bei dieser Unternehmensberatung das erste Mal das Gefühl hatte,
die beschäftigen sich mit etwas, was wir dringend brauchen, nämlich,
dass wir eine andere Art von Führung entwickeln, eine menschenzentrierte Führung.
Und die hat natürlich ganz, ganz viel mit Werteorientierung zu tun,
denn das ist eben genau diese Herzbildung, von der ich spreche.
Genau. Und das ist ja so ein ganz zentrales, ich meine, du sprichst immer wieder
davon, auch wenn man dich auf LinkedIn, wenn man deine Beiträge liest.
Wir haben da schon öfter drüber gesprochen.
Und deswegen finde ich es so wertvoll, dass du das jetzt in deinem Buch,
dem auch wirklich so einen großen Raum gibst und neben dem Kapitel über die
Biografiearbeit oder über den
Rückblick eben wirklich auch diesem Thema Werte so einen Raum gibst. wie
Vielleicht ein Einstieg dazu,
wie kann mir jetzt zum einen ganz konkret der Blick nach hinten,
also in meine Biografie,
aber eben in Kombination mit den Werten, was gibt mir das für eine Hilfestellung,
für meine Neuorientierung?
Also dazu muss man vielleicht wissen vorweg, was ist denn genau diese Biografiearbeit?
Und das ist im Endeffekt nichts anderes als ein Fotoalbum, ein persönliches
Fotoalbum, das du öffnest von deinem Leben.
Und dieses Fotoalbum hat letztlich drei Elemente.
Nämlich das erste Puzzlestückchen ist, dass da deine Werte drinstecken,
durch die Prägung, die du erfahren hast in deinem Leben.
Das sind also deine Werte. Das zweite, was drinsteckt, ist natürlich deine Stärken.
Und das dritte ist deine Muster.
Du hast, wenn du genauer deine Biografie betrachtest, bestimmte Muster abfolgen,
die immer wieder kommen.
Die sich immer wieder wiederholen. Und das hat eben mit deiner Prägung zu tun.
Und das ist entscheidend, um dann die berufliche Neuorientierung zu starten.
Das heißt, erst zu wissen, was sind meine Muster? Also die erste Aufgabe ist, erkenne deine Muster.
Die zweite Aufgabe wäre dann, prüfe deine Wertepassung und deine Stärkenpassung
zu dem, was dann drittens deine Vision, deine Zukunftsvision oder dein Zukunftsbild ist.
Und wenn du diese drei Puzzlestückchen zusammenpackst, dann kriegst du deine
persönliche berufliche Neuorientierung sehr, sehr gut gebacken, weil du die Chance hast,
tatsächlich aus dir heraus die
Ressourcen zu verwenden und in Zukunft anzuwenden, beruflich anzuwenden,
die ja bereits in dir stecken, die du ja schon ein Leben lang sozusagen kultiviert
hast und die längst in dir implementiert sind.
Ja, weil zum Thema Muster habe ich aber nochmal eine Nachfrage.
Und zwar, es gibt ja zum einen Muster, die vielleicht in mir angelegt sind und
die auch viel mit meinen Stärken und dem, wie ich so ticke und meinen Werten zu tun haben.
Es gibt ja aber auch Muster, die, ich will mal sagen, die sich entwickelt haben,
weil ich vielleicht bestimmte Erfahrungen in der Kindheit gemacht habe oder
bestimmte Erfahrungen in der Schule oder, oder, oder, oder.
Also Muster, die vielleicht nicht ganz so hilfreich sind für das,
was zukünftig kommen soll.
Wie erkenne ich jetzt, welche Muster für mich förderlich sind und welche ich
vielleicht, ich will mal sagen, umbauen darf?
In jedem Lebensabschnitt der Biografiearbeit ist es so, dass man einen sogenannten
Sieben-Jahres-Schritt geht.
Also alle sieben Jahre erneuern sich nicht nur unsere Zellen,
sondern ändern sich eben auch die Vorzeichen unseres Lebens. Gibt es Wendepunkte?
Und das ist nicht immer bei jedem jetzt Stichtag genau sieben Jahre.
Manchmal sind es acht oder neun, manchmal sind es nur fünf oder sechs.
Aber roundabout sieben Jahre verwechseln wir sozusagen den Raum,
den Raum in unserem Lebenshaus.
Und du erkennst es daran, dass du bestimmte Muster eben sowieso als wenig förderlich
selbst empfindest oder als Hemmschuh empfindest oder als in dieser Lebensphase
als schwierig empfindest.
Und dadurch sind sie aber trotzdem für deine berufliche Neuorientierung so wichtig,
weil du bist ja genau deswegen heute diese Person, die du bist,
weil eben damals zum Beispiel dieses Muster dich an der falschen Stelle aufgehalten
hat oder dich gewisse Dinge nicht hat trauen lassen.
Also zum Beispiel hast du dich nicht getraut, gegen das Diktat deines Vaters
anzugehen, der von dir eine ganz bestimmte berufliche Richtung wollte.
Es gibt ja ein Beispiel, was ich in meinem Buch beschreibe, von einem Kunden,
der die Kanzlei des Vaters hat übernehmen sollen.
Und das dann auch ganz artig tat, weil es von ihm verlangt war.
Aber sein Muster war immer zu entsprechen und einfach dem Vater sozusagen zu gehorchen.
Und das hat er bis weit ins 40. Lebensjahr hinein so getan.
Bis der Moment kam, als das alles in ihm aufbrach und das Gefühl hatte,
das kann ja so nicht mehr leben.
Und da brauchte er aber auch das Erkennen dieses hinderlichen Musters,
um dann den Schwung für die Zukunft zu nehmen.
Ja, das finde ich super hilfreich.
Dieses Beispiel und auch das,
was du jetzt gerade gesagt hast mit diesem Hinweis auf diese sieben Jahre.
Du hast ja dazu, das möchte ich an dieser Stelle erwähnen, weil ich ein großer
Fan davon bin, du hast dazu ja auch einen Podcast.
Ich habe ja eingangs gesagt, dass du Podcasterin auch bist und in den ersten
Folgen erklärst du genau das.
Ich finde, das ist eine ganz wertvolle Ergänzung, diese Episoden in deinem Podcast
zu deinem Buch, weil das zusammen einfach wirklich auch, finde ich,
extrem hilfreich ist, um da nochmal auch den geschärften Blick auf das eigene
Leben und auf die eigene Biografie zu haben.
Weil man mit der Ergänzung kann man wirklich, glaube ich, eine gute Landkarte
von seinem eigenen Leben und den Wendepunkten dann eben auch zeichnen im Rückblick und erkennen,
welche Dinge sinnvoll sind und hilfreich sind und was einen auch auszeichnet,
was man gerne mit in die Zukunft dann auch nehmen darf.
Also das habe ich so empfunden, als ich den Blick in dein Buch und die ersten
Seiten und diese Kapitel reingelesen habe und dann nochmal mich an deinen Podcast,
an diese Podcast-Episoden erinnert habe.
Ja, schön. Ja, das ist wirklich so. Es greift ineinander. Und auch im Buch beschreibe
ich also durchaus diese einzelnen Lebensetappen,
was da auf uns wartet, wie die heißen und in welchem Lebensbereich wir welche
Aufgabe auch haben, die wir da zu lösen haben,
um wieder einen Schritt weiter in der persönlichen Entwicklung zu gehen.
Und gerade für Führungskräfte ist das ein ganz wichtiger Aspekt,
denn unsere allerersten Führungskräfte im Leben, das sind ja unsere Eltern.
Und das sind wir uns häufig ja gar nicht bewusst. Und gerade so eine Krise,
entweder durch Kündigung oder durch die innere Kündigung, dass wir vielleicht
offiziell noch nicht gekündigt haben, aber längst nicht mehr zufrieden am Arbeitsplatz sind.
Dadurch kriegen wir eine riesige Chance eröffnet,
nämlich tatsächlich mal alles genau anzuschauen und uns Zeit zu nehmen,
die wir uns sonst nie im Alltag nehmen, tatsächlich mal zu prüfen,
wer wir sind, wo wir herkommen, was uns ausmacht und wo wir zukünftig vielleicht
eine weichen Stellung vornehmen möchten.
Du hast ja jetzt von deiner eigenen Geschichte erzählt, die ja eben auch so
dieser Auslöser war. Da warst du 40.
Ich habe jetzt gerade gesagt, Lebensmitte 45 plus.
Viele sind aber schon älter, vielleicht auch wenn sie in diese Situation kommen,
50 plus oder auch 55 plus, also schon in einer etwas noch anderen Lebensphase,
zumindest, dass man eben wirklich deutlich mehr als die Hälfte seines Lebens hinter sich hat.
Wie hilfreich ist das an dieser Stelle? Also ist das etwas, wo ich auch dann sagen kann, okay,
das ist trotzdem eine gute Art der Arbeit oder der Methoden,
um damit meine zukünftigen Jahre zu planen, sowohl beruflich als vielleicht
auch privat oder ehrenamtlich, aber insbesondere auch beruflich.
Weil gerade jetzt in dieser Transformationsphase, in der wir uns befinden,
sind es ja nicht nur die Menschen 40 oder 45 plus, sondern immer mehr auch 50,
55 plus, manchmal auch 60 plus, die genau diese Fragen aber auch nochmal stellen.
Ganz genau. Und darüber habe ich eben auch im Buch laut nachgedacht.
Ich habe nämlich festgestellt bei meinen Kunden, dass sich dieser Zeitraum der
Lebensmitte sehr stark nach hinten verschiebt.
Wir wissen, wie gesagt, aus der Wissenschaft, aus der Forschung,
aus der Lebenslaufforschung,
dass es sehr häufig ein Zeitraum benannt wird, der so bis 45,
maximal bis 50 betitelt wird, der diese sogenannte Midlife-Crisis betrifft.
Aber nachdem wir sehr viel längere Ausbildungszeiten ja seit vielen Jahren haben,
nachdem Menschen immer länger auch zu Hause noch wohnen, bis sie dann tatsächlich ausziehen,
nachdem sich die ganze gesellschaftliche Entwicklung viel stärker nach hinten verzieht,
haben wir auch hier den Effekt, dass die Job-Midlife-Crisis einen deutlich später
trifft, als man eben hinsichtlich der Forschungsergebnisse glaubt zu meinen.
Das heißt also, ich habe sehr viele Kunden, die gerade um diese 55 herum sind.
Und da ist dann auch erstmal so eine Unsicherheit, ob etwas mit ihnen nicht stimmt.
Und sie haben den Eindruck, vielleicht sind sie psychisch krank,
dass sie jetzt so gar nicht Boden unter die Füße gewinnen wollen,
weil sie doch eigentlich mitten im Leben stehen müssten.
Aber genau diese Hausaufgaben, die man aus der Vergangenheit,
in die man durch verschiedene Lebensräume gegangen ist, nicht gemacht hat,
fällt es einem natürlich dann zu einem späteren Zeitpunkt auf die Füße.
Und wir dürfen ja auch nicht ganz aus den Augen verlieren, dass die Lebensarbeitszeit
mit Sicherheit ja auch in Zukunft noch ausgedehnt werden wird.
Das heißt, wir rechnen durchschnittlich damit, dass sie bis 70 Jahren sein wird.
Das heißt, wenn heute jemand 55 ist, so wie ich auch, dann haben wir ja noch
15 Jahre mindestens vor uns.
Und womöglich auch noch darüber hinaus. Und es gibt wahnsinnig viele von denen,
die in der beruflichen Neuorientierung stecken, die sogar Lust haben,
sich selbstständig zu machen, die nicht einfach nur einen neuen Job suchen,
sondern die tatsächlich mit ihrem Herzensbusiness jetzt nochmal durchstarten wollen.
Und das ist eine ganz besonders interessante Beobachtung eben,
dass ich den Eindruck habe, das kommt auch daher, dass eben das Berufsleben
im Angestellten-Dasein ihnen eher Fesseln angelegt hat.
Denn in vielen Unternehmen werden die Ideen, die Mitarbeiter einbringen,
überhaupt nicht beachtet.
Sie werden sogar ignoriert oder in der Schublade vergessen. Und diese Ideen
wollen aber raus und die Menschen wollen das umsetzen.
Das ist ihnen wichtig, dass sie einen Beitrag leisten, weil der Sinn in der
Arbeit extrem wichtig für die persönliche Identifikation und das persönliche
Zufriedenheitsgefühl ist.
Ja, das ist etwas, was ich auch immer wieder feststelle.
Und ich finde es so schade und die Unternehmen berauben sich wirklich wertvoller Potenziale,
dass sie eben die Ideen und auch die Eigenverantwortung und diese Kreativität
und auch das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter da meiner Meinung
nach viel zu wenig nutzen.
Und vor allen Dingen auch die Stärken und Potenziale viel zu wenig sehen,
weil man immer so reduziert wird auf, naja, du hast jetzt hier diese Aufgabe und mach das mal.
Aber dass noch viel mehr in Menschen steckt, also so wie du gerade sagst,
werde was in dir steckt, das sehen ganz, ganz wenig, also ich glaube,
das wird in noch viel zu wenig Unternehmen auch gefördert.
Wie ist da dein Eindruck, den du ja auch bekommst jetzt von der anderen?
Du erfährst es ja oft aus der Perspektive der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, oder?
Ja, richtig. Teilweise auch aus den Unternehmen selbst, weil ich oft in Austausch
bin mit Personalleitern, Personalleiterinnen oder Menschen, die in irgendeiner
Weise die Weiterentwicklung des Unternehmens verantworten.
Und da stelle ich eben immer wieder fest, da gibt es eigentlich nur schwarz oder weiß.
Es gibt die, die sagen, bei uns herrscht entweder oder und es gibt die,
die sagen, bei uns herrscht sowohl als auch.
Und die letztere Kategorie sind die, die zukünftig auch in dieser großen Transformation,
in der wir uns befinden, überleben werden.
Denn sie sind diejenigen, die das Thema Digitalisierung, Automatisierung,
gesellschaftlicher Wandel, natürlich auch die Alterspyramide ganz anders im
Blick haben und damit einfach sehr viel flexibler umgehen.
Das sind die, die eben nicht in starren Hierarchien denken und die nicht in
irgendwelchen festgefügten Stellenbeschreibungen aktiv sind.
Und das macht es letztendlich aus. Und das sind übrigens auch immer die Unternehmen,
interessanterweise, die eine Vision haben.
Die also mit ihrem Tun, mit ihrer Arbeit etwas bewirken wollen,
für andere dienlich sein wollen.
Ja, und das sind oft auch die, oder in den meisten Fällen sind das die Unternehmen,
die zum Beispiel überhaupt gar keine Schwierigkeiten haben, neue Mitarbeiter
oder neue Mitarbeiterinnen zu gewinnen.
Von diesen Unternehmen hörst du niemals so von wegen, ach Gott,
dieses Wort Fachkräftemangel oder so, sondern das sind halt eben Unternehmen,
die sich einfach auch auf diese Transformation einstellen und die eben aufgrund
ihrer Vision und der Werte da einfach auch gut aufgestellt sind oder zumindest
sich bewusst in einer Transformation befinden, was ja nicht ganz einfach ist.
So ist das, absolut, ja. Sag, hast du den Eindruck.
Dass in den letzten Jahren, du begleitest jetzt Menschen schon sehr lange,
dein Unternehmen Changeify gibt es schon fast zehn Jahre, ich glaube nächstes
Jahr feierst du zehnjähriges Jubiläum.
Hast du den Eindruck, dass dieser Wunsch und dieser Ausdruck nach Neuorientierung,
nach beruflicher Neuorientierung, nach Sinnfindung in den letzten Jahren zugenommen hat?
Wie ist da deine Beobachtung so beginnend? Ich will mal sagen,
du hast ja vorher schon angefangen in der Unternehmensberatung,
wo du tätig warst, aber dann insbesondere auch bei Changeify.
Wie beobachtest du das? Was sind da deine Erfahrungen?
Es gibt tatsächlich eine Veränderung, ja, kann ich bestätigen, Claudia.
Es ist tatsächlich so, dass immer mehr Menschen so ein bisschen aus diesem Korsett ausbrechen wollen.
Und das ist, glaube ich, den jüngeren Generationen geschuldet.
Denn die bringen einen ganz anderen, frischen Wind an den Arbeitsplatz und nehmen
die Dinge, wie sie bisher waren, einfach nicht mehr so hin.
Haben ganz andere Bedürfnisse und pflegen letztlich auch ein anderes Wertegerüst als das,
was von den zum Beispiel Babyboomern seit Jahrzehnten manifestiert ist geradezu.
Und durch den Blick auf die junge Generation kriegen die älteren Generationen
automatisch eine Art Sehnsuchtsentwicklung hin zu dem,
was die bereits leben, aber ich mich nie getraut habe.
Und diese Veränderung, die findet sehr im Stillen und Leisen statt,
aber mit den Füßen wird abgestimmt in den Unternehmen.
Das heißt, dass da immer mehr Leute dann auch das Unternehmen wieder verlassen,
selbst wenn sie eben zum Beispiel Ü50 sind und einfach daran glauben,
dass sie nochmal eine zweite Luft bekommen,
dass sie nochmal eine zweite Chance nutzen können, etwas aus ihrem Berufsleben
zu machen und zwar viel stärker hin zu dem, wer sie wirklich sind.
Denn sie fühlten sich bisher in ihrer Arbeitsumgebung eher wie ein domptiertes
Tier in der Manege, aber nicht wie ein auf Augenhöhe behandelter Mitarbeiter.
Ja, ich finde es ja immer spannend an dieser Stelle, dass viel Kreativität sich
dann erst in einer neuen Umgebung eben auch zeigt.
Welche Möglichkeiten siehst du oder auch vielleicht welche Verantwortung für
Menschen, solange sie in einem Unternehmen sind, also gerade natürlich die Unternehmensleitung,
aber auch die Führungskräfte und aber auch die Mitarbeitenden selber,
habe ich vielleicht eine Chance, im Unternehmen etwas zu bewegen und zu verändern, wenn ich mich,
nehmen wir mal an, ich nehme dein Buch und beschäftige mich damit,
weiß noch nicht, ob ich überhaupt das Unternehmen verlassen will,
fühle nur irgendwie, boah, fühlt sich nicht mehr gut an,
habe ich eine Möglichkeit oder wie groß ist die Chance, vielleicht auch in der
Organisation etwas zu verändern?
Das muss eben überhaupt nicht die grundsätzliche Reihenfolge sein,
dass ich zwingend kündigen muss, um irgendwo anders dann ein besseres berufliches Leben zu finden.
Und das muss es eben zwingend nicht sein, da gebe ich dir recht.
Letztlich geht es darum.
Selbst auch ein lebenslanges Lernen für sich zu finden und zu nutzen und mit
diesem lebenslangen Lernen dann aber auch meine Führungskräfte,
mein Team in der Umgebung, in der ich bin, auch damit zu konfrontieren,
auch den Finger in die Wunde zu legen.
Jetzt wissen wir natürlich, dass sehr häufig viele Unternehmen in den letzten
Jahrzehnten ihre Mitarbeiter eher zu scharfen gemacht haben,
die einfach nur Ja blöken und das war es.
Es ist natürlich durchaus notwendig, auch den Mut aufzubringen.
Und natürlich bin ich in einem Abhängigkeitsverhältnis.
Und dieses Abhängigkeitsverhältnis, das darf aber in Zukunft überwunden werden.
Denn wer ist denn wirklich von wem abhängig?
Ich bin nicht sicher, ob das immer nur diese Einbahnstraße ist,
die eben auch viele meiner Kunden so empfinden, dass sie als Mitarbeiter immer
am kürzeren Hebel sitzen.
Nein, so ist es nicht. Wir werden auch dringend gebraucht.
Gute, eigenverantwortliche und unternehmerisch denkende Mitarbeiter werden dringend gebraucht.
Und genau deswegen habe ich auch eine Einflussgröße, die mir bisher womöglich gar nicht bewusst war.
Und die darf ich dann durchaus dazu nutzen, mit dem lebenslangen Lernen verknüpft,
dass ich meine Organisation damit auch zu einer lernenden Organisation mache,
weil ich als Einzelner auch ein lernendes Element des Ganzen bin.
Und da darf eine Welle losgetreten werden. Also natürlich kann es durchaus sein,
dass ich da überall auf Granit beiße.
Dann weiß ich aber, ich habe es versucht und dann bin ich hier nicht richtig.
Dann gehe ich eben zum Nächsten weiter.
Es ist sehr wichtig,
Sich selbst ernst zu nehmen und die eigenen Bedürfnisse da auch ernst zu nehmen.
Ja, und ich glaube, dass man, wenn man das so macht, wie du das gerade geschildert
hast, sich selber seines eigenen Wertes bewusst zu werden, also seiner eigenen
Werte, aber auch seines eigenen Wertes, den man für ein Unternehmen hat,
kann ich mir gut vorstellen, dass wenn man das schafft zu formulieren,
dass es durchaus eben auch gute Möglichkeiten gibt.
Nicht in jedem Unternehmen, aber in vielen Unternehmen, die einfach darauf angewiesen
sind, dass sie genau solche Menschen haben, wie du gerade nämlich gesagt hast,
um selber diese Transformation, in der wir uns ja befinden, wirklich mitzugestalten.
Genau.
Ich könnte jetzt noch Stunden mit dir darüber sprechen.
Du hast es vorhin angedeutet, ich würde gerne noch mal einen kurzen Blick auf
wirklich diese Transformation und auch die Aufgaben, vor denen die Unternehmen
stehen, nicht nur die Menschen, sondern auch die Unternehmen stehen.
Was denkst du, welche Unternehmen werden deiner Ansicht nach gut durch diese
Transformation durchkommen? Du gibst ja in deinem Buch am Ende auch so einen Ausblick.
Das finde ich auch sehr schön, dass du da eben auch wirklich so einen gesamten Ausblick gibst.
Aber was so deine, wenn du jetzt, ich will nicht sagen in
Die Glaskugel guckst, aber...
Das Jahr neigt sich dem Ende zu, das Jahr 2025 kommt und die nächsten Jahre.
Wer wird gut durchkommen und wer vielleicht eher nicht?
Ja, also gut durchkommen werden die, die eine starke Flexibilität leben und
eine starke Anpassungsfähigkeit leben können.
Denn die Berufsbilder verändern sich, gerade durch KI.
Und wenn sich Berufsbilder verändern, dann darf ich als Unternehmen überlegen,
ob ich überhaupt noch diese althergebrachte Stellenausschreibung überhaupt noch ausschreibe,
warum ich sie überhaupt noch verwende, warum es diese Position im Unternehmen überhaupt noch gibt.
Das beginnt einfach auch mit dieser inneren Arbeit wieder.
Es ist genauso wie beim Individuum. Wir dürfen innen anfangen aufzuräumen.
Und das gilt eben auch für Unternehmen. Das heißt also, die Flexibilität an
allen Stellen viel stärker einziehen zu lassen, damit wir auch kürzere Prozesse bekommen,
damit wir in kürzeren Loops auch Produkte und Dienstleistungen entwickeln können
und damit wir viel stärker und näher am Markt dran sind, Dass wir wirklich wissen,
was wollen denn unsere Kunden überhaupt?
Und dass wir dann auch erkennen, dass unsere Mitarbeiter auch unsere Kunden sind.
Diese Unternehmen werden schneller vorankommen. Und durch diese Flexibilität
werden sie auch flexiblere Arbeitszeitmodelle entwickeln.
Denn das hat ja jetzt auch die Pandemie gezeigt, dass wir unser Leben zusätzlich organisieren müssen.
Dass wir nicht einfach nur im Hamsterrad rennen, weil wir da einen Arbeitsvertrag
unterschrieben haben, sondern dass wir ein Ringsrum-Leben haben,
was wir auch organisiert bekommen müssen.
Also brauchen wir flexiblere Arbeitszeitmodelle. Die gibt es in vielen Unternehmen
nicht. Aber wer sie hat, der zieht die neuen Talente an wie die Motten das Licht.
Genauso ist das Thema Bewerbungsprozess. Wenn ich Bewerbungsprozesse habe,
die sehr altbanken sind, die sehr langwierig sind und die den Bewerber nicht als Kunden anerkennen,
dann wird so ein Unternehmen nicht überleben können.
Das heißt also im Gegenzug, wer hier viel moderner und schneller und flexibler
aufgestellt ist, wer auch Lebensläufe zulässt, die eher einer Mosaikkarriere
entsprechen als dieser klassischen Kaminkarriere,
der wird viel leichter in dieser Transformation überleben, denn er kriegt dadurch
Mitarbeiter, die viel stärker beschlagen sind, die viel mehr Erfahrungswerte mitbringen.
Und darauf kommt es in der Transformation natürlich an.
Ja, und der dritte und letzte Punkt ist aus meiner Sicht die Resilienzfähigkeit.
Mitarbeiter als auch das Unternehmen selbst brauchen eine starke Resilienzfähigkeit,
um in dieser krisengebeutelten Zeit dennoch Visionen sich zu erlauben,
positive Zukunftsblicke sich zu erlauben und damit auch ein Spirit zu entwickeln,
der sagt, egal was da gerade ist, von wo der Wind weht, wir haben eine Haltung, wir haben eine Idee,
wir haben eine Vision und eine Vorstellung und dafür brennen wir.
Und dafür geben wir alles in die Waagschale.
Das ist ein ganz neues Leistungsversprechen, nämlich die Leistung,
dem Kunden, dem Markt etwas Gutes zu tun.
Und wenn da alle an einem Strang ziehen, dann wird es ein Unternehmen sein,
was auf jeden Fall gut durch die Transformation kommt.
Ja, so schön formuliert, weil das sind genau die Unternehmen,
mit denen man sich als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter auch gut identifizieren kann.
Also wenn man genau zu diesen Werten passt und zu dem, was das Unternehmen eben
auch produziert oder anbietet oder so.
Also ich finde, das hast du super zusammengefasst.
Wenn du jetzt die Essenz aus deinem Buch, du musstest ja so eine Zusammenfassung schreiben.
Ich glaube, das ist immer so, wenn man so ein Exposé, wenn man ein Buch schreibt.
Aber wenn du diese Essenz jetzt in zwei, drei Sätzen zusammenfassen solltest,
so als Anregung und Einladung, dein Buch zu lesen, zu kaufen und damit zu arbeiten, was wäre das?
Die Essenz ist letztlich, dass du erkennst,
dass alle Ziele, die du dir beruflich setzt für die Zukunft,
in dieser beruflichen Neuorientierung,
dass alle Ziele nur dann erreicht werden können, wenn du sie dir selbst steckst
und wenn diese Ziele mit deinen Werten, deinem Wertekompass kompatibel geht.
Deswegen finde deine Werte und werde, was in dir steckt. Das ist die Essenz.
Ein schönes Schlusswort. Und ich finde, so kurz vorm Jahreswechsel ist das auch
ein ganz toller Moment, sich genau damit zu beschäftigen.
Denn ganz viele Menschen denken ja immer über das abgelaufene Jahr nach,
schmieden neue Pläne, fassen neue Vorsätze.
Und von daher ein sehr guter Zeitpunkt, dein Buch zu lesen, sich damit zu beschäftigen.
Wo kann ich es beziehen?
Wie komme ich da dran?
Überall da, wo es Bücher gibt, also sowohl im stationären Handel als auch online
auf den üblichen Plattformen wie Amazon, Thalia, Hugendubel und so weiter.
Und das Buch gibt es in zwei Varianten, einmal als E-Book und einmal als Printausgabe
eine etwas größere Taschenbuchvariante.
Ja, wunderbar. Also super empfehlenswert.
Ich finde es extrem wertvoll. und von daher lade ich jeden ein,
dein Buch zu kaufen und sich dann vor allen Dingen damit zu beschäftigen,
weil ich glaube, wenn das jeder,
allein wenn das nur jeder Fünfte machen würde, die Welt wäre eine andere.
Und deswegen finde ich das so großartig. Und danke, Franziska,
für dieses Buch und vielen Dank, dass du heute mein Gast warst im Podcast.
Ich danke dir, Claudia.
Und wie immer packe ich natürlich alle erwähnten Links als Information in die
Shownotes, sodass du von dort aus auf das Buch, auf die Webseite von Changeify
und auf das LinkedIn-Profil von Franziska kommst.
Und jetzt bleibt mir nur noch, dir einen wundervollen Start ins neue Jahr zu wünschen.
Ich freue mich, wenn wir uns wiederhören am nächsten Freitag, dann schon im Jahr 2025.
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