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damit dein Unternehmen nachhaltig erfolgreich ist

#100 - Mathe, Mut und Management. Die Jubiläumsfolge mit dem Blick hinter die Kulissen

08.11.2024 59 min

Zusammenfassung & Show Notes

Das ist die 100. Episode des #pHoch3-Podcast. 

Ein Grund zum Feiern und Zeit für eine Folge der etwas anderen Art.

Diesmal sitzte ich auf dem Interviewstuhl. Dr. Christof Sigl-Grüb, der mich erst seit kurzem kennt und der nichts mit IT, Tech und Recruiting am Hut hat, sondern aus der Finanz- und Bankenwelt kommt, nimmt meinen Platz ein.

Er möchte mehr über mich und meinen Werdegang wissen, was mich antreibt und welche Zukunftspläne ich für den Podcast und meine Arbeit habe.

Wir sprechen über 
  • meinen Weg in die IT
  • meine Erfahrungen als Frau in männerdominierten Branchen
  • die Werte und Visionen, die mich mich antreiben
  • meine Zukunftspläne
Also ein Blick hinter die Kulissen. Reinhören lohnt sich.

Der Podcast-Host in dieser Folge ist Dr. Christof Sigl-Grüb.
Er ist Gründer von papaundpaul und hilft Menschen, ihr Geld selbst professionell anzulegen.
Auf LinkedIn kannst du dich mit ihm vernetzen und mehr über ihn erfahren.

Wenn du eine Frage oder einen konkreten Themenvorschlag für meinen Podcast hast, schreib mir eine E-Mail an ⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠pHoch3@claudiahuempel.com⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠.   
Du möchtest dein Unternehmen als großartigen Arbeitgeber im pHoch3-Podcast vorstellen oder mit deiner Expertise mein Gast sein? Bewirb dich per Mail an ⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠pHoch3@claudiahuempel.com⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠.
Wenn dir der #pHoch3-Podcast gefällt, freue ich mich sehr, wenn du den Podcast in deinem Netzwerk weiterempfiehlst und bei iTunes oder Spotify mit 5 Sternen bewertest. 
Ich danke dir für deine Unterstützung.

Transkript

Christof
00:00:33
Herzlich willkommen zur 100. Folge von P hoch 3 People, Purpose, Profit. Ich bin, wie immer, euer Host, Claudia Hümpel. Äh, Moment, ich bin ja gar nicht Claudia. Äh, Claudia? Was mache ich denn?
Claudia
00:00:49
Claudia?
Christof
00:00:50
Claudia? Claudia!
Claudia
00:00:56
Ja, hier. Hier bin ich.
Christof
00:00:58
Ach, da bist du, Claudia. Gott sei Dank. Ja, aber wieso sitzt du denn auf dem Stuhl? Der ist doch für deine Interviewgäste normalerweise.
Claudia
00:01:06
Ja, der ist für meine Interviewgäste. Aber ich habe mir gedacht, anlässlich der hundertsten Folge setze ich mich mal auf den Interviewstuhl, und übergebe das Mikrofon und die Steuerung und Gesprächsführung dieser Sendung jemandem anderen, nämlich dir, lieber Christoph.
Christof
00:01:24
Ah ja, jetzt kann ich mich auch ganz plötzlich wieder erinnern. Stimmt, das wollten wir ja machen heute.
Claudia
00:01:28
Genau. Und für die Zuhörerinnen und Zuhörer, Dr. Christoph Siegel-Grüb, der mich noch gar nicht so lange kennt, eine wunderbare Stimme hat, ein ganz großartiger Mensch ist und ich dachte, weil er noch nicht so viel über mich weiß, ist er genau der Richtige, hier heute dieses Interview mit mir zu führen.
Christof
00:01:50
Ja, finde ich super spannend. Vielen Dank, Claudia, für deine Vorschusslorbeeren und dein Vertrauen. Ich muss ja in der Tat sagen, wenn ich mir Podcasts anhöre, ich finde immer diese Hinter-der-Kulisse-Folgen, die finde ich immer am spannendsten, weil man da was über die Hosts und über das Ganze hinten drum erfahren kann, was man eben sonst in den, in Anführungszeichen, normalen Folgen nicht so raushört. Jan, wir haben uns ja überlegt, die 100. Folge, also erstmal herzliche Gratulation von mir. Wie hast du denn 100 Folgen durchgehalten, sag mal? Hast du irgendwann mal an Aufhören gedacht?
Claudia
00:02:20
Also an Aufhören habe ich eigentlich nicht gedacht. Ich muss zugeben, dass es mir zwischendurch wirklich schwer gefallen ist, das auch durchzuhalten. Ich hatte mir das vorgenommen und ich hatte zwischendurch schon auch so Folgen, die ich mit heißer Nadel auf die letzte Rille gemacht habe und veröffentlicht habe. Also wirklich so, freitags erscheint meine Podcast-Folge, Donnerstagabend war sie fertig.
Christof
00:02:48
Claudia, das freut mich, dass nicht nur du so kurz spitz auf Knopf die Dinge mal ab und zu machst.
Claudia
00:02:53
Ja, also wer mich genauer kennt, weiß, dass ich ziemlich oft spitz auf Knopf Dinge mache.
Christof
00:03:01
Okay, freut mich, dass ich nicht der Einzige bin bei solchen Dingen. Ja, wir haben uns ja gedacht, 100. Folge, Jubiläumsfolge. Heute drehen wir den Spieß mal um. Heute wirst du interviewt. Und ich glaube, was unsere Hörer oder deine Hörer vielmehr am meisten interessiert, ist natürlich etwas über deine Person zu erfahren. Du machst ja IT-Recruiting. Eine der schlimmsten Fragen, die ich so kenne aus Vorstellungsgesprächen ist, jetzt führen sie mich doch mal durch ihren Lebenslauf. Also wir machen es nicht so. Wir picken uns einzelne Stationen heraus, denn in deinem Lebenslauf gibt es auch einige sehr interessante Dinge. Und dann hangeln wir uns einfach weiter und schauen, ob wir an das so dahinter kommen, so deine Werte und was treibt dich an, was ist dir wichtig. Und dann sprechen wir vielleicht noch ein bisschen, was du da eigentlich genau machst und wie sich deine Werte darin äußern, wenn du Lust hast natürlich. Es ist ja dein Podcast.
Claudia
00:03:52
Ja, sehr gerne. Das klingt gut. Ich bin ehrlich gesagt auch schon ein kleines bisschen aufgeregt, weil ich bin gespannt, was du mich fragen wirst.
Christof
00:04:01
Ja, ist doch klasse. Ein paar Fragen habe ich mir überlegt, aber es wird nichts Gemeines. Falls hinten raus auch noch ein bisschen Zeit ist, habe ich auch noch ein kleines Spiel vorbereitet. Aber dazu kommen wir dann zu gegebener Zeit. Claudia, sag mal, ich habe mich so ein bisschen beschäftigt mit dir und wir haben ja auch gesprochen. Du hast ja eigentlich ganz ursprünglich Mathematik studiert und darüber dann auch promoviert. Jetzt, ich bin zwar ein Zahlenmensch, Mathematik so ganz pur, war mir aber schon immer ganz trocken. Sag mal, wie kam es denn dazu?
Claudia
00:04:31
Ja, das war, das ist auch eine lustige Geschichte, wie es dazu gekommen ist. Und also Mathe war schon immer mein Lieblingsfach in der Schule. Es hat mir immer Spaß gemacht. Ich habe schon immer Mathe-Nachhilfe gegeben. Es war echt mein Lieblingsfach. Und ich hatte auch Mathe-Leistungskurs in der Schule. Und als es dann darum ging, was mache ich denn hinterher? Da habe ich irgendwie so gedacht, was mache ich denn jetzt? Ich habe mich für so ganz viele Dinge interessiert. Ich habe halt eben auch mich für Sprachen interessiert. Englisch, Französisch, Spanisch. Ich habe mich für Technik interessiert. Eigentlich wollte ich Bauingenieurwesen studieren, Wasserbau. Und das war aber zum damaligen Zeitpunkt irgendwie gerade, es gibt ja da im Bauingenieurwesen so diese sieben Jahre Schweinezyklen. kleine Zyklen. Und das war gerade, als ich hätte anfangen sollen zu studieren, war das gerade so, da waren alle Bauingenieure arbeitslos. Habe ich gedacht, okay, mache ich nicht. Und dann habe ich gedacht, na gut, dann werde ich Fachübersetzerin. Da kann ich technische Texte übersetzen und mache irgendwas mit Technik und mit Sprachen. War auch völlig, also habe ich gedacht, ja, aber das ist ja langweilig. Und dann habe ich einfach echt nach Bauchgefühl entschieden. Habe gedacht, ich mache, Ich studiere Mathe, ist mein Lieblingsfach, ich studiere das. Und ich hatte einen klugen Onkel, der mich damals dazu motiviert hat, Informatik als Nebenfach zu nehmen. Also da wäre ich ihm selber nicht drauf gekommen, ich hätte vielleicht Physik genommen oder irgendwas, aber nicht unbedingt Informatik, war damals noch nicht so ganz... En vogue. Und ja, und das war so.
Christof
00:06:05
Genau. Also ich habe wirklich Respekt vor dir. Ich habe ja mal zwei Semester Elektrotechnik studiert. Da hatten wir auch höhere Mathematik. Fand ich auch alles ganz super und spannend, bis dann nach zwei Semester die Prüfungszeit kam. Und dann war es das auch mit dem Studium. Das war irgendwie alles doch zu viel und zu viel auf einmal, wenn man vorher nicht wirklich viel getan hat während dem Semester.
Claudia
00:06:23
Ja, genau. Also ganz ehrlich, es war immer mein Lieblingsfach. Ich habe es immer gerne gemacht. Ich war immer eine super gute Schülerin. Die ersten schlechten Noten in Mathe hatte ich im ersten Semester. Da war ich dann am Ende des ersten und zweiten Semesters froh, dass ich überhaupt bestanden habe. Also man wird ganz, ganz schnell an seine Grenzen gebracht.
Christof
00:06:41
Ganz schnell. Ja, ja, das kann ich gut nachvollziehen, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Und du hast ja wirklich pur studiert. Ja, und sag mal, du hast ja nachher auch promoviert und du hast mir erzählt, dass du am Institut für Informatik die allererste Frau warst.
Claudia
00:06:55
Ja, die erste Frau, die promoviert hat, genau.
Christof
00:06:59
Wie hat sich das denn angefühlt?
Claudia
00:07:01
Wie sich das angefühlt hat? War das irgendwie komisch? Eigentlich, ich habe ehrlich gesagt mir damals da nie Gedanken drüber gemacht. Das war irgendwie so, ich habe immer das Gefühl, alles in meinem beruflichen Leben hat sich durch Zufall ergeben. Und der Zufall wollte, dass mein Professor, bei dem ich auch meine Diplomarbeit geschrieben habe, mich gefragt hat, ob ich nicht bei ihm promovieren möchte. Da wurde eine Stelle frei, eine Assistentenstelle frei. Und dann habe ich gedacht, ja, ich habe mich halt auch beworben und hätte auch bei Siemens irgendwie anfangen können und so. Und dann habe ich gedacht, ja, aber das... Da kann ich weiter unterrichten. Also das war so die Motivation, da kann ich weiter unterrichten. Ich bin in dieser netten Umgebung mit netten Kollegen, mache ich halt irgendwie so. So hat sich das ergeben und es hat sich eigentlich da noch gar nicht so komisch angefühlt. Und das ist mir auch erst im Rückblick klar geworden, dass ich da tatsächlich die Erste war. Das hat der Prof dann noch, als ich promoviert habe bei der Promotionsfeier, dann hat das auch noch gesagt, so als was Besonderes. Also er war da, glaube ich, stolzer drauf als ich.
Christof
00:08:10
Wow, okay. Also es war auch nicht so, dass du dich da durchkämpfen musstest durch eine reine Männerdomäne. Damals waren die Zeiten ja doch noch ein bisschen anders.
Claudia
00:08:19
Ja, es waren natürlich nur Männer an dem Institut. Also ich hatte Kollegen, Assistenten, Kollegen, die waren alle super nett. Ich hatte lauter Professoren, die waren alle super nett. Und die haben mir auch nie das Gefühl gegeben, dass ich an der falschen Stelle bin. Nie. Und ich musste mich da nicht durchkämpfen, überhaupt nicht.
Christof
00:08:38
Okay. Und das war aber doch für dein Elternhaus, hast du mir erzählt, eigentlich eher untypisch.
Claudia
00:08:43
Ja, ich war die Erste, die Abitur gemacht hat. Ich war die Erste, die studiert hat. Ich war die Erste, die promoviert hat. Ich komme halt aus, wie man so schön sagt, aus einfachen Verhältnissen. Ich würde jetzt nicht sagen von ganz unten, aber aus einfachen Verhältnissen. Also meine Eltern haben halt kein Abitur gemacht. Mein Vater war noch als junger Mann, also eigentlich als Junge im Krieg. Der war Soldat im Krieg. Meine Mutter ist geflüchtet. Die hatten kein Geld, kein Geld irgendwie zur Schule zu gehen, Abitur zu machen oder irgendwie sowas. Und von daher war ich halt die Erste. Und tatsächlich auch geschuldet der damaligen politischen Situation, weil ohne die sozialliberale Koalition und ohne die Bildungsreform der sozialliberalen Koalition hätte ich auch nicht studieren können.
Christof
00:09:33
Ja, und du hast ja da schon ziemlich steil vorgelegt, also gerade mit Mathematik unter Promotion. Und du bist ja nachher in die Industrie gegangen, hast du mir auch erzählt, und warst also relativ schnell in der Medienbranche nach sechs Jahren Geschäftsführerin.
Claudia
00:09:47
Ja, genau.
Christof
00:09:49
Und das auch noch, ja.
Claudia
00:09:53
Ja, also ich habe als erstes direkt nach der Promotion bei der SAP angefangen. Auch das war wieder ein Zufall, weil ich im Prinzip, ja, ich habe mich halt beworben nach der Promotion und habe gefühlt 50 Bewerbungen geschrieben und lauter Absagen gekriegt. Ich habe genau eine einzige Zusage bekommen und das war von der SAP. Und ich kannte diese Firma vorher gar nicht. Also kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Und das war wieder ein glücklicher Zufall, weil da habe ich halt einfach ganz viel gelernt, hatte auch ganz tolle Kollegen und bin dann nach zwei Jahren, ich bin praktisch von Hannover weg, habe dort in der Nähe von Heidelberg bei SAP gearbeitet und bin dann wieder zurück nach Hannover, wo ich herkomme und habe dort dann als Softwareentwicklerin, in einem IT-Unternehmen, eine Tochterfirma eines Medienunternehmens, eines großen Medienunternehmens in Norddeutschland begonnen. Ja, und dann bin ich relativ schnell Entwicklungsleiterin geworden. Und dann bin ich kurze Zeit später, also 2001 war das genau, bin ich dann Geschäftsführerin geworden, innerhalb von sechs Jahren.
Christof
00:11:05
Und ich nehme an, dass das ja auch eine eher von Männern dominierte Umgebung war.
Claudia
00:11:10
Sowohl Medien als auch IT. Beides.
Christof
00:11:14
Und das war nicht irgendwie auch komisch oder das war nicht irgendwie, weiß ich nicht, das waren männliche Kollegen gesagt.
Claudia
00:11:21
Ja, das war dann tatsächlich manchmal schon komisch. Also wenn du halt in irgendwelchen Projektrunden sitzt mit Kunden oder so und es sind im Wesentlichen Männer, dann ist das schon seltsam. Also das ist schon seltsam, weil die, ich will mal sagen, der Umgang miteinander und die Art und Weise, wie man Probleme löst, wie man an bestimmte Dinge herangeht, schon teilweise etwas verschieden ist. Und da gab es dann manchmal schon ein paar seltsame Situationen. Aber alles in allem ist es auch das wieder, das sind Dinge, die mir erst im Rückblick irgendwie klar geworden sind. Also ich habe währenddessen da überhaupt auch gar nicht drüber nachgedacht. Es hat sich alles so ergeben. Das ist auch nichts, was ich angestrebt habe. Also ich habe nicht da angefangen, weil ich da Geschäftsführerin werden wollte, sondern das Lustige ist ja, mein damaliger Chef, der Geschäftsführer war, der hat mir seine Nachfolge angeboten oder mich gefragt, ob ich mir das vorstellen kann, als ich ihm gesagt habe, dass ich schwanger bin.
Christof
00:12:26
Ja, genau, das hast du mir schon mal erzählt.
Claudia
00:12:29
Und allein diese Geschichte ist so, und ich meine, das war das Jahr 1999, ja, wenn ich, nee, 98, genau, 98 war das, da habe ich ihm gesagt, ich bin jetzt schwanger und werde ein bisschen mal fehlen für kurze Zeit und so weiter. Und dann hat er mich in diesem Gespräch, hat er mich gefragt, ob ich mir vorstellen kann, seine Nachfolgerin zu werden.
Christof
00:12:54
Wow.
Claudia
00:12:54
Und ich habe ihn angeguckt, wie ein Eichhörnchen, wenn es donnert. Also ich habe gedacht, jetzt hat er ein Rad ab. Was soll das jetzt an dieser Stelle? Aber er hat dann halt auch nicht locker gelassen. Also der hat halt immer wieder gefragt.
Christof
00:13:08
Und wie lange warst du dann letztendlich in Mutterschutz?
Claudia
00:13:10
Ja, Mutterschutz sind zwei Wochen. Also ich hatte sechs Wochen vorher, dann ist mein Sohn zur Welt gekommen, dann habe ich meinen ganzen Urlaub genommen, damit ich drei Monate zu Hause war. Dann war Taufe und dann habe ich wieder angefangen zu arbeiten, nach drei Monaten. Allerdings nicht Vollzeit. Damals war die Elternzeit so, dass man bis zu 19 Stunden arbeiten konnte. Und ich habe per ISDN gearbeitet von zu Hause. Also ich hatte die irrige Annahme, Kind schläft zu Hause, ich programmiere. Ich war ja damals schon Entwicklungsleiterin, aber ich hatte einen total netten Kollegen, der meine Vertretung übernommen hat. Mit dem habe ich mir das aufgeteilt und ich habe dann halt wieder Software entwickelt über ISDN von zu Hause. Also mir braucht niemand heute im Jahr 2024 zu erzählen, dass es nicht geht, Führung in Teilzeit, dass es nicht geht, irgendwie nebenher von zu Hause zu arbeiten, dass das alles nicht funktioniert, auch mit Kind nicht. Das braucht mir niemand zu erzählen. Es geht alles, wenn man das möchte und wenn man eben ein Umfeld hat und Kollegen hat, die das eben auch ermöglichen und man das gut organisiert. Das muss man auch sagen.
Christof
00:14:18
Sehr spannend und du hast ja auch die direkte Erfahrung, denn das ist etwas, was ich auch im Bekanntenkreis immer noch höre, dass so dieses ganze Homeoffice und so, nee, da hat man nicht so die Kontrolle, das funktioniert alles nicht, die Leute sind nicht so produktiv. Das ist ja immer noch die vorherrschende Meinung, zumindest in meinem Bekanntenkreis.
Claudia
00:14:33
Ja, das ist bei vielen die vorherrschende Meinung. Ich frage mich dann halt immer, okay, wie oft sprichst du mit deinen Mitarbeitern und was klärst du mit ihnen, wie intrinsisch sind die motiviert und sehen die einen Sinn da drin, was die so tun und macht ihnen das Spaß, ihre Arbeit. Also mir musste, ich war, ehrlich gesagt, ich war total froh, wenn ich drei Stunden am Vormittag in Ruhe vor meinem Rechner saß und irgendwie irgendwelche Programme schreiben konnte oder was testen konnte oder irgendwie sowas. Dann war ich heilfroh. Meine Mutter hat sich derweil um meinen Sohn gekümmert und ihn mir sozusagen eigentlich nur zum Stillen gebracht. Das war total lustig. Für mich war es Erholung.
Christof
00:15:13
Ja, und sicherlich auch ein bisschen Abwechslung, weil da konntest du wirklich unterbrechungsfrei was tun, wenn es in Anführungszeichen nur für drei Stunden ist.
Claudia
00:15:20
Genau.
Christof
00:15:22
Ja, sehr spannend. Wie lange warst du denn da Geschäftsführerin?
Claudia
00:15:24
Acht Jahre.
Christof
00:15:25
Wow, okay.
Claudia
00:15:26
Acht Jahre und ich glaube, das hätte ich auch machen können bis zur Rente. Aber ich habe dann, oder mein Mann und ich, wir haben dann beschlossen, wir wollen nochmal unser Leben ändern.
Christof
00:15:41
Das wäre meine nächste Frage, denn du kommst ja ursprünglich aus der Nähe von Hannover und ihr wohnt aber jetzt schon eine ganze Zeit in Österreich, südlich von Wien.
Claudia
00:15:51
Genau.
Christof
00:15:52
Wie kam es dazu?
Claudia
00:15:52
Ja, wie gesagt, wir haben zur gleichen Zeit eine Midlife-Crisis aus unterschiedlichen Gründen gekriegt. Also wir haben uns halt einfach irgendwann gefragt, okay, wollen wir jetzt so, wie wir jetzt leben, noch weiter bis zur Rente leben oder wollen wir nochmal etwas in unserem Leben ändern? Und ich habe unglaublich gerne in diesem Unternehmen gearbeitet. Ich war 15 Jahre in dem Unternehmen. Ich habe dort echt viel gelernt. Ich hatte tolle Kollegen. Ich hatte ein tolles Umfeld in der IT. Du weißt, dass jedes Jahr, also in Medien und IT, wir haben ständig neue Projekte gemacht, Digitalisierung, alle möglichen Dinge. Aber irgendwann habe ich so gedacht, pff. Ist das jetzt alles? Und mir war klar, mehr kann ich in diesem Konzern nicht erreichen. Weil der Oberst.
Christof
00:16:44
Also das wäre
Claudia
00:16:45
Ja nur noch Vorstand gewesen. Und das ist in absoluter Männer, das ist noch niemals, noch nie, noch nie, noch nie, gab es dort eine Frau, bis heute nicht im Vorstand. Und ich hatte einfach keine Lust auf Politik und darauf jetzt da irgendwie meine Karriere auszurichten. Und deswegen.
Christof
00:17:01
Kann ich verstehen. Also ich kann ja auch verstehen, dass die Tätigkeit an sich ganz spannend war. Das war ja dann in den 2000ern, wo ja das Internet gerade so richtig abgehoben hat. Bei so einer Börse, das weiß ich natürlich, das ist mein Feld, dass die .com-Bubble geplatzt. Aber nichtsdestotrotz ging ja die Technisierung weiter voran. Also ich glaube, das waren auch damals unheimlich spannende Zeiten.
Claudia
00:17:19
Ja, unfassbar. Eigentlich die ganze Zeit. Und das ist das Schöne. Deswegen bin ich auch nach wie vor so mit der IT und der Technologiebranche verbunden, weil das einfach super spannend, super interessant ist, weil du in diesem Bereich ständig etwas Neues machst. Ja, und wir haben uns dann aber überlegt, ja, wir wollen aber nochmal unser Leben ändern und haben dann gesagt, das müssen wir, wenn, dann machen. Unser Sohn war damals neun und dann haben wir gesagt, das müssen wir machen, wenn wir es machen, bevor er in die Pubertät kommt, weil ich finde es immer schwierig, Kinder in der Pubertät irgendwie aus so einem Umfeld zu reißen. Und dann haben wir uns entschlossen, dorthin zu ziehen, in unser Lieblingsurlaubsland zu ziehen. Und das ist Österreich. Gewesen schon immer und ist es tatsächlich nach wie vor. Meine beste Freundin wohnt hier und wir sind jedes Jahr bestimmt zwei- oder dreimal nach Österreich gefahren, zum Skifahren, zum Wandern, um meine Freundin zu besuchen. Und dann haben wir gesagt, ja, dann könnten wir auch hierher ziehen.
Christof
00:18:19
Ja, wir haben uns ja auch schon ein bisschen unterhalten. Du hast mir auch so ein bisschen was über deine Werte erzählt. Und ich glaube immer noch, dass Selbstermächtigung eins deiner großen Werte ist oder deiner großen Themen. Und du hast
Claudia
00:18:28
Ja immer noch den… Also zum einen Unabhängigkeit, Eigenständigkeit, Unabhängigkeit und Selbstermächtigung im Sinne von ich selber möchte, also für mich selber möchte ich das und ich möchte es aber für alle. Also ich habe festgestellt in der Zusammenarbeit mit Menschen, wenn man in Teams arbeitet, egal ob man jetzt einfach in Anführungsstrichen einfaches Projektmitglied ist oder aber Vorgesetzte oder aber aber wie auch immer, dass es einfach angenehmer, bessere Ergebnisse da sind, wenn jeder selber sich sozusagen selbst ermächtigt ist, so zu arbeiten, dass er möglichst viel Verantwortung für den Bereich hat, in dem er arbeitet, in dem er zuständig ist.
Christof
00:19:23
Deswegen sehr spannend, kann ich persönlich supergut dran anknüpfen. Trotzdem, das ist, glaube ich, ein Thema, das erst jetzt noch ein bisschen kommt. Mich würde noch interessieren, ihr seid also nach Österreich gekommen und für mich ein ganz großes Thema ist ja auch die Selbstständigkeit. Und du hast ja eine, ich denke mal, auch sehr gut dotierte Tätigkeit als Geschäftsführerin dann aufgegeben und hast dich direkt dann selbstständig gemacht?
Claudia
00:19:46
Nein, ich habe mich nicht direkt selbstständig gemacht. Ich bin der totale Sicherheitsfreak. Ich hätte mich niemals, glaube ich, direkt selbstständig gemacht.
Christof
00:19:54
Das finde ich jetzt sehr spannend.
Claudia
00:19:55
Ich habe meine Geschäftsführungsposition aufgegeben, aber ich war tatsächlich noch angestellt für das Unternehmen tätig, weil wir zum damaligen Zeitpunkt halt ein Projekt hatten, wo ich sowieso die Projektleitung hatte. Das konnte im Wesentlichen gar kein anderer machen außer mir. Und ich habe das dann halt noch anderthalb Jahre angestellt, von hier aus gemacht.
Christof
00:20:15
Nicht mehr über ISDN, sondern dann schon über DSL?
Claudia
00:20:18
Ja, dann schon über DSL, beziehungsweise ich bin alle zwei Wochen auch nach Hannover geflogen. Das darf man heute gar nicht mehr sagen, aber ich bin wirklich eben viel unterwegs gewesen, viel zwischen Wien und Hannover hin und her gependelt. Habe dann auch hinterher noch für das Unternehmen oder für den Konzern gearbeitet, verschiedene Projekte gemacht, Qualitätsmanagement, aber eben auch Projektleitung und so. Und habe dann... Ich habe mich auch hier beworben in Österreich, aber das ist so ein bisschen schwierig, wenn du aus einer Führungsposition kommst und insbesondere, wenn du Geschäftsführerin warst. Niemand stellt dich ein, das ist auch so ein Vorurteil, niemand stellt dich ein für irgendeine normale Projektleiter-Tätigkeit oder so.
Christof
00:21:01
Also weil abzusehen ist, dass dir langweilig wird oder dass du so
Claudia
00:21:06
Große Ambitionen hast? Die Leute glauben nicht, dass man sich unterordnen kann, was in meinem Fall vermutlich sogar stimmt. Also ich konnte mich aber noch nie unterordnen. Also bei mir hat egal, wo ich gearbeitet habe, auch als ich noch nicht Chefin war, ungefähr drei Doppelsekunden gedauert, bis ich mich jeweils mit meinem Chef angelegt habe, wir einmal kurz geklärt haben. Kann ich mir gar nicht vorstellen bei dir. Doch, ist so. Naja, immer dann, wenn ich nicht das so gestalten kann, wie ich mir das vorstelle und möchte. Oder wie ich denke, dass es in dem Bereich, für den ich verantwortlich bin, gut ist. Und natürlich lernt man über die Jahre, dass man das nicht immer so machen kann. Okay. Aber ich habe dann irgendwie relativ rasch gemerkt, okay, ich glaube, es ist keine gute Idee, nochmal irgendwo angestellt anzufangen. Und habe mich dann als Beraterin selbstständig gemacht.
Christof
00:21:56
Und das war nicht von Anfang an der Plan? Also du bist jetzt
Claudia
00:21:58
Nicht in Österreich und hast gesagt.
Christof
00:22:00
Okay, ich habe noch Sicherheit, ich kann jetzt noch arbeiten für das Unternehmen weiter und irgendwann schaue ich dann, dass ich einen fließenden Wechsel in die Selbstständigkeit hinbekomme, sondern du wolltest wirklich eigentlich erst mal angestellt weiterarbeiten.
Claudia
00:22:09
Ich wollte angestellt weiterarbeiten und habe dann aber relativ rasch gemerkt, dass das nicht gut funktioniert. Also das ist auch in bestimmten Positionen, ich will mal sagen, dass es hier in Österreich bei bestimmten Positionen schon gut ist, wenn man ein Netzwerk hat, das habe ich nicht. Oder Beziehungen hat, das habe ich nicht. Also das hatte ich zum damaligen Zeitpunkt nicht.
Christof
00:22:30
Ja, ihr wart ja auch neu.
Claudia
00:22:32
Genau, wir waren neu und es ist natürlich so, das war mir auch nicht klar, man denkt immer, man kommt nach Österreich, wir sprechen die gleiche Sprache, nichts trennt Österreich und Deutschland so sehr wie die Sprache. Ich komme ja aus Bayern.
Christof
00:22:45
Ich kann das durchaus nachvollziehen.
Claudia
00:22:47
Ja, wobei Bayern geht noch, ich meine, wenn du aus Norddeutschland kommst, du kannst, du verstehst ja noch nicht mal in Deutschland alle Dialekte und hier schon mal gar nicht. Stimmt. Und das ist so etwas, was ich komplett unterschätzt habe, was ich komplett unterschätzt habe, was ich dann gelernt habe, als ich hier war und als ich dann hier eben auch mich beworben habe. Und dann hat sich auch wieder durch Zufall, habe ich dann ein Personalberaternetzwerk gefunden und entdeckt, die auch für Quereinsteiger offen waren. Und dem habe ich mich angeschlossen und habe dann dort, natürlich hatte ich nach wie vor auch Aufträge aus der IT im Bereich Beratung, Projektmanagement und so. Aber ich habe dann eben auch angefangen Personalberatung zu machen und habe, also Personalberatung ganz klassisch im Sinne von für Unternehmen Mitarbeiter, im Auftrag von Unternehmen Mitarbeiter zu suchen.
Christof
00:23:42
Okay, jetzt, du hast ja auch selbst, okay, du warst schon Geschäftsführerin, aber du hast ja auch selbst IT-Projekte gemacht, also du hast ja selbst gecodet auch. War das nie eine Option, dass du quasi als Freelancer, als Coder oder ein Tech oder sowas arbeitest?
Claudia
00:23:57
Ganz ehrlich, wenn du auch gerne als Geschäftsführerin gearbeitet hast, ich habe dann nicht mehr, ich habe dann nicht mehr entwickelt. Ja, habe ich.
Christof
00:24:04
Jetzt auch gerade selbst mir überlegt.
Claudia
00:24:06
Genau, ich war dann weg. Also natürlich kann ich noch die richtigen Fragen stellen. Ich würde mir auch heute noch zutrauen, ich will mal sagen, Entwicklungsleitung oder so etwas zu machen oder ein Projekt zu leiten, eher auf einer übergeordneten Ebene. Und da geht die Technologie, das geht so schnell, du bist dann irgendwann weg. Du musst dich dann wieder einarbeiten. Das habe ich zwischendurch immer mal wieder gemacht. Ich hatte zum Beispiel dann auch ein längeres Projekt hier in Wien im Bankenumfeld, weil vielleicht ein Wort zu dir, du kommst ja aus dem Finanzbereich, aus dem Bankenumfeld. Und ich war dann tatsächlich hier im Bankenumfeld tätig und habe dort für eine Online-Anwendung oder für verschiedene Online-Anwendungen ein Testsystem entwickelt oder ein Testkonzept gemacht, und habe dort dann eben auch für mehrere Projekte das Testmanagement begleitet, selber gemacht und war auch mitverantwortet. Und da habe ich ganz viel über Banken gelernt und darüber, wie das läuft. Das war auch super spannend.
Christof
00:25:12
Kann ich mir gut vorstellen. Ist auch, glaube ich, so ein bisschen so eine eigene Welt. Manchmal auch nicht so die allerschnellste, wenn es um Veränderungen geht.
Claudia
00:25:19
Genau, das war total lustig. Ich habe mich zurückversetzt gefühlt in die Anfänger, als ich in der Medienbranche angefangen habe, weil die hat sich ja schon Ende der 90er, so um die 2000er rum, komplett digitalisiert. Und als ich dann, das war so 2015, 2016, in die Bankenwelt eingetaucht bin, habe ich gedacht, oh, das ist ja wie früher. Ja, genau.
Christof
00:25:42
Kann ich nachvollziehen. Kann ich durchaus nachvollziehen.
Claudia
00:25:45
Genau.
Christof
00:25:45
Genau, so und seitdem berätst du Unternehmen, also bist beim Recruiting, also im Bewerbungsprozess und wie Unternehmen an Fachkräfte kommen. Und du hast ja mittlerweile viel gesehen, also auch viele Unternehmen von innen gesehen. Du weißt, ja, wie so Bewerbungsprozesse laufen. Wenn dir jetzt alle Unternehmen dieses Landes zuhören würden, die Schwierigkeiten haben, Fachkräfte zu finden, Was würdest du ihnen denn sagen, auf was sie denn unbedingt achten sollten? Was ist dein heißer Tipp?
Claudia
00:26:21
Mein heißer Tipp ist, mach die Basics einfach und dann hast du keine Probleme, Mitarbeiter zu finden.
Christof
00:26:34
Klingt für mich natürlich jetzt ein bisschen sehr einfach.
Claudia
00:26:36
Genau, das ist ganz einfach. Die Basics heißt, zum einen überhaupt erstmal zu verstehen und das Bewusstsein zu haben und das inhaliert zu haben, dass es heute komplett anders funktioniert, dass sich die Unternehmen bei den Bewerbern bewerben müssen, bei den Menschen bewerben müssen, dass sie sie für sich gewinnen müssen. Und damit ihnen auch eine Perspektive geben müssen und sagen müssen, okay, warum ist es gut, hier zu arbeiten? Was ist das Tolle an uns? Wen suchen wir? Und diese Klarheit zu haben, wen man sucht, für welche Aufgaben, mit welcher Verantwortung, das wirklich für sich selber klar zu haben, dann auch das Ganze klar zu kommunizieren und das einzuhalten, was man verspricht. Das ist mal das Allererste.
Christof
00:27:24
Was ja eigentlich normal sein sollte.
Claudia
00:27:28
Ja, sollte so sein, ist in den seltensten Fällen so. Und ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass man seinen Bewerbungsprozess komplett auf die Bewerber ausgerichtet hat und dass der ganz effizient und schnell abläuft. Das ist das Zweite. Und das Dritte ist, man muss einfach sichtbar sein. Sichtbar heißt, man muss sich dort aufhalten, wo die Kandidaten sind. Und das ist nicht unbedingt StepStone.
Christof
00:28:05
Was ist es denn? Ich bin ja selbstständig.
Claudia
00:28:10
Genau. Und da eine ehrliche Frage.
Christof
00:28:11
Wo halten sich die Kandidaten auf im IT-Bereich?
Claudia
00:28:13
Das ist zum einen die eigene Karriereseite, die man dann bitte auch so optimiert, dass sie bei Google for Jobs überhaupt gefunden wird, dass man keine fancy Titel wie Java Ninja oder irgend so etwas irgendwie erfindet, um jemanden zu suchen, sondern eben die Begriffe verwendet, die auch eben bei Google eingegeben werden, dass man seine Karriereseite so aufgebaut hat, dass wenn jemand da draufkommt, der denkt, boah, was ist das für ein cooles Unternehmen, da muss ich unbedingt hin. Und das heißt, da steht nicht eine lange Litanei, wer wir sind seit 700 Jahren und was wir alles Tolles gemacht haben, sondern dass man da echte Menschen sieht, nämlich die Mitarbeiter, wie die wohl sind und so weiter und dass da auch keine Märchen erzählt werden, sondern wie es tatsächlich irgendwie läuft, ja. Und, Und das klingt jetzt so einfach, aber das ist das ganze Geheimnis, denn ich kann es insbesondere hauptsächlich im Bereich IT und Tech sagen, habe es mir aber von anderen Branchen auch sagen lassen und man kann es auch beobachten, die wenigsten Unternehmen bekommen es hin, innerhalb von 48 Stunden auf eine eingehende Bewerbung zu antworten.
Christof
00:29:27
Was ja eigentlich wirklich krass ist, das ist ja ein Gebot der Höflichkeit, dass du da nicht geghostet wirst.
Claudia
00:29:33
Ja, aber es ist auch da Geschwindigkeit, weil Geschwindigkeit ist halt irgendwie da schon King. Also, dass du wirklich schnell bist. Und mit Sichtbarkeit meine ich auch, wenn man sagt, wo die Zielgruppe sich aufhält, da kommt halt immer darauf an, wen suche ich denn? Dann suche ich Auszubildende oder suche ich jetzt, wenn ich in bestimmten IT-Bereichen suche, zum Beispiel bei bestimmten Programmiersprachen oder bestimmten Frameworks oder so, naja, dann gehe ich nicht auf Xing oder LinkedIn und suche die Leute, sondern dann gucke ich mir an, okay, wo könnten die sich denn aufhalten? Die haben in der Regel Foren, dann gibt es Reddit und alle möglichen anderen Foren, wo sich diese Menschen aufhalten und wo ich dann auch Kontakte knüpfen kann.
Christof
00:30:25
Das ist ja aber für ein konservatives Unternehmen oder für ein in Anführungszeichen klassisches Unternehmen ja dann eher schwierig. Die müssen ja dann jemanden quasi abstellen oder es muss jemanden geben, der in diesen Foren selbst unterwegs ist, die Lage sondiert, weiß, was abgeht.
Claudia
00:30:42
Ja, das ist in diesem speziellen Fall, wäre das hilfreich, so jemanden zu haben. Du sprichst aber einen ganz wichtigen Punkt an, nämlich, ich sage ja immer, Mitarbeitergewinnung ist Chefsache. Und wenn sich der Chef oder die Chefin eines Unternehmens halt nicht dafür interessiert und es nicht an die wichtigste Stelle stellt, dessen, was so zu tun ist oder worum man sich kümmern muss, dann wird es irgendwie schwierig. Ja, und das ist das, was ich meinte. Man muss sich darüber bewusst sein, dass sich der Arbeitsmarkt verändert hat. Und viele, viele wissen das vom Kopf her, aber haben es noch nicht inhaliert. Und von daher haben sie ihren gesamtes Recruiting und ihren Bewerbungsprozess, auch die Auswahl und was weiß ich, alles so aufgestellt, wie es früher war, wo sie gewohnt waren. Ich schalte mal eine Anzeige und dann kommen schon 10 oder 20 Bewerbungen rein oder vielleicht auch ein paar mehr oder so. Das ist aber nicht so.
Christof
00:31:40
Claudia, finde ich super. Man merkt so, wie bei dir so die Flamme angeht, wie das Feuer hochkommt. Was würdest du denn sagen, was ist denn so deine Mission in dem, was du tust, was dich antreibt, was ist das, was du verbessern möchtest, was du sehen möchtest, wo du hinarbeiten möchtest?
Claudia
00:31:54
Was ich sehen möchte, das klingt jetzt ganz banal, aber ich höre ja von ganz vielen Bewerbern oder Bewerberinnen, von Menschen, mit denen ich spreche über, wie es ist, wenn sie einen Job suchen oder einen Job wechseln wollen, höre ich die grausigsten Geschichten aus Unternehmen. Angefangen von Frauen kommen nach ihrer Elternzeit zurück und werden rausgemobbt oder kriegen keinen verantwortungsvollen Job mehr. In Teilzeiten ist das sowieso nicht möglich. Bis hin zu, wenn jemand über 50 ist, dann will man sowieso so jemanden nicht mehr einstellen. Und so weiter und so fort. Und du hast mich vorhin gefragt, wie das war als Frau in dieser Männerwelt und so weiter. Und all diese ganzen fürchterlichen Geschichten, die ich lese, die mir Menschen erzählen, habe ich selber nicht erfahren. Ich selber habe es nicht erfahren. Ich habe einfach nur positive Erfahrungen. Also das heißt nicht, dass alles immer toll war und dass es keine Konflikte gab. Aber ich habe immer in einem Umfeld gearbeitet, wo es Freude gemacht hat, zu arbeiten. Und zwar nicht nur mir, sondern auch meinen Kollegen, dem Team und so weiter.
Christof
00:33:00
Glaubst du das einfach nur Glück? Oder glaubst du, das ist auch so ein bisschen Ausstrahlung oder so ein bisschen, was man selbst anzieht?
Claudia
00:33:07
Also ich habe immer gesagt, ich habe Zufall und Glück. Natürlich habe ich mir teilweise meine Arbeitsplätze oder meine Arbeitsbedingungen auch selbst gestaltet. Indem ich das einfach gesagt habe, was ich möchte. Und das wurde mir dann erfüllt.
Christof
00:33:24
Würde ich mal sagen.
Claudia
00:33:26
Aber das ist jetzt müßig. Was ich aber will oder was mich antreibt ist, ich möchte gerne, dass es einfach viel mehr Menschen gibt, die das erleben. Für mich sind Unternehmen, oder was ich möchte ist, dass Unternehmen zu, das klingt jetzt ganz pathetisch, zu großartigen Orten werden, wo großartige Menschen großartige Arbeit leisten können. Und der Job von Führungskräften oder von Inhabern, von Geschäftsführern, von, wie gesagt, Führungskräften ist, Arbeitsbedingungen zu schaffen, sodass die Leute einfach ihre Arbeit gut machen können und darauf zu gucken, wo denn die eigentlichen Potenziale der Menschen liegen.
Christof
00:34:10
Was ja eigentlich, also zumindest so für mich, ich habe keine festen Angestellten, ich arbeite mit Freelancern nur, aber was ja für mich eigentlich selbstverständlich sich also in der Theorie erstmal selbstverständlich anhören sollte.
Claudia
00:34:21
Ja, aber wer nimmt sich denn die Zeit? Also wer nimmt sich die Zeit, mit jemandem zu sprechen und genau hinzuhören und genau zuzuhören, was diese Person sagt, was sie gerne macht, wo sie gut drin ist und das dann auch zu fördern und zu überlegen, wo im Team, wo im Unternehmen ist diese Person gut aufgehoben.
Christof
00:34:47
Vielleicht bin ich ja da auch zu idealistisch, aber ich denke, langfristig hat es doch auch wirklich Benefits und ist doch auch der Gesamtsache förderlich oder der Produktivität förderlich, weil dann weißt du doch auch viel besser, wo du Leute gut einsetzen kannst, also wo die sich wohlfühlen, wo die Stärken sind, wo die wirklich einen guten Beitrag liefern. Und dann ist eigentlich so das Gesamtgebilde, sollte man erwarten, doch auch insgesamt produktiver und gesünder und liefert
Claudia
00:35:12
Auch das Verliebnis. Genau, produktiver, profitabler, dazu gibt es diverse Untersuchungen.
Christof
00:35:16
Profitabler, da ist ja auch dein Podcast so.
Claudia
00:35:17
Genau.
Christof
00:35:19
Ja, ist cool. So, wir sind jetzt glaube ich schon so ein bisschen im Herze dessen angekommen, was dir denn wichtig ist. Sag mal Claudia, was sind denn so die Dinge, die dich komplett auf die Palme bringen? Wenn wir schon das Feuer
Claudia
00:35:31
In dir so ein bisschen liegen.
Christof
00:35:35
Sei es jetzt privat, sei es jetzt in Unternehmen, für die du arbeitest oder die dich angeheuert haben.
Claudia
00:35:42
Was mich wirklich auf die Palme bringt, ähm, Also was mich regelmäßig auf die Palme bringt, das sind tatsächlich Dinge, über die wir schon gesprochen haben. Also wenn ich so Geschichten höre, dass Bewerberinnen und Bewerber gar keine Antwort kriegen, das bringt mich total auf die Palme. Sowas bringt mich echt auf die Palme. Was mich auch auf die Palme bringt, das ist, wenn gerade in solchen Recruiting-Prozessen, wenn diejenigen, die die Auswahlgespräche geführt haben, hinterher es nicht für nötig halten mit den Personen, mit denen sie gesprochen haben und für die sie sich nicht entscheiden, also die eine Absage bekommen, dann auch tatsächlich anzurufen und dazu zu stehen und ein persönliches Gespräch zu führen. Und in einem persönlichen Gespräch denjenigen auch die Absage zu geben und noch drei Sätze zur Erklärung. Also all diese ganzen Dinge, die nicht gut laufen, die bringen mich tatsächlich auf die Palme. Also das ist das, was mich auf die Palme bringt.
Christof
00:36:53
Zu deinem letzten Punkt. Hätte ich jetzt als Arbeitgeber aber auch ein bisschen Angst, dass ich dann vielleicht irgendwo was sage, wo ich dann mit irgendwelchen Gesetzen in Konflikt stehe, was dann irgendwie, weiß ich nicht, nicht genderneutral ist oder wie auch immer oder die Begründung, die ich dann angebe, durch die mache ich mich ja vielleicht auch angreifbar und das möchte
Claudia
00:37:10
Ich ja nicht. Das ist für mich so ein typisch deutsches Argument. Dieses Gesetz gibt es hier in Österreich auch, nur in Österreich würde niemand vor Gericht ziehen, dagegen in Deutschland schon, das ist so. Also erstens, Man kann sich ja aber trotzdem gut überlegen, wie sage ich das einer Person? Und das gehört dazu, zu den Dingen, die man, finde ich, als Führungskraft auch lernen muss. Nicht nur darf, sondern muss, wie man solche Gespräche führt. Das ist genauso wie wenn ich ein Konfliktgespräch führe. Dann muss ich das auch lernen. Oder wenn ich ein Gespräch führe, wo ich jemandem eine Abmahnung gebe, weil ich mit seiner Arbeit nicht zufrieden bin oder so. Das sind Dinge, die gehören dazu. Es ist nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen und man hat auch unangenehme Aufgaben und das muss man lernen. Also wenn man Führungskraft ist, finde ich, gehört das zu den Grundlagen, das konnte ich auch nicht. Und ich hatte eine Mörderangst davor, als ich Entwicklungsleiterin geworden bin, solche Gespräche zu führen. Und das ist heute noch unangenehm, aber ich finde, das muss man lernen und dann bereitet man sich fünf Minuten vor, überlegt sich, okay, was sage ich, wie sage ich das und es geht auch immer um Transparenz und Ehrlichkeit und meine Erfahrung dabei ist, dass die Gesprächspartner, die eine Absage bekommen, dass die dankbar sind, wenn man ihnen sagt, warum es nicht, natürlich sind sie enttäuscht, aber es hilft ihnen weiter, wenn man eben auch wirklich ehrlich sagt, woran es gelegen hat. Und manchmal ist es nur so, ist es wirklich auch so, dass es nur Nuancen sind, warum man sich für eine andere Person entschieden hat.
Christof
00:38:58
Ja, sehr spannend. Es sind schon sehr spannende Einblicke in eine Branche, die ich so nicht kenne. Ich glaube, wir haben jetzt schon einiges über dich erfahren. Ich würde jetzt gerne wenn du zustimmst, ein kleines Spiel mit dir spielen.
Claudia
00:39:14
Was kommt jetzt darauf an, was das für ein Spiel ist?
Christof
00:39:17
Es ist nicht Flaschendrehen, aber es ist was anderes. Und ich glaube, es ist spannend, weil wir dadurch noch ein bisschen mehr Einblicke in dich bekommen können, wenn du das möchtest, natürlich. Und zwar werde ich jetzt Folgendes machen. Ich werde dir jetzt jeweils ein Begriffspaar vorlesen, dass so eine bestimmte, ja, das sich nicht gegenseitig ausschließt, aber das so ein bisschen in Konkurrenz steht.
Claudia
00:39:43
Und du sagst mir einfach.
Christof
00:39:45
Wenn du in deinem Leben nur eins von den beiden haben könntest, welches wäre das? Und kannst, wenn du möchtest, dann auch eine Begründung dazu abgeben. Okay. Also das Erste, fangen wir mit etwas ganz Einfachem an. Was ist dir wichtiger? Abwechslung oder Ordnung? Abwechslung.
Claudia
00:40:03
Du bist nicht ordentlich, nee? Ich bin nicht ordentlich. Ich bin überhaupt nicht ordentlich. Und das Lustige ist, mein Mann ist ein Ordnungsfanatiker. Und also, nein, er ist kein Ordnungsfanatiker. Er schätzt Ordnung. Bei ihm in seinem Zimmer ist alles ordentlich. Bei mir sieht es aus unfassbar. Das ist der Grund. Ich habe ja vorhin auch einen Zettel gesucht. Das passiert mir ständig. Ich bin relativ unordentlich, ziemlich unordentlich. Und Abwechslung ist mir unfassbar wichtig. Ohne Abwechslung wäre mein Leben langweilig.
Christof
00:40:35
Bin ich sehr spannend. Auch hier freue ich mich, dass ich nicht der Einzige bin, der mal seine Zettel sucht und der Unordnung hat.
Claudia
00:40:41
Ja, vor allem das Lustige ist ja, man sagt immer, man glaubt ja immer, dass so Menschen wie ich jetzt, die Mathematik und Informatik gemacht haben, dass die gerne und gut Schach spielen und dass sie ordentliche und strukturierte Menschen sind. Also strukturiert bin ich gerade schon. Aber ich hasse.
Christof
00:40:58
Schach und bin nicht ordentlich. Okay, das ist gut. Dann gebe ich dir das nächste Paar.
Claudia
00:41:07
Empathie oder Qualität? Ah. Wird schon schwieriger. Das ist schwierig. Und ich muss mich für eins entscheiden.
Christof
00:41:15
Ja.
Claudia
00:41:17
Dann sage ich Empathie.
Christof
00:41:19
Warum?
Claudia
00:41:20
Ich könnte jetzt sagen, Qualität liefere ich sowieso.
Christof
00:41:25
Ja, das ist doch eine super, für einen Podcast ist es doch eine super Antwort.
Claudia
00:41:28
Aber Empathie finde ich wichtig. Empathie ist etwas, was das Leben besser macht, was das Zusammenleben und das Verständnis untereinander besser macht. Empathie ist für mich, dass ich versuche, mich in den anderen hineinzuversetzen Und ein Gefühl dafür zu bekommen, warum jemand so reagiert oder warum jemand sich so verhält. Also das heißt nicht, dass ich für alles Verständnis habe, aber das ist für mich Empathie und auch Menschen wohlwollend zu betrachten, nicht zu verurteilen.
Christof
00:42:11
Würdest du auch zustimmen, wenn ich jetzt sagen würde, näher so am Arbeitsplatz ist es ja wichtig, dass sich ein Arbeitnehmer oder eine Arbeitnehmerin wohlfühlt, also um auch wirklich Leistung bringen zu können. Das macht man ja nur gut in dem Umfeld, in dem man gut zurechtkommt, in dem man sich wohlfühlt und dass dafür ja Empathie von
Claudia
00:42:27
Beiden Seiten die allerwichtigste.
Christof
00:42:30
Grundlage ist.
Claudia
00:42:31
Ja, da stimme ich dir sofort zu. Also ich glaube, dass es wichtig ist, Arbeitsbedingungen zu schaffen, wo Menschen sich sicher fühlen, wo Menschen sich wohlfühlen, wo sie sich zugehörig fühlen und wo sie sich wertgeschätzt fühlen. Das sind die wesentlichen, das sind für mich die wesentlichen Dinge. Und dazu gehört auch, dass man mal Klartext spricht und dazu gehört auch, dass man mal unterschiedlicher Meinung ist, dass es auch mal knallt, dass es schwierig ist, hat nichts mit Ponyhof zu tun. Aber grundsätzlich so eine Umgebung zu schaffen, das ist, glaube ich, der Schlüssel dafür, auch für erfolgreiche Teams und für erfolgreiche Führung. Das ist doch toll.
Christof
00:43:09
Also wenn es Unternehmen gibt, denen solche Dinge wichtig sind, hier ist die Claudia, spricht mit dir. Claudia, Leidenschaft oder Realismus?
Claudia
00:43:20
Leidenschaft. Kein Realismus? Ich bin eine hoffnungslose Optimistin. Und ich kann Dinge nur dann gut machen, wenn ich dafür, ich will nicht sagen, wenn ich dafür brenne. Das ist zu viel. Aber ich muss mich dafür begeistern können. Ich muss dafür Leidenschaft haben.
Christof
00:43:40
Okay, ja, verstehe ich. Nächstes Begriffspaar. Vielfalt oder Fokus?
Claudia
00:43:49
Ah, Vielfalt. Auch da bin ich nicht gut drin. Ich bin nicht gut im Fokus halten.
Christof
00:43:56
Okay, dein Lebenslauf, würde ich jetzt sagen, spricht für etwas anderes. Du kannst länger bei einer Sache bleiben und die auch sehr erfolgreich weit führen.
Claudia
00:44:05
Ja, da hast du recht. Das ist interessant, wenn du da so drauf guckst. Allerdings glaube ich im Rückblick, wenn ich nicht so vielfältige Aufgaben da gehabt hätte, mit so vielfältigen Themen, was ich vorhin sagte, jedes Jahr ein anderes Thema, jedes Jahr eine andere Technologie, jedes Jahr ein neues Projekt oder so etwas, dann weiß ich nicht, ob ich so lange da geblieben wäre.
Christof
00:44:29
Ja, das ist ja auch etwas, was zum Beispiel in der Selbstständigkeit ich sehr genieße, dass du einfach ganz unterschiedliche Aufgaben hast und nicht nur hier deinen Schreibtisch und was nicht genau dein Punkt ist oder nicht genau zu dir gehört, das landet auch nicht bei dir auf dem Schreibtisch. Okay. Nächstes Begriff war Sicherheit oder Offenheit?
Claudia
00:44:51
Offenheit. Keine Sicherheit? Schon Sicherheit auch, aber wenn ich mich für eins entscheiden muss, dann nehme ich Offenheit. Okay, in Ordnung. Eins habe ich noch, was ich dich.
Christof
00:45:03
Gerne fragen würde. Zuverlässigkeit oder Kreativität?
Claudia
00:45:08
Kreativität. Wobei, das kam jetzt.
Christof
00:45:10
Aus dem Bauch heraus. Moment, Moment, Moment.
Claudia
00:45:14
Das kam jetzt eben so aus dem Bauch heraus. Aber Zuverlässigkeit ist mir schon sehr wichtig. Das ist mir schon sehr wichtig. Ich finde es wirklich schwierig, diese Aufgabe, sich für eins zu entscheiden. Und das sind so komische Begriffspaare, die für mich alle etwas bedeuten. Ich glaube, das hast du mit Absicht so gemacht, oder? Na klar, selbstverständlich. Ja, weiß ich gar nicht. Also ich glaube schon, dass ich relativ, auch da glaube ich, dass ich beides habe und beides brauche. Also ich schätze bei anderen Menschen sehr Zuverlässigkeit und ich möchte auch zuverlässig sein. Ich glaube, das bin ich auch. Aber ohne Kreativität wäre mein Leben genauso, das ist so ein bisschen so wie Abwechslung.
Christof
00:46:06
Ja, verstehe ich. Und ich meine, ohne Kreativität wärst du jetzt ja auch zum Beispiel nicht aus deiner Geschichte heraus in dem Job gelandet, den du jetzt machst.
Claudia
00:46:13
Ja, das ist richtig. Ja, und ich würde wahrscheinlich auch keinen Podcast machen.
Christof
00:46:16
Genau, ja.
Claudia
00:46:19
Podcast ist ein gutes Stichwort.
Christof
00:46:21
Ich sehe schon, die Zeit geht voran. Was mich ja noch wahnsinnig interessieren würde, du hast jetzt 100 Folgen von deinem Podcast. Gigantisch, finde ich richtig, richtig gut. Wie geht es denn weiter bei dir? Was hast du vor für den Rest der Monate oder die restlichen Monate in diesem Jahr? Viele sind es ja nicht mehr. Und dann in 2025?
Claudia
00:46:41
Ja, was habe ich vor? Also klar, im Hintergrund arbeite ich schon an neuen Podcast-Folgen, was bedeutet, dass ich mit interessanten Menschen Kontakt aufnehme, die ich gerne interviewen möchte für meinen Podcast. Das ist mal das eine, was den Podcast angeht. Wir haben nur noch sieben Wochen bis Weihnachten. Und was ich im Hintergrund mache, das ist etwas, was ich schon ganz lange vorhabe, was ich eigentlich schon ewig vor mir herschiebe. Aber im Jahr 2025, spätestens Anfang des Jahres 2025, wird es dann das Licht der Welt erblicken. Jetzt sage ich das hier. Jetzt ist sowas wie Commitment. Wow, Trommelwirbel. Trommelwirbel, das ist sowas wie Commitment. Nein, ich arbeite tatsächlich an einem Ausbildungsprogramm, also an einem Programm für kleine IT- und Tech-Unternehmen, um denen, ich will mal sagen, beizubringen, zu zeigen, wie sie ihr eigenes Recruiting nachhaltig und zukunftsorientiert und wirkungsvoll gestalten und auf die Beine stellen, sodass sie es dann selber können.
Christof
00:47:45
Bin ich mega spannend. Ich bin ja kein IT-Unternehmen, also auch kein kleines IT-Unternehmen. Ich könnte mir aber vorstellen, ist ganz, ganz große Baustelle, ganz wichtiges Thema.
Claudia
00:47:53
Das ist ein wichtiges Thema. Viele Unternehmen sind entweder auf externe Unterstützung angewiesen oder nutzen externe Unterstützung oder machen es selber nebenher. Und das ist eigentlich auch gut so, dass sie das machen und man kann das eigentlich nicht eigentlich, sondern man kann das wirklich, es geht wirklich darum, so ein paar Basics einmal aufzustellen, was den Prozess angeht. Man kann viele Dinge inzwischen auch automatisieren, aber es geht so um Grundlagen und Prinzipien. Wie gehe ich vor? Das, was ich vorhin schon gesagt habe, worauf kommt es an? Was sind wirklich die Stellschrauben? An was für Stellschrauben muss ich drehen? Wie muss ich es aufstellen, damit es funktioniert? Und das ist natürlich in Zeiten des demografischen Wandels unfassbar wichtig, weil ganz viele Unternehmen, und das unterschätzen die meisten, weil in vielen Unternehmen, gerade bei IT und Tech und auch im Engineering-Bereich sind noch ganz viele Babyboomer. Ja klar, und die gehen jetzt alle langsam in Rente. Wir sind die meisten, ja, und die gehen alle die nächsten fünf bis zehn Jahre spätestens in Rente, also innerhalb der nächsten zehn Jahre. Es gibt viele, die auch länger arbeiten. Ich hatte selber auch solche Kollegen, die auch noch weitergearbeitet haben, als sie die 65 schon überschritten hatten. Aber damit geht ein unfassbares Wissen weg. Das ist das eine. Und natürlich müssen diese Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auch irgendwie ersetzt werden. Und da muss man strategisch vorgehen. Und man muss vor allen Dingen auch einen guten, funktionierenden Prozess haben und wissen, wie das geht. Und das ist kein Hexenwerk. Das kann man lernen. Ich habe es auch gelernt. Also das kann jeder lernen. Und das plane ich gerade im Hintergrund, bereite ich gerade im Hintergrund vor. Das wird aller Voraussicht nach Anfang des Jahres 2025, werde ich damit mit der ersten Runde starten.
Christof
00:49:48
Ja, sehr spannend. Also ich kann mir vorstellen, dass es wirklich sehr hilfreich ist, denn der Arbeitsmarkt selbst ändert sich ja auch durch neue technische Möglichkeiten, New Work, jetzt mal ganz abgesehen von der demografischen Veränderung.
Claudia
00:50:02
Ja, genau. Also es sind ganz viele Dinge, ganz viele Aspekte, die da eine Rolle spielen. Und ja, genau. Und ich denke mal, das braucht es einfach. Und ich denke auch, dass ich mit, ich will mal sagen, mit meiner Erfahrung, dadurch, dass ich jede dieser Rollen eben im Prinzip auch eingenommen habe und von daher irgendwie ganz unterschiedliche Perspektiven damit einbringen kann, glaube ich auch, dass das ganz gut werden wird, weil wir uns auf die wesentlichen Dinge beschränken werden, auf das, was funktioniert. Und auf das, was notwendig ist.
Christof
00:50:33
Sehr spannend. Ich hoffe, du wirst in deinem Podcast, wenn ich dir dann den Schlüssel für deinen Podcast wieder zurückgebe, dann auch darüber etwas erzählen.
Claudia
00:50:40
Genau, das wird die nächsten Folgen nicht werden. Dazu werde ich natürlich auch ein bisschen was erzählen, ganz genau. Und ein bisschen Werbung machen auch dafür, ganz klar.
Christof
00:50:49
Ja, aber unbedingt. Claudia, eine allerletzte Frage habe ich. Es war ein sehr spannendes Gespräch mit dir. Wir haben ja gesehen, du hast viele Dinge gemacht, die zu der Zeit damals eher ungewöhnlich waren. Du warst die erste Frau am Institut für Informatik, wo du studiert hast. Du warst sehr schnell Geschäftsführerin nach deiner Promotion. Gibt es denn etwas, was du vielleicht vor allem jungen Menschen, die vielleicht dazu auch noch Dinge irgendwie ungewöhnlich anpacken, die sich vielleicht hier und da fehl am Platz fühlen oder nicht so ganz wohl fühlen,
Claudia
00:51:26
Gibt es denn da irgendetwas.
Christof
00:51:27
Was du ihnen mit deiner Erfahrung raten würdest,
Claudia
00:51:31
Wie sie die.
Christof
00:51:32
Dinge angehen könnten oder was ihnen weiterhelfen würde?
Claudia
00:51:36
Ich glaube, dass eine der wichtigsten Fähigkeiten in den kommenden Jahren sein wird, dass man sich rasch auf neue Gegebenheiten, in neue Technologien, in neue Bereiche einarbeiten kann. Von daher ist es letztendlich, ich will mal sagen, fast egal, welche Ausbildung man wählt, welches Studium man wählt, für was auch immer man sich entscheidet, weil heute junge Menschen, die, und das ist ja teilweise vorher schon in den letzten Jahren schon so gewesen, die heute irgendwo beginnen mit der Ausbildung, mit dem Studium oder auch mit dem ersten Job, die werden dort keine 20 Jahre bleiben. Und selbst wenn sie 20 Jahre sind, wird in 20 Jahren ihr Job komplett anders aussehen als heute. Und deswegen ist das, finde ich, das Wichtigste, was junge Menschen lernen müssen. Wie erarbeite ich mir neues Wissen? Das ist das eine. und auf das, was du gesagt hast, wenn sie sich unwohl fühlen. Wirklich auf das zu gucken und zu vertrauen. Und das kann man auch gut im Gespräch mit anderen herausfinden. Was mache ich wirklich gerne? Was macht mir wirklich Freude? Wo komme ich in den Flow? Und was kann ich so richtig gut? Auch jetzt schon. Nicht erst, wenn ich irgendetwas gelernt habe, sondern was kann ich jetzt schon richtig, richtig gut? Weil jeder Mensch bringt schon Talente und Stärken mit, die sich über die Zeit natürlich verfeinern, aber darauf zu gucken und nicht so sehr auf das zu schauen, was passiert. Ich meine, du hast noch einen kleinen Sohn, ich sollte das vielleicht nicht so sagen, aber nicht so sehr darauf zu hören und zu achten, was Eltern für einen wollen, sondern da durchaus auch mit anderen Menschen zu sprechen.
Christof
00:53:41
Ja, gut. Klingt sehr, sehr gut. Jetzt muss ich aber gleich noch eine Frage nachschieben, weil die interessiert mich selber. Weil du es auch gerade angesprochen hast in den ganzen MINT-Fächern. Man hört ja, oder ich habe es ja selber ausprobiert und ich regelmäßig, Also mache ich selbst Python-Code mit ChatGPT oder anderen LNMs. Wie sieht es denn aus, wenn jemand jetzt anfängt, MINT-Fächer zu studieren? Hat der überhaupt noch eine Grundlage in Zukunft? Oder macht das in Zukunft alles ChatGPT? Mal ganz plakativ formuliert.
Claudia
00:54:10
Das ist eine gute Frage. Ich glaube, dass das in jedem Fall Sinn macht. Weil ChatGP ist jetzt eine Möglichkeit, ein generatives Sprachmodell, mit dem ich ein bisschen was machen kann. Es gibt durchaus viele andere Anwendungsbereiche der KI, wo noch ganz andere Sachen möglich sind. Aber, und das wirst du bei ChatGPT auch feststellen, nur weil du jetzt ChatGPT bedienen kannst und da vielleicht ein bisschen Python-Code generierst, das ist ja schon mehr, als viele andere Leute können, geht es darum zu verstehen, wie funktioniert das denn? Wie bediene ich das richtig? Das ist mal das eine. Und sich vorzustellen oder eine Idee davon zu bekommen oder zu entwickeln, wofür könnte ich das alles einsetzen? Ich glaube, dass um solche Fragestellungen auch richtig beantworten zu können in der Tiefe, dass es wichtig ist, in irgendeinem Bereich auch selber mal tief eingestiegen zu sein. Und da bieten sich die MINT-Fächer, egal was es ist, einfach an, weil du lernst halt, in irgendeinem Bereich mal ganz tief einzusteigen und bestimmte technische Dinge lernst du kennen in der Tiefe. Wie löse ich ein Problem? Wie strukturiere ich das? Wie analysiere ich Probleme? Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es? Und so weiter. Und das sind einfach Fähigkeiten, die dir auch helfen, hinterher zum Beispiel auch KI-Anwendungen besser einzusetzen oder zielgerichtet einzusetzen.
Christof
00:55:43
Ja, du brauchst ja auch tiefes Wissen, um die Ergebnisse, die du dann bekommst, einordnen zu können und auch weiter benutzen zu können.
Claudia
00:55:49
Ja, genau, weil sonst passierte, ich habe irgendwann mal ChatGPT gefragt, ich wollte irgendeinen, ich habe ChatGPT gefragt statt Google nach irgendeinem Zitat und dann hat er mir ein Zitat gegeben, das sollte angeblich von Jean-Paul Sartre gewesen sein. Das hörte sich so marketingmäßig an, habe ich gedacht, das kann nicht sein. Und habe ChatGPT gefragt, ob er sich da nicht irrt und ob er nicht nochmal gucken kann, was wirklich von Sartre ist. Und dann hat sich ChatGPT bei mir entschuldigt, da hat er aber so tief halluzinisiert, ich habe schon Wortstörungsfindungen, das konnte gar nicht sein. Aber du brauchst halt eben wirklich dieses Wissen oder zumindest eine Einordnung, um verstehen zu können, ob das richtig sein kann oder nicht.
Christof
00:56:39
Ja, verstehe ich.
Claudia
00:56:40
Und das ist auch so, es gibt halt Unterschiede oder unterschiedliche Fragestellungen. Für viele Dinge reicht Google einfach aus und ist Google auch besser, als ChatGPT zu fragen. Ja.
Christof
00:56:52
Ja, sehr spannend. Liebe Claudia, wir unterhalten uns schon fast eine ganze Stunde. Für mich war es sehr spannend. Ich fand das eine sehr spannende Herausforderung. Ich habe viel gelernt über dich, aber auch über das, was du tust und auch über ChatGPT. Jetzt ganz zum Schluss nochmal. Ich bedanke mich sehr für dieses Gespräch. Ich gebe dir hiermit den virtuellen Schlüssel zu deinem Podcast wieder zurück.
Claudia
00:57:13
War toll.
Christof
00:57:14
Vielen Dank für das Interview und auf die nächsten 100 Folgen.
Claudia
00:57:18
Ja, danke Christoph, dass du das gemacht hast. Ich finde es, es war für mich eine ganz neue Erfahrung. Ich war zwar schon im Podcast zu Gast, aber in meinem eigenen Podcast. Das ist schon auch sehr speziell. Und ich freue mich, dass du dich auf dieses, darüber, dass du dich auf dieses Experiment eingelassen hast. Du hast das super gemacht. Ich habe mich total, ich habe mich wirklich wohl gefühlt in meinem eigenen Podcast.
Christof
00:57:39
Das freut mich.
Claudia
00:57:41
Und ja, sagen wir mal auf die nächsten 100 Folgen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass in den nächsten 100 Folgen du dann auch mein Gast sein wirst, weil deine Lebensgeschichte oder das, was du gemacht hast und jetzt machst, ist mindestens genauso spannend wie das, was ich gemacht habe.
Christof
00:57:57
Ja, finde ich super spannend. Würde ich mich sehr freuen. Lass uns schauen.
Claudia
00:58:01
Genau. Und damit beenden wir die 100. Folge. Schön, dass ihr uns alle zugehört habt.
Christof
00:58:07
Beenden wir die 100. Folge. Vielen Dank fürs Zuhören.
Claudia
00:58:10
Ja, das war sie, die 100. Episode. Es hat mir Spaß gemacht, mich selber einmal interviewen zu lassen und ich muss sagen, es ist viel einfacher und viel entspannter, wenn ich jemanden zu Gast habe. Und deswegen freue ich mich auf die nächsten Episoden, auf meine nächsten Gäste, auf all die Themen, die ich in diesem Podcast bewegen werde. Und ich freue mich natürlich, wenn du weiterhin zuhörst. Und wenn du es noch nicht gemacht hast, dann bitte bewerte doch gerne meinen Podcast. Denn Bewertungen und auch Kommentare dazu, ich freue mich darüber. Und vor allen Dingen sorgt das dafür, dass dieser Podcast noch mehr Menschen ausgespielt wird. Und wenn du zum Beispiel jemanden kennst, wo du denkst, oh, dieser Podcast könnte diese Person auch interessieren, leite es gerne weiter. Ich freue mich über Empfehlungen, ich freue mich auf Kommentare und natürlich auch über deine Bewertung. Aber jetzt ist endgültig Schluss. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende. Ich freue mich auf die nächste Woche, wenn dann die 101. Episode von People Purpose Profit erscheint. Bis dahin und tschüss!

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